Spar-Alternativen: Anlageklassen im Vergleich
Auf der Suche nach einer passenden Anlageklasse übersehen viele Investoren ein Vehikel, welches eine längere Tradition hat als die derzeit beliebten Spekulationsobjekte: Seit Jahrhunderten nutzen Anleger vor allem physisches Gold und Silber als Vermögensschutz. Sie sind, anders als Besitzer von Aktien oder Anleihen, vor einem Totalverlust geschützt. Und damit nicht genug: Die Kaufkraft von Währungen sinkt Jahr für Jahr aufgrund der Inflation, dem Goldpreis dagegen wird vor allem auf lange Sicht ein hohes Maß an Kaufkrafterhalt attestiert. Mit einem Anteil zwischen 10 und 20 Prozent sollten Edelmetalle ins Gesamtvermögen integriert werden. Denn Gold und Silber werden fast überall auf der Welt gehandelt. Es ist beliebt, weil es sich, anders als Papiergeld, nicht über Druckmaschinen beliebig vermehren lässt. Es sprechen also viele Gründe für Gold – und trotzdem entscheiden sich die meisten Anleger in Deutschland weiterhin für Aktien oder das gute alte Sparbuch. Warum sie sich damit in einer trügerischen Sicherheit wiegen, zeigt ein kritischer Vergleich der wichtigsten Anlageklassen im Jahr 2015:
Lebensversicherungen: Während Börsenspekulanten über den geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank jubeln, leiden vor allem diejenigen unter den Nullzinsen, die jeden Tag für ihr Geld hart arbeiten: Sparer, die mit einer Lebensversicherung für die Zukunft vorsorgen wollten. Denn die goldenen Zeiten bei der Lebensversicherung sind längst vorbei – zwischen 1986 und 2000 lag die Mindestverzinsung der Policen noch bei 3,5 bis 4,0 Prozent, im Jahr 2015 war sie auf einem Rekordtief bei 1,25 Prozent verharrt – und erste Versicherungskonzerne bieten inzwischen sogar Lebensversicherungen ohne lebenslangen Garantiezins an. Offenbar haben die Versicherungskonzerne allergrößte Probleme, selbst einen geringen Zinssatz dauerhaft für ihre Kunden zu sichern. Und wenn zur Bewältigung der nach wie vor ungelösten Schuldenkrise weitere Schuldenschnitte anstehen oder Schuldner sogar komplett ausfallen sollten, könnte es für die Besitzer von Lebensversicherungen noch schlimmer kommen.
Aktien: Grundsätzlich zählen Unternehmensanteile zu den sinnvollen Sachwertinvestments, weil hier ein kleiner Teil des jeweiligen Unternehmens mit all seinen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten verbrieft wird. Allerdings haben die vergangenen Monate gezeigt, dass die Börse keine Einbahnstraße ist, Kursschwankungen fallen mitunter relativ hoch aus. Doch immer weniger Unternehmen erwirtschaften ordentliche Gewinne und können weiterhin attraktive Dividendenrenditen bieten – oft werden diese durch Kursverluste an der Börse innerhalb weniger Tage aufgefressen. Aktien sind also eine Spekulation mit ungewissem Ausgang. Denn es kommt an der Zins- und der Konjunkturfront zu massiven Verwerfungen, inzwischen werden die Kurse an der Börse von der Politik der Notenbanken getrieben. Fundamentale Fakten sind dagegen in den Hintergrund gerückt. Und dieser Zustand wird von vielen Beobachtern als Vorstufe zu einem Crash verstanden.
Tagesgeld/Festgeld: Wenn die Inflation sowie die steuerliche Belastung von Sparguthaben eingerechnet wird, sind Tages- und Festgeldkonten derzeit keine sinnvolle Möglichkeit zum Vermögensaufbau. Denn das Zeitalter der Hochzinsen bei Direktbanken ist längst vorbei, inzwischen müssen sich Sparer mit mickrigen Beträgen unterhalb von einem Prozent zufrieden geben, Zinsen über diesem Niveau gibt es in der Regel ausschließlich für Neukunden und nur zeitlich begrenzt. So bleiben Tages- und Festgeld in Anbetracht der Geldpolitik der EZB, die ihr Ziel einer Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent auch auf lange Sicht kaum erreichen dürfte, eine Nullzinsfalle.
Anleihen: Sie galten als das Allheilmittel gegen Mini-Zinsen: Anleihen waren in den vergangenen Jahren bei Investoren beliebt, weil sie recht hohe Zinsen in Verbindung mit einem Absicherungsversprechen der deutschen Bundesregierung boten. Doch auch wenn Angela Merkel ihr Versprechen, laut dem die deutschen Sparer in der europäischen Staatsschuldenkrise dauerhaft gesichert seien, noch nicht auf den Prüfstand stellen musste, hat sich die Stimmung gedreht: Überdurchschnittliche Zinsen bieten inzwischen nur noch Schuldner mit schlechter Bonität. Wer sein Geld einem seriösen Schuldner wie der Bundesrepublik Deutschland leiht, musste bis vor Kurzem noch Geld draufzahlen. Inzwischen liegen die Zinsen bei deutschen Staatsanleihen wieder etwas höher, jedoch immer noch im minimalen Bereich.
Immobilien: Betongold ist seit Jahren in Mode und die Antwort der meisten konservativen Sparer auf die Nullzins-Falle. Immerhin führt der Kauf einer Immobilie vielerorts zu einer geringeren monatlichen Belastung als die Miete eines vergleichbaren Objekts. Doch der Markt hat sich längst überhitzt, in Boom-Regionen wie München oder Hamburg werden Mondpreise für Mini-Wohnungen verlangt. Und wer sein Erspartes in ein Haus steckt und die Niedrigzinsen der Baufinanzierer nutzt, erlebt nach vielen Jahren ein böses Erwachen – am Ende der Zinsbindungsfrist wird der Kredit deutlich teurer und hat schon so manches Finanzierungsmodell durcheinandergewirbelt. Immobilienmärkte sind für Außenstehende zudem kaum überschaubar – innerhalb von Regionen und häufig auch innerhalb einer Stadt oder eines Stadtteils sind unterschiedliche Entwicklungen der Preise und der Wohnqualität zu beobachten, die ein Laie kaum durchschauen kann. So kann sich ein als Vermögensschutz gedachtes Immobilieninvestment schnell zu einer Belastung entwickeln, wenn die Region von einer Abwanderungswelle erfasst wird.
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