Von dauerhaftem Wert
Für viele Value-Investoren sind die Edelmetalle und natürlich allen voran Gold eine Anlageform, die sie meiden wie der Teufel das Weihwasser. Ob zu Recht, wollen wir in diesem Artikel herausfinden.
Warren Buffett winkte ab, als er auf der letzten Hauptversammlung von Berkshire Hathaway nach Gold gefragt wurde: „Totes Kapital.“ Der Ökonom Milton Friedman bezeichnete es als barbarisches Relikt, und die allermeisten Goldbugs mussten sich mehr als einmal die Einwände ihrer Freunde oder des besorgten Bankberaters anhören, dass Gold keine Zinsen abwerfe, und vor allem, dass man es nicht essen könne.
Natürlich kann man Gold nicht essen, aber welche Kapitalanlage ist denn schon ein Genussmittel? Gerade die vermeintlich sicheren (Staats-)anleihen dürften sich in den kommenden Jahren als völlig unbekömmlich und unverdaulich erweisen. Der Einwand zielt auch eigentlich auf etwas anderes ab. Da Gold als ultimative Krisenversicherung angepriesen wird, geht der Laie davon aus, dass jenes Edelmetall eben in der Krise zur Anwendung kommen muss. Dies ist aber eine falsche Wahrnehmung. Gold ist das Instrument, um sein Vermögen durch große Krisen zu bringen. Es ist das einfachste und sicherste Vehikel, sein Kapital aus dem alten, untergehenden System in das sich dann irgendwann konstituierende neue System zu transferieren. Wer darauf angewiesen ist, während der Krise sein Gold einzusetzen, der dürfte damit eher nicht den erhofften Wohlstandsgewinn bzw. -erhalt erzielen. Wer beispielsweise in der Übergangszeit nach dem 2. Weltkrieg die gehortete Unze Gold in Lebensmittel umtauschen wollte oder gar musste, der erhielt für sein Gold auf dem Schwarzmarkt nur einen sehr bescheidenen Gegenwert. Wer jedoch am Tag der DM-Einführung die Unze Gold gegen das neue Geld eintauschte, besaß plötzlich ein „Startvermögen“, das dreimal größer war als das der übrigen Deutschen, die sich mit dem anfänglichen Kopfgeld von 40 DM begnügen mussten.
Keine Zinsen?
Dass Gold keinerlei Zinsen abwirft, ist hinlänglich bekannt. Allerdings stimmt dies so nicht ganz: Der Goldbesitz wird dem Kleinanleger nicht verzinst. Verleihen Zentralbanken jedoch ihr Gold an die Bullionbanks, verlangen sie durchaus Zinsen hierfür. Der Grund weshalb Gold für den normalen Anleger keinen Zinsertrag generiert, ist banaler Weise in unserem Geldsystem zu finden: Da nur das staatliche Zwangsgeld legales Zahlungsmittel ist, finden alle (oder zumindest die allermeisten) Transaktionen in selbigem statt – ebenso die Kreditaufnahme und -vergabe. Könnte man einen Kredit in Gold vergeben, würde der entsprechende Gläubiger selbstverständlich auch Zinsen (in Gold) dafür erhalten.
Jährliche Performance
Wirklich relevant im Zusammenhang mit den Zinsen ist jedoch die Entwicklung des Goldpreises gegenüber anderen Anlageklassen. Nimmt man das Jahr 1969 als Berechnungsgrundlage schlägt Gold den Dow Jones mit einer jährlichen Performance von 9,5% gegenüber 6,4% um Längen. Der Fairness halber sei hier angemerkt, dass im Jahr 1969 das Edelmetall am Anfang eines neuen Bullenmarkts stand, der Dow hingegen den Höhepunkt seiner damaligen Hausse erreicht hatte. Außerdem ist der Dow ein Kursindex, Dividendenzahlungen werden also in ihm nicht berücksichtigt. Geht man vom Jahr 1933 aus, hält sich Gold immer noch recht wacker: Stieg der Dow hier um 6,6% jährlich, so waren es beim gelben Metall immerhin 5%. Nimmt man einen vollständigen Zyklus als Grundlage (also vom Beginn eines Bullenmarkts bis zum Ende der daran anschließenden Baisse), so versiebenfachte sich Gold von 1969 bis 1999. Auch hier musste sich das Edelmetall nicht verstecken, der Dow verachtfachte sich während seines Zyklus von 1980 bis 2009. Den DAX schlug Gold sogar in seinem Zyklus von 1980 bis 2003. Der Deutsche Leitindex legte in diesem Zeitraum lediglich eine Verfünffachung hin. Dies ist schon erstaunlich, ist der DAX doch ein Performanceindex (Dividenden werden miteinbezogen) und dessen Zusammensetzung auch unter Performancegesichtspunkten (also der Entwicklung der Marktkapitalisierung) optimiert wird.
Fazit
Der schlechte Ruf des Goldes gegenüber den Aktien ist eigentlich nicht gerechtfertigt. Das Edelmetall kann hier durchaus mithalten. Gerade wenn man den Faktor des „Nicht-Pleite-Gehen-Könnens“ in die Bewertung mit einfließen lässt. Sicherlich dürften Stock Picker eine deutlich bessere Performance hinlegen, aber wer hat schon eine Nase wie Warren Buffett?
von Ralf Flierl