Kontakt

Die Alchemie des Geldes

Wenn aus dem Nichts Kredite entstehen dient Gold als Vertrauensanker

Häuser wachsen wie Pilze aus dem Boden, Eigentumswohnungen wechseln wie Brötchen die Besitzer. Die Flucht in den Sachwert „Betongold“ heizt den Immobilienmarkt nicht nur in Deutschland an und wirft besonders in Ballungsräumen mitunter traumhafte Renditen ab. Doch der Traum könnte bald zum Albtraum wenden, wenn die Immobilienblase platzt. Das befürchtet der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete und „Euro-Rebell“, Frank Schäffler, der sich seit Ausbruch der Finanzkrise immer wieder lautstark gegen die Rettungsstrategie des „billigen Geldes“ gewehrt hat. In seinem Buch „Nicht mit unserem Geld“, das er auf dem Messestand von pro aurum bei der Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse vom 7. bis 8. November 2014 in München vorgestellt wurde, warnt Schäffler vor drohenden Einschlägen und wirbt erneut für eine Rückkehr zu soliden Werten. 


Herr Schäffler, Sie befürchten nicht nur eine Blasenentwicklung am Immobilienmarkt, sondern auch, dass diese bald platzen wird. Was macht Sie da so sicher? 


Die Unsicherheit an den Aktien- und Anleihenmärkten ist zurück, die Schwankungsbreiten nehmen zu und die Mega-Börsengänge von Zalando bis Rocket-Internet zeigen, dass viel Phantasie, aber wenig Substanz in den Märkten ist. Gleichzeitig steigen die Immobilienpreise in den Ballungsräumen in Europa wieder sehr stark an, ohne dass die Banken ihre faulen Papiere wirklich abgeschrieben haben.

Welche Folgen hätte das für die Häuselbauer und Steuerzahler hierzulande? 

Wir stehen vor einer neuen Interventionsrunde der Notenbanken und der Regierungen, um die Banken zu stützen. Dies bedeutet, dass die Niedrigzinsphase auf absehbare Zeit anhält und die Immobilienblase weiter wächst, bis die Investoren nicht mehr daran glauben. Dann wird es ein bitteres Erwachen geben. Gleichzeitig wird der Schuldenfonds ESM die Banken in Südeuropa mit frischem Eigenkapital ausstatten und damit verstaatlichen. Der Steuerzahler wird damit Eigentümer der Zombiebanken in Europa. 

Die niedrigen Bauzinsen locken zwar auch in Deutschland viele Investoren ins „Betongold“. Dennoch wird die Tilgungsfähigkeit von deutschen Finanzinstituten in der Regel eingehend geprüft. Ist der Vergleich zur zurückliegenden Subprime-Krise in den USA  gerechtfertigt? 

Die Tilgungsfähigkeit hängt im Wesentlichen von den regelmäßigen Einnahmen ab. Brechen diese durch Arbeitslosigkeit weg, ist sie nicht mehr gegeben. Das war die Ursache für das Platzen der Blasen in Spanien und überall. Wenn die Konjunktur einbricht, dann steigt auch die Arbeitslosigkeit wieder an und damit auch die Tilgungsfähigkeit der Immobilienkredite.

Sie werben für eine bessere Sparkultur als Ausgangsbasis für Investitionen und ziehen in Ihrem Buch Robinson Crusoe als Beispiel heran. Aber leider leben wir nicht auf einer einsamen Insel. 

Das stimmt, aber auch auf einem Kontinent wie Europa ist der Zusammenhang richtig, dass dauerhafter Wohlstand nicht mit immer mehr Schulden erreicht werden kann.

Was halten Sie vom Sachwert Gold als Rettungsanker zur Vermögensstabilisierung?

Gold ist die beste Versicherung gegen den fortdauernden Vertrauensverlust in das Papiergeld. Das wissen auch die Notenbanken, deshalb manipulieren sie den Goldpreis. Davon sollten sich die Anleger jedoch nicht abschrecken lassen, sondern dies in ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen.

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 ist viel passiert: Rettungsschirme, Spardiktate für hochverschuldete Ländern, Bankenunion. Warum sind Sie dennoch pessimistisch?

Kein Problem ist wirklich gelöst. Es wurde bislang nur Zeit gekauft. In den vergangenen sieben Jahren ist jedoch das weltweite Volumen an Anleihen von Staaten, Banken und Unternehmen von 70 auf 100 Billionen Dollar gestiegen. Das Papiergeldsystem wird mit immer neuen Verschuldungsrunden am Leben gehalten, ohne die wirkliche Ursache anzugehen: die Alchemie des Geldes, die es Banken erlaubt, per Knopfdruck aus dem Nichts Kredit und damit Geld zu produzieren.

An welchem Punkt der Krisenbewältigung stehen wir Ihrer Meinung nach?

Wir stehen kurz vor dem Ausbruch der nächsten Krise, die mit dem Stresstest der EZB eingeleitet wird. Dieser wird zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Märkte führen, da er willkürlichen und politischen Regeln folgt. 

Warum konnte es überhaupt zu dieser gigantischen Verschuldung kommen?

Die Ursache liegt im billigen Geld der Notenbanken, die auf jede Krise mit noch billigerem Geld die Märkte fluten. Dies führt zu neuen und noch größeren Preisblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten, die sich dann korrigieren, sobald die Investoren die Fehlinvestitionen als solche erkennen und sich daraus zurückziehen. Dann bricht das Kartenhaus zusammen.

Nach offiziellen Angaben scheint derzeit Inflation kein Thema zu sein; schon eher eine Rezession? 

Ja, die Rezession und damit verbunden die Deflation, also das Schrumpfen der Preise, wird als die große Gefahr von den Euro-Rettern angesehen. Jedoch ist das Schrumpfen der Preise und der Kreditblase Ausdruck der Korrektur zu einem normalen Zustand. Der Ist-Zustand ist die Übertreibung. 

Wo sehen Sie die nächsten Gefahren lauern? 

Sicherlich bei den faulen Krediten in den Büchern der Banken und im mangelnden Reformwillen der lateineuropäischen Staaten. In letzterem liegt die größte Sprengkraft für den Euro.

Sind wir noch im Stande, das Ruder zu wenden? 

Es ist nie zu spät, das Ruder umzudrehen. Lassen wir die Schuldenwirtschaft und das Papiergeldsystem weiter alternativlos wirken, wird es immer schwerer. Daher ist eine Hinwendung zu gutem Geld besser heute als morgen sinnvoll. 

Was müsste also passieren? 

Wir brauchen eine marktwirtschaftliche Geldordnung, in der der Staat sein Geldmonopol, das er mit Hilfe der Banken ausübt, aufgibt und privates Geld zulässt, z.B. Gold, Silber und Bitcoin.

Ihren ehemaligen Kollegen im Parlament stellen Sie in Ihrem aktuellen Buch kein gutes Zeugnis aus. Trauen Sie es den heutigen Politikern zu, die Wende herbeizuführen? 

Nein, die Wende muss aus der Gesellschaft heraus kommen. Dort muss der Druck auf die Politik wachsen, erst dann sind die Parteien und das Parlament bereit, den Hebel umzulegen.

„Jetzt sind Sie dran“, heißt das letzte Kapital in Ihrem Buch. Was wünschen Sie sich von Ihren Lesern? 

Ich wünsche mir, dass die Bürger dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen, sondern sich einbringen. Denn die fortwährende Intervention der Staaten und ihrer Notenbanken führt zu weniger Freiheit, zu noch mehr Staat und zur Überwachung des Einzelnen. Am Ende sterben die Marktwirtschaft, das Recht und die Demokratie.

Sie selbst entzünden ein „Feuer“ als Anstoß für eine gesellschaftliche Debatte mit der geplanten Gründung der Denkfabrik „Prometheus – Das Freiheitsinstitut“. Worum geht’s? 

Wir wollen die Stimme für Marktwirtschaft, das Recht und die individuelle Freiheit in Deutschland sein und dafür praktische Kampagnen starten. Das Ziel ist es, nicht mehr und nicht weniger, die Stimmung in diesem Land zu verändern. Das wird nicht leicht. Doch wenn es einfach wäre, könnte es jeder.

Auf Twitter folgen:
pro aurum TV abonnieren: