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Geldpolitische Instrumente

Geldmengenziele der Bundesbank zur Sicherung der Geldwertstabilität

 

Die Voraussetzungen für die Steuerung der Geldmenge mit zinspolitischen oder quantitativen Steuerungsmaßnahmen haben sich mit der Euro-Einführung geändert. Trotzdem wollen wir einen Rückblick auf die Konjunktur, Geldmenge, Inflation und Arbeitslosigkeit vor 1999 machen und die jeweiligen Einsätze der geldpolitischen Instrumente der Deutschen Bundesbank aufzeigen. Daraus lassen sich Erkenntnisse gewinnen, in welchem ungefähren Zeitraum mit zinspolitischen und quantitativen Steuerungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) gerechnet werden kann. Einleitend ein Blick auf die Aufgabe und die Steuerungsinstrumente der Deutschen Bundesbank.
 

Institutioneller Rahmen der Deutschen Bundesbank

Die Deutsche Bundesbank wurde am 26.07.1957 errichtet und ist laut Gesetz eine bundes- unmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Das Grundkapital gehört dem Bund als Träger der Währungshoheit. Trotz der Verpflichtung die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu unterstützen, ist sie bei der Ausübung der ihr zustehenden Befugnisse von Weisungen der Bundesregierung unabhängig.

Nach dem Willen des Gesetzes kann die BuBa die Geldwertstabilität als ihre vorrangige Aufgabe ansehen. Die Stabilitätspolitik kann jedoch nicht völlig losgelöst vom wirtschaftlichen Zusammenhang alleinige Richtschnur sein.

Stabile Preise, Vollbeschäftigung, wachsende Güterproduktion und außenwirtschaftliches
Gleichgewicht sind vier allgemein akzeptierte Ziele der Wirtschaftspolitik.

Im Gegensatz zur Theorie Keynes aus dem Jahre 1936, die der Fiskalpolitik den Vorrang gab und die Bedeutung der Geldmenge stark relativierte, fand die monetaristische Theorie, die der Steuerung der Geldmenge den Vorrang gab, in der BRD Einzug (Stabilitäts- und Wachstums- gesetz, Jahr 1967).
 

Geldmengenziele der Deutschen Bundesbank zur Sicherung der Geldwertstabilität
Ansatzpunkt für die Geldpolitik ist die Geldmenge (Geldvolumen), da der Wert des Geldes und die Stabilität des Preisniveaus unmittelbar von der Menge umlaufenden Bar- und Buchgeldes und ihren Veränderungen, d.h. der nachfragewirksamen Geldmenge, abhängig sind. Für den Außenwert der Währung (DM) sollte die Kaufkraftparität der DM im Verhältnis zum Ausland gelten.

Es ist kaum strittig, daß ohne eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge allgemeine Preis- steigerungen auf die Dauer nicht möglich sind. Die Versorung der Wirtschaft mit Geld soll ausreichend aber möglichst knapp gehalten sein. Die Geldvermehrung muss nicht Ursache eines Preisauftriebs sein, wenn das Güterangebot im selben Verhältnis steigt.
 

Kontrolle der Geldmenge
Indikator für die Steuerung der Geldmenge war bis 1988 die Zentralbankgeldmenge und ab 1988 die Geldmenge M3 (M3 = Bargeld, von Nichtbanken bei Inlandsbanken gehaltene Sicht- und Terminguthaben mit Laufzeiten unter 4 Jahren sowie Sparguthaben mit gesetzlicher Kündigungsfrist).
 

Geldpolitische Instrumente
Die Politik der Bundesbank zielte auf das Kreditangebotsverhalten der Banken ab um die Geld- und Kreditnachfrage der Wirtschaft über Veränderungen und Liquidität an den Finanzmärkten zu steuern.

Die Grobsteuerungsmaßnahmen, das sind Diskont-, Lombard- und Mindestreservepolitik, zählten zu den längerfristig angelegten Veränderungen der Bankenliquidität.

Feinsteuerungsmaßnahmen waren die Offenmarktpolitik (Kauf u. Verkauf von Wertpapieren am Markt). Volumen und Sätze zielten auf Liquidität und Zinsniveau.

Weitere Hebel zur Steuerung waren die Einlagenpolitik, Liquditätspolitik über den Devisenmarkt sowie Regelungen für den internationalen Geld- und Kapitalverkehr.
 

Auswirkungen der Steuerungsmaßnahmen

Erhöhung der Sätze bedeutet:
- Verteuerung der Refinanzierung der Banken
- in der Folge die Weitergabe der Verteuerung an Kunden (Wechseldiskontsatz)
- ferner nachlassende Investitionen
- allgemein sinkende Güternachfrage
- stabile oder fallende Preise
- letztlich gleichbleibende oder abfallende Inflationsrate
- steigende Habenzinsen bei Geldbeschaffung der Banken über Sparer und Investoren
- verstärktes Sparen verringert die Nachfrage
- geringere Investitionen schmälern die Gütermenge
- geringere Gütermenge kann zu Preisverteuerungen führen

Die Diskont- und Lombardpolitik wirkte auf die Geldmenge, bei den Preisen konnten auch Steigerungen eintreten. Blieb trotz hoher Zinsen die Kreditaufnahme ungeschmälert, wurde das Geldmengenziel durch quantitativ begrenzte Kontingente erreicht.

Viele europäische und außereuropäische Staaten beneideten Deutschland um die mit kleinen Einschränkungen erfolgreiche Geldpolitik der Deutschen Bundesbank. Um Ihnen nur für die Jahre 1987 bis 1989 gegebenen wirtschaftlichen Voraussetzungen im Inland, die Einflüsse aus dem Ausland, die Maßnahmen der Geldmengensteuerung, zinspolitische Entscheidungen und Begrenzungen von Kontingenten zu veranschaulichen, würden gerade mal 10 bis 12 Seiten ausreichen. Lassen Sie mich deshalb nur für das Jahr 1987 die Voraussetzungen, geldpolitische Maßnahmen und Auswirkungen in Stichworten aufzeigen:
 

Voraussetzungen für das Jahr 1987
- starke Abwertung des US-Dollars (Jan. 86 1 US$ = 2,4438 DM, Dez. 86 = 1,9916 DM)
- rückläufige DM-Importpreise für $-notierte Importpreise (z.B. Öl, Gold)
- Entlastung der Verbraucherpreise in Deutschland
- Rohstoff-Exportstaaten drosselten Importe aufgrund fallender US$-Wechselkurse
- Drittstaaten konnten kaum noch den Schuldendienst leisten
- zunehmende Auftragsausfälle der deutschen Exportindustrie
- Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zur Erzielung eines Aufwertungsgewinns
- Aufblähung der Geldmenge von mehr als 5,5 % = steigende Inflationsgefahr
 

Maßnahmen im Jahr 1987
- Aufwertung der DM um 3%; gleichzeitige Abwertung des FF um 3,2%
- Geldmengenziel 3 % bis einschließlich 4. Quartal 1987
- Kürzung der Rediskontkontingente für Banken bei der Bundesbank
- Anhebung der Mindesreservesätze um 10%
- Senkung des Diskontsatzes auf 3% und des Lombardsatzes auf 5%


Ziel der Maßnahmen
- dem veränderten Binnen- und Außenwirtschaftsumfeld musste Rechnung getragen werden
- die niedrigeren Zinsen sollten die Binnennachfrage stärken (Konjunkturpfeiler)
- dem Export die Nachteile der Aufwertung durch billigeres Geld erleichtern
- das Verbleiben ausländischen Geldes in Deutschland nicht fördern
- der Zinsvorteil gegen Yen und sfrs wurde abgebaut
- der Zinsnachteil gegenüber den USA und Schwachwährungsländern wurde vergrößert
- die Zinssätze am kurzfristigen Geldmarkt wurden stärker als am langfristigen Geldmarkt beeinflusst.
 

Ergebnis
- im Jahresverlauf 1987 wurden Kapitalabfluß und Zinsauftrieb in der Bundesrepublik spürbar


Fazit


Die Kurzdarstellung soll die Bedeutung der Leitzinsen und deren Einfluß auf die allgemeinen Bankzinsen und letztlich die Steuerung der Geldmengen und deren Einfluss auf die Konjunkturpolitik, Preisentwicklung und Inflationstendenz zeigen.
Der damalige Notenbankchef (Dr. Pöhl) sagte in einem Interview, daß damit die Erhaltung der Preisstabilität als oberstes Ziel sehr klar demonstriert wurde.
 

Weltwirtschaftliche Einflüsse

Die langfristigen Kapitalmarktzinsen, vor allem in den USA, verknappten die Liquidität.
Umschichtungen von Aktienanlagen in festverzinsliche Papiere folgten. Der weltweite Einbruch der Aktienkurse am 19.10.1987 stand in Verbindung mit der Zinspolitik. Nach dem Börsenkrach, der ein großes Volumen an Geld abschöpfte, gingen die USA zu einer zeitweise sehr expansiven Geldpolitik über um eine Rezession zu vermeiden. Japan und Deutschland folgten mit einer gemäßigteren Geldmengenausweitungen. Gegen Ende 1987 war die Geldmenge in Deutschland um 8,1% gestiegen.
Ein Blick auf die Entwicklung der Devisenkurse von EWS-Währungen (EWS = Europäisches Währungssystem) zeigt, dass Jahr für Jahr Interventionen im EWS und zur Stützung des US-Dollars erforderlich waren. Die Liquiditätszuflüsse durch Devisenkäufe gegen Abgabe von DM mußten abgebaut werden um die Inflationsgefahr zu dämmen und einen Export in Länder, deren Währungen auf den US-Dollar ausgerichtet waren, zu gewährleisten.

Gegen die permanent höheren Staatsausgaben im Verhältnis zu den Steuereinnahmen (Fiskalpolitik) hatte die Deutsche Bundesbank kein Vetorecht. Die Verschuldung des Bundes stieg, von einem einzigen Jahr abgesehen, unaufhaltsam.

 


Vision: Europäische Einheitswährung

Die damals mögliche Fokusierung der Deutschen Bundesbank auf die Stabilität der Deutschen Mark und deren Kaufkrafterhalt ist in dieser Weise durch die Schaffung der Europäischen Zentralbank und die Einführung der Gemeinschaftswährung (Euro) nicht mehr möglich.

Der Euro wurde eingeführt, obwohl die Entwicklung der Devisenkurse einiger Mittelmeerstaaten über Jahrzehnte nur einen nahezu linearen Abwärtstrend im Außenverhältnis zu anderen Währungen zeigte, d.h. mit der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland keinesfalls Schritt halten konnten.
Beispiele (Preisnotierungen in DM für 100 ausl. Währungseinheiten; Quelle: Deutsche Bundesbank, Statistische Beihefte zu den Monatsberichten):

Griechenland: 100 Drachmen 1964 DM 13,1944 1998 DM 0,5952
Italien: 100 Lire 1964 DM 6,367 1998 DM 1,0132
Spanien: 100 ptas 1964 DM 6,64 1998 DM 1,1779
Portugal: 100 Esc 1964 DM 13,836 1998 DM 0,9763
 

Auswirkungen der Euro-Einführung

Durch die Einbindung in den Euro kamen wirtschaftsschwache Länder in den Genuss günstigerer Zinsen. Die Kapitalzuflüsse aus dem Verkauf der Staatsanleihen wurden statt zur Sanierung der Wirtschaft (Aufbau von mittelständischen und großen Produktionsfirmen) mit einem zu großen Anteil in den Konsum, den Aufbau der Bürokratie und Sozialleistungen nach dem Gießkannenprinzip gesteckt. Teils wurden Projekte für den Tourismus finanziert, während gleichzeitig Touristen aufgrund des hohen Preisniveaus, als Folge der Euroeinführung, fernblieben oder in andere Länder auswichen. Geld wurde buchstäblich zu illiquiden Sachwerten bzw. Bauruinen, ohne Ertrag und somit ohne Aussicht auf Rückzahlung der aufgenommenen Kredite. Zusätzlich wurde in gebündelten Hypothekenpapieren der USA investiert, die später zu einem beachtlichen Teil als "Schrottpapiere" bezeichnet werden mussten.
Zum Teil gerieten Banken in eine ruinöse Liquiditätsklemme und bedurften in vielen Ländern der Hilfe der Staaten (?) oder der Steuerzahler (?).
 

Maßnahmen der EZB

Aus den Erfahrungen des Jahres 1987 und späterer Kurseinbrüche auf den Aktienmärkten sah sich die EZB gezwungen in noch nie dagewesenem Umfang den Banken und über die Banken dem Markt Liquidität zuzuführen, auch durch teilweise Verstaatlichung des jeweiligen Instituts. Nicht mehr handelbare "Staatsschulden, verbrieft als Staatsanleihen" wurden von der EZB angekauft.
 

Zwischenergebnis

Am 25.04.2012 wurde über "BR5 aktuell" verbreitet, dass Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler die Liquiditätszuführung mit einer Billion Euro (= Euro 1.000.000.000.000) beziffert hat. Ebenso wurde die "offizielle" Inflationsrate mit 2,3 Prozent genannt. Abschließend brachte er zum Ausdruck, dass die Geldmengenausweitung, von der Deutschland für 30% bürgen muss, zu stoppen ist. Die Aussage vor den letzten Wahlkämpfen, dass den jüngeren Generationen keine höheren Schulden aufgebürdet werden dürfen, ist derzeit in keiner Publikation zu lesen.

Die laufende Vernichtung von Kaufkraft durch eine Negativverzinsung, Abschreibungen auf Staatsanleihen und Schrottpapiere, Kreditgewährung für derzeitige Bauruinen auf Touristen- inseln haben eine enorme Geldmenge vernichtet. Um eine Rezession zu vermeiden braucht die Wirtschaft dringend neue Liquidität. Diese Liquidität darf aber nur noch eng begrenzt in den Konsum fließen. Deshalb steigt die Inflationsrate derzeit noch moderat. Zinserhöhungen werden geschoben, da diese eine Rezession fördern können.
Niedere Zinsen erleichtern verschuldeten Ländern die Schuldentilgung und schonen den Etat.
Zinsen bis zu 2 Prozent werden in der Regel von der "gefühlten bzw. tatsächlichen" Inflationsrate überboten. Die Negativverzinsung, d.h. der Kaufkraftverlust erschwert und beschleunigt diesen nicht.
 

Erfahrungen

Wie die Erfahrung lehrt, wird jedoch eine zu hohe Staatsverschuldung und letztlich nicht mehr stemmbare Bürgschaften oder Garantien am Markt negativ honoriert, d.h. Geld wird nur noch zu höheren Zinsen verliehen oder im internationalen Handel werden zusätzlich Zugeständnisse von Technologietransfer oder schlechthin "know how" für Kreditgewährungen erwartet.


Faktoren pro Zinserhöhung

Durch genannte Faktoren können eine Inflation oder vorbeugend erforderliche Zinserhöhungen nicht zeitlich auf ein oder zwei Jahre festgelegt werden. Umschichtungen durch Staaten von US-Dollar-Kontoguthaben in das Währungsmetall "Gold", das Bestreben von Ländern Öl auf der Basis von Renminbi Yuan, Indischen Rupien oder Euro bilateral zu handeln sollten jedoch zum Nachdenken anregen. Derzeit werden deutsche Staatsanleihen trotz negativem Zinsniveau am Markt plaziert und akzeptiert. Vorerst sind die Verkaufsquoten anderer Mitgliedsländer im Auge zu behalten und der weitere Bedarf an Hilfszahlungen aus europäischen Fonds oder Finanzleistungen aus dem IWF (InternationalernWährungsfonds). Sollte die Kaufbereitschaft von Bundesschatzbriefen durch die Bundesbürger stark sinken, d.h. zur Tilgung fälliger Schatzbriefe nicht durch Neuausgaben ersetzt werden können, dann steht der Crash bereits im Haus.


Nicht beachtete Weisheit


Letztlich ist es nicht neu, dass Papierwährungen in der Regel eine kurze Lebensdauer haben.
Wenn sich die Politiker jedoch der Worte Ciceros, gesprochen im Jahre 55 vor Chr. erinnern,
dann hätte man ja einen Ansatz, der Währungen mit langer Lebensdauer garantiert.
"Der Staatshaushalt muss ausgeglichen sein.
Der Staatsschatz sollte aufgefüllt sein.
Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden.
Die Arroganz der Behörden muss gemäßigt und kontrolliert werden.
Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, anstatt auf öffentliche Rechnung zu leben.“


von Hugo Hagen, pro aurum