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85 Tonnen Silber retten vor dem Staatsbankrott!

Dr. Michael Grandt

Teil 1: Vor dem Sturm

Die erste globale Wirtschaftskrise im Jahr 1857 traf Hamburg besonders hart. Ein Zug voll Silber rettete die Hansestadt und ihre Kaufleute schließlich vor dem bankrott.

"Stoffwertloses" Geld regiert die Welt

Edelmetalle sind in unserer Papiergeldwelt verpönt. Schon lange ist die Gold- oder Silberdeckung abgeschafft. Politiker und Banker haben es durch vielfältige Maßnahmen und Lobbyarbeit in den letzten Jahrzehnten geschafft, das sogenannte "Fiat Money" zu etablieren.

Dabei handelt es sich um "stoffwertloses" Geld, bei dem eine Deckung durch reale Vermögenswerte fehlt. Es ist Geld aus dem "Nichts", das nur aufgrund von Beschlüssen von gesetzgebenden Organen entsteht. Seine Akzeptanz wird durch gesetzliche Vorschriften sichergestellt.

Seit das Geld nicht mehr an Gold oder Silber gebunden ist, können Regierungen und Notenbanken so viel drucken, wie sie nur wollen. Kein Wunder also, dass sich die Verschuldung der Staaten seither exorbitant erhöht.

Kritiker des gegenwärtigen Finanzsystems sehnen sich die "alten Zeiten" zurück, in denen Geld noch etwas "wert" war. Ein gutes Beispiel für den Unterschied zwischen wertlosen Papieren und Edelmetallgedecktem Geld ist die erste globale Finanzkrise im Jahr 1857.


Reichtum und Wohlstand

Die Warenbörse in Hamburg versorgte Deutschland, Russland und auch Skandinavien mit Gütern aus Übersee. In der Hansestadt befand sich auch der größte Kaffeemarkt der Welt.

Das Geld aus der internationalen Finanzwelt und die Warenströme bescherten Hamburg über viele Jahrzehnte hinweg Wohlstand und Reichtum. Auf der anderen Seite aber machte gerade dieser Umstand die Stadt abhängig von den globalen Entwicklungen.

Das schlug sich auch im Transportwesen nieder. Seit 1848 entstanden viele Eisenbahnunternehmen, die sehr viel frisches Kapital benötigten. Erste Aktiengesellschaften wurden gegründet. Somit konnten mehrere Anteilseigner ihre Gelder zusammenlegen, um große Investitionen zu tätigen. Das war in diesem Umfang bisher nicht möglich gewesen.

Aber auch immer mehr Banken wurden als AGs gegründet. Gegenüber früher konnten sie nun ein Vielfaches an Krediten vergeben. In der Zeit zwischen 1853 und 1857 wurden in Deutschland Bank- und Unternehmensaktien in einem Volumen von knapp einer halben Milliarde Taler gezeichnet.


Kein Papiergeld!

Doch in Hamburg galten andere Gesetze. Hier dachte man noch konservativ. So weigerte sich die hanseatische Regierung beharrlich, Papiergeld herauszugeben. Die hamburgische Bancomark sollte eine reine Silberwährung bleiben.

Doch der Welthandel florierte und die heimischen Handelsunternehmen brauchten mehr Kapital. Viel mehr, als die Banken ihnen besorgen konnten.


Wechsel als "Ersatzgeld" 

Aber Not macht erfinderisch. Den höheren Geldbedarf deckten die Unternehmen schließlich dadurch, dass sie sich gegenseitig Wechsel ausstellten. Das waren Schuldscheine, die dokumentierten, dass die Verbindlichkeiten bis zu einem bestimmten Tag zurückbezahlt werden mussten.

Bis zum Fälligkeitsdatum wurden die Wechsel wie Papiergeld verwendet. Sie fungierten quasi als "Banknoten", vorausgesetzt der Handelspartner akzeptierte das.

Der Krimkrieg (1853-1856) zwischen dem Zarenreich und der französisch-englischen Koalition brachte den Hamburger Kaufleuten neue und noch größere Geschäfte. Sie handelten nämlich mit beiden Parteien: In England kauften sie amerikanische Baumwolle und lieferten diese über skandinavische Zwischenhändler an russische Spinnereien.

Der Handel florierte und die Preise stiegen. Viele Händler nahmen Kredite auf, um noch mehr Waren kaufen zu können. Ihr Kalkül: Die Gewinne durch den Verkauf würden weit höher sein als die Kreditzinsen, die sie entrichten mussten.

So wurden beispielsweise 7.500 Tonnen Kaffee in der Erwartung gehortet, dass der Preis der Bohnen weiter steigt. Die Händler vergaben ihrerseits großzügige Kredite an schwedische und dänische Partner, denen sie dann ihre Waren auf Kommission lieferten.

Immer mehr Wechsel wurden ausgestellt. Im Jahr 1855 kursierten Schuldscheine im Wert von 162 Millionen Bancomark, im Sommer 1857 waren es bereits 273 Millionen Bancomark. So nahm das Unheil unumkehrbar seinen Lauf …

Im zweiten Teil lesen Sie, wie die erste globale Wirtschaftskrise ausbrach und Hamburg erfasste. Nur ein Zug Silber konnte den endgültigen Crash verhindern.



Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.

Michael Grandt hat über 800 Contents verfasst und bisher 22 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin.

Im GeVestor-Verlag gibt er seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus, der die Vermögenssicherung fokussiert.

2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.