Malaysia: Gold als Währung
Dr. Michael Grandt
Der malayische Bundesstaat Kelantan hat schon vor drei Jahren Goldmünzen als Währung eingeführt, um das „unislamische“ Papiergeld mehr und mehr zu verdrängen. Hintergründe und Bestandsaufnahme.
Die nordmalayische Region Kelantan hat erfolgreich nach einer Alternative für die angeschlagene Landeswährung Ringgit (MR) gesucht und in Gold und Silber gefunden.
Traditioneller Dinar als Vorlage
Der Ringgit wurde im September 1998 mit einem Wechselkurs von 3,8 MR an den US-Dollar gebunden. 2005 wurden die Wechselkurse jedoch freigegeben und basierten seither auf einem Korb von mehreren Währungen. Doch auch das brachte Probleme.
Deshalb entschied sich die Regierung des Bundesstaates im August 2010 für die Einführung einer neuen Währung mit standardisierten Gold- und Silbermünzen. Diese basierten auf dem traditionellen Dinar der einst im ganzen Osmanischen Reich verwendet wurde.
Münzen sind Papiergeld vorzuziehen
Kelantan ist der zweitärmste und sozial konservativste Bundesstaat Malaysias. Die streng islamistisch ausgerichtete PAS-Partei („Parti Islam Se-Malaysia“; Islamische Partei Malaysias) konnte die letzten vier Wahlen gewinnen und regiert seither in der Provinzhauptstadt Kota Bahru. Bei der letzten Wahl Ende Mai 2013 gewann sie sogar Stimmen hinzu.
Die PAS vertritt die Interessen der malayischen Muslime, die die größte Bevölkerungsgruppe bildet. Offenes Ziel der Partei ist es, eine strikte Interpretation der islamischen Gesetze in Kelantan durchzusetzen. Und das trägt auch schon Früchte. Denn zwischenzeitlich ist es Vorschrift, im Supermarkt in nach Geschlechtern getrennten Schlangen anzustehen. Frauen und Männer dürfen auf öffentlichen Bänken nicht zusammensitzen. Frauen ist es zudem verboten grellen Lippenstift oder dickes Make-up aufzulegen und Absätze zu tragen, die klappern. Bei Verstößen droht eine Strafe von 500 Ringgit.
Kein Wunder also, dass Viele Beifall klatschten, als State Chief Minister Nik Abdul Aziz, mit visionärem Ausblick die „Scharia-Währung“ einführte, die auf Edelmetallen basiert. Dadurch sollen vor allem die Armen gegen Wertverlust durch Inflation geschützt werden. Gemäß der alten traditionellen islamischen Lehre ist die Verwendung von Münzen mit Eigenwert als Tauschmittel dem Papiergeld sowieso vorzuziehen.
Wichtigstes islamisches Ereignis seit 100 Jahren
Der Muamalah-Rat, eine Organisation, dessen Ziel die friedliche Einführung eines islamisch-sozialen und wirtschaftlichen Systems ist, hat die Einführung der neuen Währung als „wichtigstes islamisches Ereignis der letzten 100 Jahre“ begrüßt. Doch es ist unwahrscheinlich, dass die Menschen in Kelantan die bisherige nationale Währung Ringgit ganz aufgeben werden. Dennoch sind viele Menschen in Kelantan froh, „sichere“ Münzen als Zahlungsmittel zu haben und das „unislamische“ Papiergeld mehr und mehr los zu werden.
Der Bundesstaat führte die neue Währung in drei Schritten ein:
• Zunächst wurden 25 Prozent der öffentlichen Gehälter in Gold- und Silbermünzen ausbezahlt.
• Alle Firmen und Restaurants mussten die neue Edelmetallwährung als Zahlungsmittel akzeptieren.
• Alle gewerblichen Unternehmen mussten die neue Währung verwenden.
Gold und Silber für Geldwertstabilität und Inflationsschutz
Dadurch sollte folgendes erreicht werden:
• Geldwertstabilität
• Schutz gegen Finanzkrisen
• Inflationsschutz
Die Umsetzung gelang ohne große Probleme. Gold-Dinar und Silber-Dirham als eigenes edelemtallgedecktes Bundesstaats-Geldsystem existiert auch drei Jahre nach seiner Einführung als erfolgreiche „Schattenwährung“ neben dem nationalen Geld.
Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.
Michael Grandt hat über 1.200 Contents verfasst und bisher 24 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Die ökologische Lösung der Schuldenkrise“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.
2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.