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Uwe Bergold: „Ein Goldpreis von 5.000 bis 10.000 US-Dollar ist eine Zwangsläufigkeit“


Der Edelmetallexperte Uwe Bergold prognostiziert im Interview mit pro aurum einen Goldpreis von 5000 bis 10.000 Dollar je Feinunze. „Im Jahr 1980 hatten wir das letzte historische Hoch. Wenn wir die damalige Inflationsberechnungsmethode zugrunde legen, dann entspräche das Hoch aus dem Jahr 1980, das bei 850 US-Dollar lag, einem heutigen Goldpreis von etwa 7000 US-Dollar je Feinunze. Mein Kursziel liegt dementsprechend zwischen 5000 und 10.000 US-Dollar. Dabei unterstelle ich noch nicht einmal das weitere Aufblähen der Geldmenge, was sich jedoch zwangsläufig ableiten lässt“, sagt Bergold. Als Hauptfaktor für weiter einen weiter steigenden Goldpreis macht er die negative Realverzinsung aufgrund der weiter zunehmenden Überschussliquidität aus – „ablesbar an den stark aufgeblähten Zentralbankbilanzen.“



Herr Bergold, Sie schreiben als Partner von pro aurum regelmäßig Analysen für die neue Website. Welchen Stellenwert haben gute Informationen für Sie?


Eine wichtige Zielsetzung von pro aurum ist es, den Edelmetallmarkt weiterzuentwickeln und die Kunden und Partner mit relevanten Informationen zu versorgen. Vor diesem Hintergrund ist es essentiell, dass pro aurum auch in den Medien und auf der Unternehmenswebseite als Experte wahrgenommen wird. Ich persönlich kann auf eine 11-jährige Erfahrung im Edelmetallgeschäft zurückblicken. Diese Erfahrungswerte gebe ich gerne an pro aurum-Kunden weiter.
 

Welches Wissen braucht man Ihrer Meinung nach, um erfolgreich in Edelmetalle investieren zu können?

Das Verständnis für zusammenhängende Kapitalmarktverhältnisse ist der wesentliche Punkt. Hierbei spielt insbesondere die Geschichte und die makroökonomische, also die langfristige Zyklik eine herausragende Rolle. Diese Zyklik kann im Prinzip dargestellt werden durch wechselseitige Phasen von wirtschaftlicher Expansion und wirtschaftlicher Kontraktion. Diese Phasen des Auf- und Abschwungs haben eine durchschnittliche Dauer von 18 Jahren. Seit dem Jahr 1999 befinden wir uns in einer Kontraktionsphase, in der Smart-Investoren vom Aktienmarkt in den Rohstoffmarkt wie z.B. Gold wechseln. Wir haben aktuell also noch etwa vier bis fünf Jahre, bis das Ende der Hausse statistisch zu erwarten ist. In der Geschichte konnte man jedoch immer wieder Abweichungen hiervon feststellen: Es gab längere und kürzere Haussen in der Vergangenheit. Die längste dauerte 20 Jahre an, die kürzeste 13 Jahre.

Eines ist für mich jedoch sicher: In diesem Jahrzehnt wird es wieder zu einem Wechsel in der makroökonomischen Zyklik kommen, d.h. Investoren sollten dann wieder vom Rohstoff-/Edelmetallmarkt in den Aktienmarkt wechseln.


Sie haben schon zu Beginn der aktuellen Goldhausse den zu erwartenden Trend klar benannt. Was wussten Sie vor zehn Jahren, was vielen anderen so nicht klar war?

Für mich steht wie bereits erwähnt immer die historische Kursentwicklung und nicht das „Tagesrauschen“ im Fokus meiner Anlageentscheidungen. Vor dem Hintergrund dieser langfristigen Betrachtungen habe ich erkannt, dass der Aktienmarkt damals fundamental sowie markt- und sentimenttechnisch historisch einmalig überkauft war. Gleichzeitig war der Edelmetallmarkt zum Millenniums-Wechsel extrem überverkauft. Aber natürlich gehört für das exakte Timing auch Glück dazu – wir sind im März 2000 aus dem Aktienmarkt ausgestiegen und genau ein Jahr später in den Edelmetallmarkt eingestiegen. Rückblickend war dies natürlich eine goldrichtige Entscheidung.


Können Sie bitte beschreiben, wie Ihre persönliche Edelmetallstrategie aussieht?

Die ist ganz einfach: Ich kaufe seit 11 Jahren Gold und Silber in physischer Form und Gold- und Silberminenaktien. Ich habe heute noch Gold- und Silberminen im Portfolio, die ich vor 11 Jahren erworben habe. Besonders in Korrekturen sollten Anleger nachkaufen, wenn Liquidität vorhanden ist. Der aktuelle Bullenmarkt wird bis zur Mitte des Jahrzehnts intakt sein, deshalb gibt es für mich derzeit nur eine Edelmetallstrategie: Halten oder nachkaufen.
 

Wie sollten Anleger Ihr Portfolio derzeit strukturieren?

Portfolios müssen immer individuell nach der persönlichen Risikoneigung strukturiert werden. Man sollte in die drei Anlageklassen Aktien, Immobilien und Rohstoffe zu je 30 Prozent investieren. Nach meiner Empfehlung würde man das Drittel Rohstoffe in physisches Gold und Silber anlegen. Die Anlageklasse Aktien empfehle ich seit 11 Jahren mit Rohstoff- und Edelmetallaktien zu bestücken. Zu den 30 Prozent Immobilien gehören bei mir das Eigenheim und Waldimmobilien. Anleihen würde ich derzeit komplett meiden, da die Bond-Blase aktuell platzt. Das erkennt man an den stark gestiegenen Zinsen in Spanien, Italien und Griechenland. Die restlichen 10 Prozent würde ich als Liquidität vorhalten.


Welche Faktoren werden Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten den Goldpreis beeinflussen?

Das ist meiner Einschätzung nach derselbe Faktor, der den Goldmarkt schon in den vergangenen Monaten und Jahren beeinflusst hat: Die negative Realverzinsung aufgrund der weiter zunehmenden Überschussliquidität – ablesbar an den stark aufgeblähten Zentralbankbilanzen.


Wie lautet Ihr langfristiges Kursziel beim Gold?

Im Jahr 1980 hatten wir das letzte historische Hoch. Wenn wir die damalige Inflationsberechnungsmethode zugrunde legen, dann entspräche das Hoch aus dem Jahr 1980, das bei 850 US-Dollar lag, einem heutigen Goldpreis von etwa 7000 US-Dollar je Feinunze. Mein Kursziel liegt dementsprechend zwischen 5000 und 10.000 US-Dollar. Dabei unterstelle ich noch nicht einmal das weitere Aufblähen der Geldmenge, was sich jedoch zwangsläufig ableiten lässt.

Bis vor wenigen Jahren hatten wir es mit einem Finanzmarkt zu tun, der von echten Investoren und Geldanlegern, Verbrauchern und konjunkturellen Entwicklungen geprägt war. Das hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend geändert. Mittlerweile sind viele Zocker am Werk, die die Finanzmärkte manipulieren. Wie schwer sind Prognosen vor diesem Hintergrund für die Entwicklung des Goldpreises?

Eines ist richtig: Aufgrund der massiv monetären Eingriffe seitens der Zentralbanken ist es nicht mehr möglich, aussagekräftige Prognosen über kurz- und mittelfristige Zeiträume abzugeben. Die Volatilität, die in den letzten Jahren massiv anstieg, wird künftig noch weiter zunehmen. Aber die „Zocker“ können höchstens das Tagesrauschen beeinflussen. Übergeordnete Trends laufen jedoch unbeeindruckt von Regierungen, Zentralbanken oder großen Hedgefonds-Managern ab. Und der übergeordnete Trend ist derzeit ein intakter Aufwärtstrend beim Gold aufgrund der negativen Realverzinsung. Dieser Trend wird solange anhalten, wie die verzinsten Anlageklassen Aktien, Immobilien und Festverzinsliche real inflationsbereinigt verlieren – und dies ändert auch kein Hedgefonds und keine Zentralbank.

Sie managen die Mischfonds GR Dynamik, NOAH - Mix und den pro aurum ValueFlex mit aktuellem Schwerpunkt auf Rohstoff- und Edelmetallaktien. Diese hinken dem Goldpreis derzeit etwas hinterher. Was spricht für Sie in den kommenden Monaten und Jahren für eine gute Performance in diesem Bereich?

Seit fast acht Jahren entwickeln sich die Edelmetallaktien schlechter als die physischen Edelmetalle. Sie hinken komplett hinterher. Die Bewertung bei den Edelmetallaktien ist aktuell vergleichbar mit der Zeit, als der Goldpreis bei 600 US-Dollar je Feinunze stand. Derzeit erleben wir in diesem Segment also eine historische Unterbewertung. Seit sechs Jahren kämpfen die Edelmetallaktien mit einem Ausbruch über das Allzeithoch von 1980. Das haben sie seitdem nicht signifikant geschafft. Wenn dieser Ausbruch kommt, dann beginnt die eigentliche Hausse der Edelmetallaktien. Ich glaube, dass wir in den kommenden 12 bis 24 Monaten eine explosive Aufholjagd bei den Edelmetallaktien im Vergleich zum Goldpreis erleben werden. Wir haben momentan einen historisch nachweisbaren Hebel der Goldminen im Verhältnis zum Goldpreis von 2 bis 3.  

von Benjamin Summa, Unternehmenssprecher von pro aurum