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Vorsicht Rückwärtshypothek!

Dr. Michael Grandt

Sie haben ein Haus, aber kein Geld für ein Leben in Saus und Braus? Eine Rückwärtshypothek verspricht Abhilfe aus diesem Dilemma. Aber Achtung: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

 

Sie haben schon früh von einem Haus geträumt und nach jahrelangen Entbehrungen auch abbezahlt? Sie wollen „ihr“ Heim jetzt als Altersvorsorge nutzen?

Das hört sich gut an. Doch in Wirklichkeit fehlt vielen Senioren das Geld, um ihren Ruhestand richtig zu genießen. Eine niedrige staatliche Rente, Reparaturen am Haus oder am Auto lassen das monatliche Budget allzu oft viel zu schnell dahin schmelzen. Ein Verkauf der eigenen Immobilie kommt aber nur für ganz Wenige in Frage. Was also tun? Eine sogenannte „Rückwärtshypothek“ verspricht Abhilfe.

 

Vorreiter USA

Die Idee des Rückwärtsdarlehens oder Umkehrhypothek stammt aus den USA. Bis 2008 hatten Banken Senioren Einmalzahlungen auf den Wert ihrer Immobilien gewährt. Das war kein Problem, denn der Wert der Häuser stieg und stieg.

Alleine 2007, also dem Jahr vor der Immobilienkrise, wurden 112.000 älteren Eigentümern erst zum Lebensende fällige Kredite mit einem Gesamtwert von über 17 Milliarden US-Dollar gewährt. Doch durch die Finanzkrise fielen die Preise der Häuser um bis zu 50 Prozent.

 

Was ist eine Rückwärts-Hypothek?

Sehr vereinfacht ausgedrückt funktioniert sie so: Eine Bank zahlt dem Hausbesitzer monatlich einen festen Betrag, den er – inklusive Wohnrecht - bis zu seinem Lebensende erhält. Der umgekehrte Kredit wird erst nach seinem Tod aufgelöst.

Beispiel:
Ein 65-Jähriger bekommt maximal 15 Prozent des Beleihungswertes seines Hauses ausgezahlt. 75-Jährige 30 Prozent und 80-Jährige und ältere Kunden 35 Prozent.
Da der Beleihungswert etwa zehn Prozent unter dem Marktwert eines Eigenheims liegt, bekäme ein 65-jähriger Eigentümer eines 300.000 Euro teuren Hauses somit maximal 40.500 Euro einmalig ausgezahlt. Ein 75-jähriger 81.000 Euro und ein 80-jähriger Kunde 94.500 Euro.
Zu einer Vermittlungsgebühr (rund 1,5 Prozent der Kreditsumme), fallen am Jahresende auf die ausgezahlte Summe Zinsen an, die aber deutlich höher sind als bei einem herkömmlichen Annuitätendarlehen.

 

Verstirbt der Hausbesitzer während der Laufzeit, können die Erben den Kredit bei der Bank ablösen und das Haus für sich behalten. Oder aber das Geldinstitut verkauft es. Ist der Erlös beim Verkauf höher als die Kreditsumme, erhalten die Erben die Differenz.

 

Kein Leben in Saus und Braus

Dieses Geschäftsmodell hat in Deutschland seinen Durchbruch bislang noch nicht geschafft. Ein Grund dafür: Die lebenslange Zusatzrente, die sich aus dem eigenen Haus erzielen lässt, ist den meisten Eigentümern zu gering: Im Durchschnitt gerademal bis zu 200 Euro.

Ein Leben in Saus und Braus lässt sich damit aber nicht finanzieren. Ein weiterer Grund: In Wirklichkeit handelt es sich de facto um ein tilgungsloses Darlehen, bei dem die Schuldensumme monatlich um den Rentenbetrag und die Zinsen weiter ansteigt.
Entscheidend bei der Kalkulation der Rentenzahlung ist nicht nur die Lebenserwartung des Kunden, sondern auch der voraussichtliche Marktwert der Immobilie in zehn oder in 20 Jahren. Und das ist Spekulation.

 

Alternativen

Eine andere Möglichkeit für ältere Eigentümern, die Geld benötigen, aber weiter im eigenen Haus wohnen wollen, ist, die Immobilie gegen Zahlung einer monatlichen Leibrente an ihre Kinder zu übertragen. So bleibt der Besitz schuldenfrei in der Familie.

Dadurch kann auch die Zahlung einer späteren Erbschaftsteuer umgangen werden, da die Kinder die Immobilie nicht erben, sondern von den Eltern erwerben. Allerdings muss die Übertragung der Eigentumsrechte von einem Notar beglaubigt und in das Grundbuch eingetragen werden. Jedoch können die Parteien die Höhe der monatlichen Leibrente frei aushandeln, sodass die Eltern ein ausreichendes zusätzliches Einkommen erhalten.

Eine weitere Alternative ist mit einem monatlichen Betrag X Gold zu kaufen. Das kann in physischer Form geschehen oder durch einen Goldsparplan. Vielleicht kommen Sie dann gleich gar nicht in die Lage, Ihr Haus um Alter „eintauschen“ zu müssen.

 


Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.

Michael Grandt hat über 1.200 Contents verfasst und bisher 24 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Die ökologische Lösung der Schuldenkrise“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.

2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.