Wie Vertrauen in Währungen zurückgewonnen wird
Gastkolumne von James Turk
Vor einem Jahr lehnte Axel Weber überraschend den Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank ab, kurze Zeit darauf dankte er auch als Präsident der Bundesbank ab. Das Wall Street Journal berichtete damals, Webers Entscheidung habe "einen Grundpfeiler der Strategie [Angela Merkels] erschüttert, mit der das Vertrauen der Deutschen in den Euro wiederhergestellt werden sollte." Im Artikel heißt es weiter, sie „hatte gehofft, das Vertrauen der Deutschen in die Einheitswährung durch die Ernennung eines Deutschen zum EZB-Chef zurückgewinnen zu können.“
Das Vertrauen der Deutschen hatte sich die Bundesbank verdient: Über fünfzig Jahre hinweg hatte sie der Deutschen Mark eine Stabilität verliehen, die andere Zentralbanken nie erreichen konnten – mit Ausnahme der Schweizer Nationalbank, die eine ähnliche Politik auf Grundlage der geldpolitischen Disziplin der Deutschen betrieb.
Deutschland muss weiter auf die Wahl eines Deutschen ins Spitzenamt der EZB warten, da schließlich Mario Draghi mit dieser Aufgabe betraut wurde. Folglich musste Frau Merkel andere Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in den Euro zu stärken. Zahlreiche Maßnahmen wurden auch ergriffen, doch alle politischen Entscheidungsträger der Eurozone übersehen offenbar die naheliegendste der vertrauensbildenden Maßnahmen: Die ordnungsgemäße Bilanzierung und Auflistung der Goldbestände der Zentralbanken.
Sollte das Währungsexperiment erfolgreich verlaufen, so wäre die korrekte Gold-Bilanzierung das Tüpfelchen auf dem i. Sie wäre nicht wirklich ein großes Vertrauensplus für eine Währung, die sich mit der Zeit erfolgreich bewährt. Aber viele haben nach wie vor ihre Zweifel, ob der Euro überhaupt im Umfeld zweier Krisen überleben kann, die sich gegenseitig durchdringen – eine Staatsschuldenkrise und eine Solvenzkrise auf Seiten der Banken. Wer sich um die Zukunft des Euro und auch des gesamten europäischen Bankensystems sorgt, kann zumindest etwas Trost darin finden, dass die Goldmengen, die in den Tresoren der einzelnen europäischen Zentralbanken verwahrt werden, insgesamt ausreichen würden, um einer Nachfolgewährung des Euro eine stabile Basis zu bieten – sollte dieser Schritt notwendig werden.
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