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Warum gibt es blitzartige Preisschocks beim Gold?

Geben Zentralbanken die Richtung vor?

Der Kapitalmarktexperte Dimitri Speck hat am Mittwoch vor über 120 Zuhörern im Münchner Goldhaus von pro aurum einen Vortrag zum Thema „Goldpreismaniulationen“ gehalten – hier eine Zusammenfassung.

„Wer die Entwicklung des Goldpreises tiefergehend untersucht oder ihn auch nur regelmäßig beobachtet, entdeckt bestimmte Auffälligkeiten im Kursverhalten. Seit einigen Jahren sind beispielsweise gehäuft schockartige Preisrückgänge zu beobachten, so gerät der Goldpreis auffallend oft beispielsweise um 10 Uhr New Yorker Zeit stark unter Druck. Ich gehe nicht davon aus, dass es sich hierbei um Zufälle handelt“, sagte Speck.

Gold sei kein Verbrauchsgut wie Lebensmittel oder Treibstoff, sondern ein Anlagegut, das nicht verbraucht werde. „Gold kann auch nicht wie ein Unternehmen oder Staat einfach pleitegehen oder wie Papiergeld beliebig nachgedruckt werden. Deshalb stellt Gold, in geringerem Maße auch Silber, eine eigene Anlageklasse dar und deswegen funktionieren am Goldmarkt schockartige Interventionen“, so der Experte.

Dimitri Speck benannte klar die Verantwortlichen für die Interventionen im Goldmarkt. Ursprünglich hätten nur Zentralbanken die Möglichkeit gehabt, in einem derartigen Ausmaß den Goldpreis nachhaltig zu beeinflussen. „Aufgrund des Umweges via Goldleihe – die Zentralbanken leihen ihr Gold an so genannte "Bullion Banks", also spezialisierte Geschäftsbanken, kamen diese mit ins Spiel“, sagte Speck. Diese privaten Institute manipulierten den Preis aber auch direkt und seien heute zumindest für einen Teil der schockartigen Rückgänge verantwortlich.


Phasen der Goldpreismanipulation

Die erste Phase der Goldpreismanipulation sieht Speck im Zeitraum vom 5. August 1993 bis 21. November 1996. Damals hätten geldpolitische Motive der Zentralbanken im Vordergrund gestanden. Das Ziel sei gewesen, den Goldpreis unter 400 Dollar je Feinunze zu halten.

In der Zeit vom 22. November 1996 bis 18. Mai 2001 macht Speck die zweite Phase aus – der Goldpreis wurde auf unter 250 Dollar gedrückt. Damals haben laut Speck die Interessen der privaten Finanzhäuser dominiert, die Gold von den Zentralbanken geliehen hatten. Sie waren Gold schuldig und wollten zur Gewinnsteigerung einen tieferen Preis. „Sie versuchten sogar einige Zentralbanken selbst zu beeinflussen, Gold zu verkaufen, damit der Preis fällt“, sagt Speck.

Die dritte Phase dauert nach Meinung von Speck seit dem 19. Mai 2001 bis heute an. Ziel von Eingriffen sei jetzt nicht mehr die Drückung, sondern der „regulierte Anstieg“ des Goldpreises.
 

Ziele der Goldpreismanipulatoren
 

  • Geringere Inflationserwartungen
  • Niiedrigere Kapitalmarktzinsen
  • Besserer Absatz von Treasuries
  • höherer Dollar
  • Stabilisierung der Finanzmärkte
  • Schutz der Gewinne der Carry-Trader

  • Ausblick

    Dimitri Speck sagte aber auch, dass es für die Manipulatoren schwieriger geworden sei. Denn inzwischen nutzten sie schwerpunktmäßig die Terminmärkte und blitzartige Preisschocks. Physisches Material durch Verleihungen stellten sie hingegen nur noch phasenweise, wie in der Finanzmarktkrise 2008, zur Verfügung. „Die Manipulatoren können den Preisanstieg seit Jahren nicht mehr verhindern, sie schaffen es nur noch, ihn zu begrenzen. Es wäre aber unseriös, eine Prognose über die Dauer dieser Maßnahmen abzugeben. Wir sind weltweit in einem Zustand hoher Verschuldung. Ein mögliches Szenario für die Zukunft ist deshalb Inflation. Wenn diese eintreten sollte, sollte auch Gold weiter steigen. Für Zentralbanken dürfte es dann schwieriger und vielleicht auch uninteressanter sein, den Goldpreis zu drücken“, sagte Speck.
     

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