Kontakt

Wie das Schulden-Schneeballsystem funktioniert

Dr. Michael Grandt

Die Euro-Krise verschärft sich. Doch nach Außen hin propagieren die politischen Schönredner »Alles ist gut«. Aber ich warne Sie: Der Schulden-Crash wird immer wahrscheinlicher.

Eine Anleihe (Bond) ist eine Art Schuldverschreibung. Der Käufer (Gläubiger) einer Anleihe »leiht« einem Unternehmen (Unternehmensanleihe), Bank (Bankanleihe) oder einem Staat (Staatsanleihe) Geld. Es wird der Zeitpunkt festgelegt, wann das Geld (mit Zinsen) zurückgezahlt werden muss.

Der Gläubiger muss die Anleihe aber nicht bis zur Fälligkeit behalten, sondern kann sie auch vorher an der Börse verkaufen. Anleihen sind also ein klassisches Instrument, um Fremdkapital ohne Bereitstellung zusätzlicher Sicherheiten (wie etwa bei einem Bankkredit) zu beschaffen.

Das hat eine lange Tradition: Schon im 14. Jahrhundert liehen sich die italienischen Stadtstaaten Geld bei ihren Bürgern. Der Grund war die Finanzierung von Kriegen. Das Prinzip der Anleihe war geboren. Aber auch das der Staatsverschuldung, denn um neue Kriege bezahlen zu können, lösten die Stadtstaaten einfach ihre alten Anleihen mit immer neuen ab. So wurden also Schulden mit Schulden bezahlt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

 

Egal, was man Ihnen einreden will: Staatsanleihen sind nicht sicher

Wem würden Sie im privaten Bereich Ihr Geld borgen? Ich nehme an demjenigen, dem Sie vertrauen und von dem Sie wissen, er wird den »Kredit« samt Zinsen zurückbezahlen?

Aber würden Sie auch jemandem Ihr Geld leihen, der bereits so viele Kredite aufgenommen hat, dass er schon alleine für die Bezahlung der Zinsen einen neuen Kredit von Ihnen verlangt, weil seine Einnahmen dafür nicht mehr ausreichen? - Nein?

Das ist, vereinfacht ausgedrückt, das Prinzip von Staatsanleihen. Derjenige, der eine Anleihe kauft, ist also Gläubiger geworden, denn er hat Geld verliehen.

Früher galten Staatsanleihen (jedenfalls bei den meisten europäischen Ländern) als »bombensicher«. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute tragen Staatsanleihen bestimmter Länder ein höheres Risiko in sich als die höchst spekulativen Derivate.

Schon Gerüchte, dass ein Staat in Finanznot geraten könnte, reichen aus, um seine Anleihenkurse fallen zu lassen, weil dann niemand mehr seine Bonds halten will. Vertrauen und Misstrauen sind schon seit Jahrhunderten die wichtigsten Parameter, wenn es um die Werthaltigkeit von Staatsanleihen geht.

 

Wie das Schulden-Schneeball-System funktioniert

Täglich hören wir Meldungen über eine immer höhere Verschuldungen der Staaten. Aber nur wenige wissen, was eigentlich hinter diesem Begriff steckt. Bei wem sind die Länder überhaupt verschuldet und warum profitieren ausgerechnet die Banken von dem Zusammenbruch des Finanzsystems, den sie selbst herbeigeführt haben?

Zunächst einmal verschulden sich Staaten dadurch, dass sie Staatsanleihen verkaufen. Die Bürger oder die Käufer (Gläubiger) leihen dem Staat also Kapital und erhalten es als Belohnung nach Ende der Laufzeit plus Zinsen zurück. Oder anders ausgedrückt: Derjenige, der eine Anleihe kauft, gibt dem Staat einen »Kredit«.

Staatsanleihen werden demnach ausgegeben, um die Schulden mit »Fremdkapital« zu tilgen. Aber um die Zinslast der auslaufenden Anleihen bewältigen zu können, werden immer wieder neue Anleihen aufgelegt. Es ist dasselbe Muster wie bei einem Schneeballsystem.

Die Entschuldung funktioniert normalerweise so, dass der Staat die Anleihe zurückzahlt und die Schulden damit tilgt. Das ist in der Theorie so, denn die meisten Staaten tilgen nicht, sondern erneuern ihre Schulden, indem sie jedes Jahr zusätzlich neue »draufpacken«, sprich neue Anleihen herausgeben. Die Zinslast erhöht sich also kontinuierlich.

Doch durch die Finanzkrise ist ein Paradoxon aufgetreten: Die Banken, die bisher die deutschen Staatsanleihen übernahmen, erhalten nun selbst staatliche Hilfe aus den durch die Staatsanleihen gewonnenen Mitteln. Sie werden also selbst zu direkten Kapitalempfängern. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Der Schulden-Crash wird immer wahrscheinlicher.

Bevor Sie Ihr Kapital also in risikoreiche Staatsanleihen stecken, deren Wert nur durch einen Aufdruck auf einem Papier definiert wird, kaufen Sie lieber Gold und Silber. Die Edelmetalle bieten einen Krisen- und Inflationsschutz und werden Sie auch bei einer Währungsreform nicht enttäuschen.
 



Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.

Michael Grandt hat über 1.000 Contents verfasst und bisher 24 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Vorsicht Lebensversicherung!“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.
Im GeVestor-Verlag gibt er seit kurzem seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus https://www.gevestor.de/shop/details/unter4augen.html , der die Vermögenssicherung fokussiert.

2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.