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Wann ist ein Staat bankrott?

Dr. Michael Grandt

Der Begriff „Staatsbankrott“ war vor einigen Jahren noch für viele ein abstraktes Wort. Doch in der letzten Zeit hat er sich auch in den Medien etabliert. Wie kann man einen Staatsbankrott hinauszögern und welche Länder sind bereits zahlungsunfähig?

Das Wort „Bankrott“ von „banca rotta“ stammt aus der Zeit der norditalienischen Handelsstädte. Die Banken der damaligen Zeit waren tatsächliche „bancas“, also Tische, an denen die Geldwechsler ihre Geschäfte betrieben.

Auch bei einem Staat spielt, ähnlich wie bei einer privaten Kreditaufnahme, die Bonität eine wichtige Rolle. Um Staatsbankrotte zu vermeiden oder die Folgen abzumildern, wird deren Bonität (Kreditwürdigkeit) von Ratingagenturen gemessen. Dabei reduziert eine sinkende Bonität die Bereitschaft der Gläubiger, Kredite bereitzustellen.

Ein Land finanziert seine Schulden durch das Auflegen von Staatsanleihen. Die Käufer erhalten nach einem bestimmten Zeitraum (10,20, 30 Jahre) ihr „geliehenes“ Geld plus Zinsen zurück. Je schlechter die Bonität umso höher die Zinsen.


Möglichkeiten, einen Staatsbankrott hinauszuzögern


Eine immer höhere Staatsverschuldung kann also zu einem Staatsbankrott führen.
Doch es gibt Möglichkeiten, dies hinauszuzögern.

• Senkung der Staatsausgaben: Den größten Teil des öffentlichen Haushalts machen Sozialleistungen und Subventionen aus. Diese müssten zurückgefahren werden, um eine weitere Überschuldung zu verhindern.

• Steuererhöhungen oder neue Steuern einführen: Das „Erfinden“ von Steuern ist noch keinem Staat schwer gefallen. Deutschland ist dafür geradezu ein Musterbeispiel.

• Schuldenlast durch Inflation vermindern: Das geht nur, wenn der Staat Einfluss auf die Zentralbank nehmen kann und die Inflation „anheizt“. Eine Inflation hat zur Folge, dass die nominellen Schulden reell weniger wert und dadurch leichter zu tilgen sind. Nominell steigen die Löhne, was den Konsum anregt und mehr Verbrauchs- und Einkommenssteuern in die Staatskasse bringt.

• Abwertung der Währung: Niedrige Zentralbankzinsen können die Geldmenge erhöhen. Durch diese „Politik des billigen Geldes“ steigt die Geldmenge schneller als die Gütermenge an, was eine – in diesem Fall – „gewollte“ Abwertung der Währung zur Folge hat, was die internationale Konkurrenzfähigkeit der eigenen Industrie verbessert. Gegenüber anderen Währungen wird die Inflation also importiert: Die Importgüter verteuern sich, um die einheimische Wirtschaft anzukurbeln. Das billige Geld soll den Konsum und vor allem auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen fördern. Das birgt natürlich die Gefahr, dass diese „gewollte“ Inflation irgendwann aus dem Ruder läuft.

• Geld schaffen: Das geht nur, wenn die Zentralbanken kooperativ sind. Vereinfacht funktioniert die „wundersame“ Geldschöpfung so: Eine Regierung gibt Staatsanleihen heraus. Die Zentralbank druckt dafür Geld und kauft die Anleihen auf. Das Geld wird dann von der Regierung dazu verwendet, das Defizit zu finanzieren. Im Fachjargon nennt man das „Monetarisierung der öffentlichen Schuld“.

Doch irgendwann funktionieren auch diese „Tricks“ nicht mehr. Wann also ist ein Staat bankrott?


Wann ist ein Staat bankrott?

Ein Staatsbankrott definiert sich als die förmliche Erklärung einer Regierung, fällige Forderungen nicht mehr oder nur noch teilweise erfüllen zu können, oder die faktische Einstellung fälliger Zahlungen.

Die Folgen eines Staatsbankrottes:
 

• Bankenkrise: Die Banken müssen hohe Abschreibungen auf ihre Staatskredite vornehmen, was ihre eigene Liquidität beeinträchtigt.

• Wirtschaftskrise: Die Binnennachfrage schrumpft und ausländische Investoren ziehen ihre Gelder ab, die Produktion bricht ein, was eine höhere Arbeitslosigkeit zur Folge hat.

• Schuldenkrise: Der Staat verschuldet sich immer mehr.

• Währungskrise: Das staatseigene Geld wird entwertet und eine Währungsreform ist wahrscheinlich.


Die Staatsbankrotte der letzten 14 Jahre:

1998:
2002:
2008:
Russland
Argentinien
Island


Beinahe-Staatsbankrotte:

2008:
2009:
2009:
2009:
2010:
2010:
2010:
2011:
2012:
2012:
2012:
Ungarn
Rumänien
Lettland
Ukraine
Griechenland
Irland
Portugal
Griechenland
Griechenland
Ungarn
Zypern

Drohende Staatsbankrotte:

Spanien
Belgien
Malta

Weitere Staaten mit gefährlichen Schieflagen:

Italien
Frankreich
Großbritannien

Sicher ist, dass nichts sicher ist. Trauen Sie daher keinem Politiker mehr und schon gar nicht dem Euro. Setzen Sie stattdessen auf Sachwerte wie Gold und Silber.



Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.

Michael Grandt hat über 800 Contents verfasst und bisher 22 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Vorsicht Lebensversicherung!“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.
Im GeVestor-Verlag gibt er seit kurzem seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus https://www.gevestor.de/shop/details/unter4augen.html , der die Vermögenssicherung fokussiert.

2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.