Robert Hartmann: „In Krisen geht es darum, das Vermögen über die Runden zu bringen“
Das Interview führte Benjamin Summa, Unternehmenssprecher von pro aurum
Herr Hartmann, wie hat sich der Goldhandel in den vergangenen Jahren verändert und welche Lehren ziehen Sie aus der Geschichte?
Neu ist natürlich die extreme Schwankungsbreite der Kurse. Vor einigen Tagen ist Gold beispielsweise von knapp 1550 Dollar je Feinunze auf 1629 Dollar gestiegen. Wer da als professioneller Händler Kurssicherungsgeschäfte betreiben muss, kann schon ins Schwitzen kommen.
Aber wir dürfen als seriöse Händler unser Geschäft nicht am Tagesrauschen ausrichten, sondern an langfristigen, historischen Entwicklungen.
Das Verständnis für zusammenhängende Kapitalmarktverhältnisse ist der wesentliche Punkt. Hierbei spielt insbesondere die Geschichte und die makroökonomische, also die langfristige Zyklik eine herausragende Rolle. Diese Zyklik kann im Prinzip dargestellt werden durch wechselseitige Phasen von wirtschaftlicher Expansion und wirtschaftlicher Kontraktion. Diese Phasen des Auf- und Abschwungs haben eine durchschnittliche Dauer von 18 Jahren. Seit dem Jahr 1999 befinden wir uns in einer Kontraktionsphase, in der Smart-Investoren vom Aktienmarkt in den Rohstoffmarkt wie z.B. Gold wechseln. Wir haben aktuell also noch etwa vier bis fünf Jahre, bis das Ende der Edelmetall-Hausse statistisch zu erwarten ist. In der Geschichte konnte man jedoch immer wieder Abweichungen hiervon feststellen: Es gab längere und kürzere Haussen in der Vergangenheit. Die längste dauerte 20 Jahre an, die kürzeste 13 Jahre.
Wie stark beeinflusst die Eurokrise Ihr Geschäft?
Zu den elementaren Grundbedürfnissen von Menschen gehört der Wunsch nach Stabilität und Sicherheit. Jedoch vergeht derzeit kaum eine Woche ohne beunruhigende Schlagzeilen über eine exponentiell wachsende Verschuldung in der Euro-Zone und in vielen anderen Staaten weltweit. Kapitalanleger stellen sich nun folgende Fragen: Wie strukturiere ich mein Vermögen, ohne Teile davon zu verlieren? Steht die Gewinnmaximierung im Vordergrund meiner Anlageentscheidung oder die Vermögenssicherung? Welche Risiken möchte ich eingehen? Wie sieht der richtige Vermögens-Mix aus? Und vor allem: Welcher Zielsetzung soll mein Portfolio gerecht werden?.
Gold hat nach einem Allzeithoch wieder korrigiert. Sie glauben, dass es immer noch sinnvoll ist, in Edelmetalle zu investieren?
Für die meisten unserer Kunden sind physische Edelmetalle eine Absicherung gegen ein Krisenszenario. Sie möchten die Kaufkraft Ihres Ersparten bewahren. Und solange die Meldungen über Eurokrise und marode Staatshaushalte nicht abebben, sollte man seine Gold- und Silberposition sukzessive ausbauen.
Die Goldpreiskorrekturen der vergangenen Monate haben zwar gezeigt, dass der Kursverlauf keine Einbahnstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung ist und Rückschläge jederzeit möglich sind. Aber der übergeordnete Aufwärtstrend beim Gold ist unserer festen Überzeugung nach weiterhin intakt. Wenn es wirklich nur einen Indikator gäbe, der für den steigenden Goldpreis verantwortlich ist, dann wären es aus meiner Sicht die Realzinsen, die derzeit nicht nur in den USA, sondern rund um den Globus negativ sind - vor allem auch in Europa, Indien und China. Es gibt interessante Studien, die den Zusammenhang zwischen der Goldperformance und der Entwicklung der Realzinsen statistisch belegen: Liegen die Realzinsen bei über 3,5 Prozent, kann Gold auf Jahressicht durchschnittlich 2,1 Prozent zulegen, liegen die Zinsen zwischen null und 3,5 Prozent, legt das Edelmetall 13,1 Prozent zu – bei negativen Realzinsen ist die Goldpreisentwicklung am besten, im Durchschnitt liegt sie bei 17,3 Prozent pro Jahr. Aber ich möchte auch eines betonen: Die Erschütterungen an den Finanzmärkten haben schmerzlich gezeigt, dass nicht mehr die großen Renditen, sondern der Erhalt des eigenen Vermögens im Mittelpunkt stehen sollten. Es geht künftig darum, das Kapital zu bewahren und über die Runden zu bringen.
Was unterscheidet pro aurum von anderen Edelmetallhändlern?
pro aurum handelt nicht bloß mit Edelmetallen, wir bieten vielmehr Strategien für den Vermögenserhalt und eine Grundsicherung in krisenhaften Zeiten an. Vor diesem Hintergrund decken wir die gesamte Bandbreite der Kapitalsicherung durch Edelmetalle ab – dazu gehören der An- und Verkauf von Edelmetallen, eine numismatische Abteilung, Schließfächer, der mehrwertsteuerfreie Erwerb von weißen Edelmetallen (Silber, Platin, Palladium) im Schweizer Zollfreilager, ein Edelmetalldepot sowie eine Fondslösung und das klare Bekenntnis zur Fläche durch acht Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Unsere Kunden bekommen zu jeder Zeit rechtsverbindliche, transparente und handelbare Kurse. Darüber hinaus sollten die Kunden immer darauf achten, dass die Händler ihrer Wahl auch die angebotenen Waren zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückkaufen. Das garantieren wir. Es ist sicherlich auch ein Vorteil, bei größeren Händlern wie pro aurum zu kaufen oder zu verkaufen. Denn wir haben durch feste Abnahmeprogramme mit den Produzenten einen besseren und schnelleren Zugang zu den nachgefragten Produkten.
Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren für Gold, Silber und Co?
Solange die Krisen noch nicht bewältigt sind, werden die Edelmetalle unter Schwankungen weiter steigen. Wichtige Säulen der Gold-Nachfrage waren in den vergangenen zehn Jahren beispielsweise Anlagevehikel wie die ETFs oder die Notenbanken, die von Nettoverkäufern zu Nettogoldkäufern wurden. Drittens haben die Goldminen in den Jahren 2003 bis 2008 massiv ihre auf Termin verkauften Positionen zurückgedeckt – in Erwartung steigender Goldkurse. Ab dem Jahr 2005 kam dann eine weltweit deutlich ansteigende Nachfrage von Seiten der Investoren hinzu. Das ist meines Erachtens ein sehr gesundes Fundament für einen langfristigen Aufwärtstrend.
Im Übrigen gehen wir davon aus, dass Silber etwas stärker steigen wird als Gold. Dies führen wir auf die geschichtliche Entwicklung des Gold/Silber-Ratios zurück, das sich an markanten Höhepunkten einer Edelmetallhausse in der Vergangenheit auf ein Verhältnis von 15-20 einpendelte. Aktuell liegt dieses Verhältnis bei rund 55. Platin und Palladium empfehlen wir aktuell nur wirklich vermögenden Anlegern zur weiteren Diversifizierung. Diese Metalle sehen wir eher als Industriemetalle mit deutlich weniger monetärem Charakter als Gold und Silber.
Für eine Unze Gold bekamen die Römer vor mehr als 2000 Jahren eine gute Tunika, noch heute kann man sich dafür einen maßgeschneiderten Anzug kaufen. Gold ist so gesehen ein stabiles und anerkanntes Zahlungsmittel. Als Großhändler für das so genannte Marktgeld fungiert pro aurum damit als eine Art Bank. Wie werden Sie dieser Verantwortung gerecht?
pro aurum ist Partner vieler Banken und Sparkassen, die mit intelligenten Lösungen und nachhaltigen Produkten eine solide Wertsicherung betreiben. In Zeiten, in denen viele Privatanleger Ihre Einlagen bei Banken sehr kurzfristig parken, um jedes Risiko zu vermeiden, freuen sich unsere Bankpartner über jedes wertsichernde Produkt, das Ihnen auch laufende Provisionsbeiträge sichert. Unser Produkt „Edelmetalldepot“ wird daher von Banken besonders rege genutzt.
Wie sehen innovative Finanzprodukte aus, die Inflationen und Krisenzeiten überstehen?
Krisenfeste Finanzprodukte zeichnen sich durch ihre absolute Mobilität aus. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass das Produkt auch in jeder Marktphase liquide ist, also stets gehandelt werden kann. Sollten die Inflationsraten eines Tages wegen der steigenden Geldmengen wieder deutlich anziehen, brauchen die Anleger einen ausgleichenden Faktor in Ihren Portfolios. Edelmetalle mit Ihrer historisch positiven Korrelation zu steigender Inflation, fallenden Aktienmärkten und einem schwächeren Dollar eigenen sich hierzu perfekt. Daher empfehlen wir 20 bis 25 Prozent des Anlagevermögens in Edelmetallen zu halten.
Die Süddeutsche Zeitung hat Sie kürzlich als die Münchner Goldjungs bezeichnet, die innerhalb weniger Jahre aus kleinen Anfängen heraus den führenden Edelmetalldienstleister im deutschsprachigen Raum aufgebaut haben. Was ist das Erfolgsrezept von pro aurum?
pro aurum vereinigt die Expertise von mehr als 120 Mitarbeitern, die teils schon seit Jahrzehnten in diesem Bereich arbeiten. Wir bedienen Privatkunden, Banken, Vermögensberater und bald auch Edelmetallhändler – also alle relevanten Kundengruppen im deutschsprachigen Gebiet. Dabei steht bei uns der Kunde immer im Mittelpunkt unseres Schaffens. Unser weltweites Netzwerk sorg dafür, dass wir bei allen relevanten Produzenten von Münzen und Barren sehr gute Einkaufskonditionen haben, von denen natürlich unseren Kunden auch profitieren. Die Innovationen bei pro aurum verstehen wir als Teil eines nachhaltigen Konzeptes. Dem Relaunch unserer Webseiten Anfang April werden bald weitere neue Onlinetools für unsere Kunden folgen.
Sie bewegen am Markt tonnenweise Edelmetalle, die ein Vermögen wert sind. Macht Sie das noch nervös und wie decken Sie die Risiken ab?
Als Edelmetallhändler bei einer der größten deutschen Bankengruppen habe ich es gelernt, mit Risiken umzugehen. Unsere Edelmetallbestände sind natürlich kursgesichert und das erlaubt es uns, auch bei heftigen Marktbewegungen vergleichsweise ruhig zu bleiben. Davon profitieren auch unsere Kunden, da die Abschläge bzw. Aufschläge für den Verkauf bzw. Ankauf von Edelmetallen in der Regel sehr konstant und planbar sind.
Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg ist wichtig; noch wichtiger allerdings ist es, rechtzeitig aus dem Markt wieder auszusteigen. Wann sehen Sie die Gold-Hausse überschritten?
Rohstoffmärkte im Allgemeinen und Gold und Silber im Speziellen haben in der Vergangenheit vor dem Ende eines langfristigen Aufwärtstrends parabolische Kursanstiege verzeichnet. In der Endphase stiegen die Edelmetalle nochmals um rund 100 Prozent in wenigen Wochen. Der Investitionsgrad bei den Anlegern in Deutschland betrug im Finale der letzten Hausse Anfang der 1980er Jahre rund 25 bis 30 Prozent. Davon sind wir noch weit entfernt. Sobald sich Kleinanleger in Bussen und S-Bahnen überwiegend über die rasanten Kursanstiege bei Gold und Silber unterhalten, wird es Zeit, die Party zu verlassen. Dieses Phänomen haben wir auch bei Aktien am Ende des Bullenmarktes in den Jahren 1999 bis 2000 gesehen.