Exotische Sachwerte: Taugen Oldtimer, Teppiche und Co. als Investment-Alternative?
Gold hat in den vergangenen Jahren große Schritte in Richtung eines Volksinvestments gemacht, so gut wie alle Bevölkerungsschichten interessieren sich für das gelbe Metall. Der Run auf Gold hat deshalb immer wieder für Lieferengpässe bei einzelnen Münzen gesorgt – und so mancher Sachwert-Anleger denkt über Alternativen zu Gold und Silber nach. Doch eignen sich Oldtimer, Teppiche oder Whisky-Flaschen zur Wertanlage? pro aurum stellt die wichtigsten der exotischen Sachwert-Investments vor. Und die Übersicht macht deutlich: Wertsteigerungen sind nicht vorhersehbar – und um überhaupt eine Chance auf Rendite zu haben, ist fundiertes Fachwissen nötig.
Malt Whisky
Ein edler Tropfen vorm Kamin, mal torfig, mal rauchig – der Genuss von Whisky hat sich längst vom Image der Altherrenbeschäftigung gelöst und ist zu einem Genuss für anspruchsvolle Alkohol-Kenner jeden Alters geworden. Vor allem einkommensstarke Zielgruppen zwischen dreißig und vierzig fragen verstärkt nach Glenfiddich und Co. Das Interesse an seltenen Malts ist gewachsen – und damit auch der Wert der edlen Getränke. Manche Raritäten haben in den vergangenen Jahren um das Fünf- bis Zehnfache zugelegt. Bis zu einer solchen Wertsteigerung ist allerdings viel Geduld nötig – und Disziplin: Whiskys für Sammler müssen jahrelang aufbewahrt werden, ein Schluck aus der Flasche ist tabu. Und in Deutschland wächst das Interesse an Whisky nicht nur zum Genuss: Whisky-Flaschen eignen sich auch als Investment. Alte Abfüllungen sind zu echten Seltenheiten geworden, denn sogar gute zwölfjährige Sorten sind rar und begehrt. Welche Wertsteigerungen möglich sind, verdeutlicht das Beispiel des Importeurs und Vertreibers Norman Shelley. Er kaufte in den 90er-Jahren 76 Flaschen Macallan von Abfüllungen aus den Jahren 1856 bis 1977 auf und konnte den Wert in wenigen Jahren um ein Vielfaches auf mehr als 300.000 Euro steigern. Allerdings ist der Weg dorthin steinig: Bis eine Flasche zur Rarität wird, kann es lange dauern. Besonders teure Flaschen lagern meist über dreißig Jahre. Und viele Sammler suchen nach Qualitäten, die kaum noch oder gar nicht mehr verfügbar sind. Gute Malts zum baldigen Genuss kosten üblicherweise zwischen 30 und 60 Euro, die Kosten für seltene Stücke klettern schnell ins Vierstellige. Raritäten wie der Glenfiddich 1937 Rare Collection kosten rund 20.000 Euro.
Oldtimer
Wenn so mancher Sachwert-Anleger von seinem „Schätzchen“ spricht, meint er nicht den Lebenspartner – sondern eine antike Karosse in der Garage. Der Handel mit Oldtimern brummt. Rund 400.000 Oldtimer sind derzeit in Deutschland zugelassen, Tendenz steigend. Und hier liegt eine Gefahr – die Preise stagnierten in den vergangenen Jahren. Zudem ist das Investment in Oldtimer eine kostspielige Angelegenheit: Restauration, Garage, Pflege und Versicherung schlagen zu Buche. Die Konsolidierung findet auf hohem Niveau statt, da der Bestand an Oldtimern deutlich zugenommen hat. Langfristig sind Oldtimer jedoch auch weiterhin als Anlage interessant. Bei ihrer Bewertung ist neben dem Baujahr und der Laufleistung vor allem der Pflege- und Erhaltungszustand des Fahrzeugs relevant. Es gibt Noten von 1 bis 5, die zuletzt 2007 von Classic Data überarbeitet wurden. Die Bestnote gibt es für ein makelloses Fahrzeug, die Note 5 wird für Oldtimer vergeben, die nicht fahrbereit sind.
Parfum
Wer ein seltenes Parfum besitzt, kann sich über stattliche Wertzuwächse freuen – allerdings ist viel Geduld nötig, um einen passenden Käufer zu finden. Weltweit sind auf dem Investmentmarkt für Parfums nur maximal 200 ernsthafte Käufer unterwegs. Bereits lange vor der Einführung des Duftes Chanel N* 5 am 5. Mai 1921 aus dem Hause Chanel waren Düfte für Spezialisten beliebte Anlageprodukte. Die wichtigsten Handelsplätze sind heute Paris und Genf. Lalique, Baccarat sowie die Designer Henriette Gabilla, Lucien Gaillard, Paul Poiret und Julien Viard zählen zu den bevorzugten Herstellern. Das Interesse der Anleger gilt allerdings nicht nur den Düften selbst, sondern auch den Duftgefäßen. Laliques austernschalenförmiger „Trésor de la Mer“ aus dem Jahr 1936 hält bislang den Preisrekord mit 216.000 Dollar. Die Preise für viele Flaschen haben sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren locker verdoppelt. Allerdings sucht die Investmentgemeinde händeringend nach Nachwuchs. Die meisten Sammler sind alt, es interessieren sich kaum junge Menschen. Neulinge sollten sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren. Fundiertes Fachwissen ist ebenfalls nötig – auf dem Markt sind viele Fälschungen zu finden. Zudem tolerieren Anleger keine Macken: Der kleinste Schaden schmälert den Wert der Flasche, Kratzer und Stöße sind tabu. Außerdem ist eine aufwendige Pflege nötig, die Flaschen sollten wöchentlich gereinigt werden, zu starker Lichteinfall ist zu vermeiden. Ebenso sorgfältig sollte die Verpackung aufbewahrt werden, auch sie hat einen Liebhaberwert.
Porzellan
Es muss nicht immer der Standard-Becher vom schwedischen Möbelhaus sein – künstlerisch anspruchsvolles Porzellan, handgefertigt in Mini-Auflagen, erfreut spezialisierte Anleger. Allerdings ist eine Rendite mit den seltenen Stücken aus Meißen oder Fürstenberg nur möglich, wenn Anleger über umfangreiches Hintergrundwissen verfügen. Das „weiße Gold“ erzielt auf internationalen Auktionen immer wieder Spitzenpreise. Es zählt zu den beliebtesten Sammelobjekten der Deutschen. Begehrt sind vor allem Stücke aus dem 18. Jahrhundert, als das „weiße Gold“ eine königliche Leidenschaft war. Die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) in Meißen ist seit 1763 ein Markenzeichen, welches für Anmut und Eleganz steht. Und große Namen stehen auch im Fokus von Investoren. Allerdings gilt Porzellan nur in Ausnahmefällen als geeignetes Anlageprodukt. Manufakturgeschirre, die handwerklich einzigartig sind, erzielen Spitzenpreise, ebenso Unikate und limitierte Editionen von Interesse. Wertsteigerungen waren in den vergangenen Jahren vor allem bei Porzellanen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, bei Originalausformungen und Porzellan mit prominenten Vorbesitzern oder aus berühmten Sammlungen zu beobachten. Eine starke Nachfrage kommt derzeit aus Russland – hier entdeckt die Mittel- und Oberschicht das weiße Gold als Statussymbol.
Teppiche
Vor einem Jahr sorgte eine Auktion für Aufsehen: Das Auktionshaus Christie’s versteigerte einen Perserteppich für sieben Millionen Euro. Doch die eigentliche Sensation ereignete sich vorher: Ein kleines Auktionshaus in Bayern hatte den Perserteppich mit einem Mindestpreis von 900 Euro angeboten und für 20.000 Euro an einen neuen Besitzer verkauft, der das Stück daraufhin bei Christie’s zu einem Vielfachen des Einsatzes versilberte. Als die Geschichte des Stückes bekannt wurde – der Teppich befand sich lange Zeit im Besitz der französischen Kunstmäzenin Comtesse de Béhague –, wurden zahlreiche Investoren auf das Stück aufmerksam und trieben den Preis in die Höhe. Ein prominenter Vorbesitzer wirkt sich also wertsteigernd auf das Objekt aus. Die Nachfrage aus Asien, vor allem aus Indonesien, hat sehr stark zugenommen, auch aus Italien, Deutschland, England und den USA kommen Gebote bei Auktionen. Und auch reiche Russen sind verstärkt bei Versteigerungen zu beobachten. Gute Stücke kosten vierstellige oder gar fünfstellige Summen, zudem ist viel Wissen erforderlich. Denn bei antiken Teppichen wird individuell bewertet. De Bedeutung des Stücks in seiner Gruppe, Farbe, Erhaltung, seinem Flor und seinen anderen Details entscheidet über den Preis. Und sogar Teppichfragmente erzielen derzeit Höchstpreise. Allerdings ist auch der Markt für Orientteppiche stark den Modegeschmäckern unterworfen, sodass Prognosen über künftige Boom-Gebiete kaum möglich sind.
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