Irrationaler Überschwang 3.0 - Standardaktien extrem überbewertet
Im Jahr 2000, genau zum inflationsbereinigten Allzeithoch der Weltbörsen, erschien ein Buch in den USA mit dem Titel „Irrational Exuberance“ (Irrationaler Überschwang). Autor dieses Bestsellers war der Yale-Professor (seit 2013 auch Ökonomie-Nobelpreisträger) Robert J. Shiller. Während die meisten Investoren in der New Economy-Euphorie lebten, zeigte Shiller mit diesem Buch die historisch einmalige Aktienmarktblase (reales Weltwirtschaftshoch) auf und kündigte eine lange Baisse für die Aktienmärkte an. Auch für uns war dieses Buch zum Millenniumswechsel ein zusätzlicher Mosaik-Baustein, der unseren Strategiewechsel, von Standardaktien hin zu Edelmetallinvestments (Gold, Silber und Edelmetallaktien), untermauerte.
Als vorweggenommene Zusammenfassung schrieb der Autor in seiner deutschen Übersetzung: „Die Kurse werden eher vor Begeisterung der Anleger, denn von einer realistischen Einschätzung des tatsächlichen Wertes vorübergehend hochgehalten. Unter diesen Umständen kann sich der Markt zwar noch eine Weile positiv entwickeln, die Aussichten für die nächsten zehn oder 20 (!) Jahre sind jedoch eher verhalten – wenn nicht düster.“ Begründet hat Shiller seine extrem negativen Aussichten mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P-Aktienindex. Das KGV (Price-Earning-Ratio) gibt an, wie teuer eine Aktie im Vergleich zur objektiven Ertragskraft eines Unternehmens ist. Zum Reduzieren auf die langfristige Aussicht (strategisch wesentlich) und dem Ausblenden der kurz- und mittelfristigen Konjunkturschwankungen (strategisch unwesentlich), benutzte der Nobelpreisträger den gleitenden Zehnjahresdurchschnitt der inflationsbereinigten S&P-Unternehmensgewinne als Nenner des KGVs. Den Zähler stellte der reale Aktienkurs des S&P 500 dar. Shiller bezog sich dabei auf die Vorschläge von Benjamin Graham und David Dodd (Urväter der Fundamentalanalyse, 1934). Beide wollten bereits damals plötzliche vorübergehende Gewinnsteigerungen und –rückgänge, ausgelöst durch das Auf und Ab der Konjunkturzyklen, ausgleichen. Das mittlerweile weit verbreitete „Shiller-KGV“ (P/E10) wird, aufgrund seiner langfristigen Bewertungsglättung (strategische Bewertungskennzahl), auch als CAPE (Cyclically Adjusted Price Earnings) bezeichnet.
Sollte nach dem Platzen der Aktienblase im Jahr 2000 (Irrational Exuberance 1.0) und dem Immobiliencrash in 2008 (Irrational Exuberance 2.0 als erstes „Blasen-Echo“), der März 2009 (letztes zyklisches Aktientief) das Ende der langfristige Baisse gewesen sein? Oder befinden wir uns aktuell wieder im Stadium eines „Irrationalen Überschwangs“, diesmal im 3.0 als zweites „Blasen-Echo“?
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