Geld ist nichts wert
Dr. Michael Grandt
Mit Geld gehen Sie täglich um, ohne Geld können Sie Ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten und sich nicht absichern. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Geld eigentlich entsteht?
Die Antwort ist einfach und doch kompliziert: Geld wird durch Vergabe von Krediten geschaffen, also durch Schulden. Die »wundersame« Geldschöpfung erfolgt durch Kreditaufnahme von Privatpersonen bei Banken, Unternehmen bei Geschäftsbanken, Geschäftsbanken bei der Zentralbank und Geschäftsbanken untereinander (Interbankenkredite).
Auch durch den Ankauf von Aktiva (Anlagevermögen, Umlaufvermögen, aktive Rechnungsabgrenzungsposten) durch Kreditinstitute wird Geld geschaffen, bei der Tilgung von Krediten und dem Verkauf der Aktiva wiederum vernichtet.
Unterschieden wird dabei in:
- Zentralbankgeld: Es wird von der Zentralbank oder dem Staat geschaffen (z. B. Bargeld)
- Geschäftsbankengeld: Dazu gehört das Buch-, oder Giralgeld, das nur auf Bankkonten besteht und von Zentral- und Geschäftsbanken geschaffen wird.
In Wahrheit verleiht eine Bank nur Luft, ein paar Zahlen auf dem Bildschirm!
Sie allerdings müssen der Bank das nicht existente »Geld«, das Ihnen »geliehen« wurde, plus Zinsen zurückzahlen. Dieses »Illusionsgeld« wird im Fachjargon »Buch«- oder »Giralgeld« genannt, weil es nicht physisch, sondern nur rein virtuell auf Bankkonten existiert. In Form von Schecks, Überweisungen und Kreditkartenabbuchungen wandert es dann von Bank zu Bank, und aus der ursprünglichen Summe der Anleihe wird immer mehr: Jedes Mal, wenn dieses Geld ausgegeben wird und auf einer anderen Bank landet, geht aus ihm ein weiterer Kredit hervor.
Das Geld ist im eigentlichen Sinne nichts wert, da es sich genau genommen um Forderungen handelt.
Die Bank braucht gar keine vorhergehende Einzahlung von gespartem Geld, um einen Kredit an Sie zu vergeben, weil die Einlage für den Kredit bereits mit der Buchung entsteht. Hier spricht man von Geld- oder Kreditschöpfung, da das neue Geld durch einen Kredit entstanden ist.
Also noch einmal: Banken erzeugen durch die Kreditvergabe stets zusätzliches Geld, das vorher nicht vorhanden war und können durch Ankauf werthaltiger Aktiva (z. B. Anleihen) weiteres Geld erzeugen.
Diese Vorgänge wiederholen sich in unserer Wirtschafts- und Finanzwelt in noch viel größerem Maße. Fast täglich erhalten wir Meldungen darüber, dass Bank X oder Bank Y Millionen oder gar Milliarden »abgeschrieben« haben. Viele Menschen fragen sich, woher kommt denn das Geld und wo geht es hin? Die Antwort ist ganz einfach: Es kommt aus dem Nichts und es geht ins Nichts.
Das gesamte Geldsystem basiert auf Schulden.
Nicht umsonst kritisierte schon der große deutsche Ökonom Wilhelm Röpke vor rund 50 Jahren: »Die Bank ist eine Institution, die regelmäßig weniger zu halten braucht, als sie verspricht, und daher davon lebt, dass sie regelmäßig mehr verspricht, als sie im Ernstfalle halten kann.«
Früher waren die staatlichen Zentralbanken für die Geldschöpfung zuständig. Doch heutzutage geben diese lediglich Bargeld in einem Volumen von fünf bis zwanzig Prozent der gesamten Geldmenge in Umlauf. Die »normalen« Banken sind es jetzt, die den Löwenanteil des Geldes schöpfen – und zwar durch Kreditvergabe. Schon wenn ein Kunde sein Konto überzieht entsteht neues Geld.
Privaten Banken, bzw. Geschäftsbanken, die nicht dem Allgemeinwohl verpflichtet sind, sondern nur sich selbst, diese ordnungspolitisch so wichtige Funktion der Geldschöpfung zu überlassen ist äußerst heikel und hat zu dem Dilemma geführt, in dem wir heute stecken.
Gleichwohl darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es gerade diese Geldschöpfung war, die uns zu Wohlstand geführt hat. Doch jetzt ist zu viel Geld im System, was diesen positiven Aspekt negiert.
Die Funktionen der Banken ermöglicht Zinserträge für den Sparer und Kapitalversorgung für den Kreditnehmer. Eine Bank übernimmt also Risiken, für das sie einen Preis verlangt, nämlich Zinsen. Die klassische Geschäftsgrundlage bildet die Kreditvergabe auf dem privaten, institutionellen und öffentlichen Sektor, sowie die Entgegennahme von Vermögenswerten zur sicheren Verwahrung. Sie brauchen solide Anlagemöglichkeiten mit Zinserträgen.
Geld ist zu billig.
Dieses sinnvolle Konzept wird allerdings missbraucht, indem zu viele Schulden aufgenommen werden, weil das Geld billig ist und zu viel Kapital in spekulative Anlagen investiert wird, weil zu viel Geld da ist. Eine richtige Balance, das richtige Maß ist aber wichtig, damit nicht alles vollends aus dem Ruder läuft.
Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.
Michael Grandt hat über 800 Contents verfasst und bisher 22 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin.
Im GeVestor-Verlag gibt er seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus, der die Vermögenssicherung fokussiert.
2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.