Wie Sie durch die finanzielle Repression Geld verlieren werden
Dr. Michael Grandt
In den meisten Industrieländern hat sich die Schuldenkrise festgefressen. Immer mehr Staaten stehen vor dem Ruin. Die »normalen« finanzpolitischen Instrumente sind so gut wie ausgereizt. Ein neuer Begriff macht bereits die Runde: Finanzielle Repression.
Wenn der Staat absichtlich Finanzmärkte behindert und so das Wirtschaftswachstum beeinflusst, nennt man das »finanzielle Repression«.
Entwertung der Vermögen auf breiter Front
Beispiel China: Hier legt die Regierung fest wie hoch die Guthaben- und Darlehenszinsen sind. Das freie Spiel der Märkte wird somit ausgehebelt. Ist die Inflationsquote höher als der Sparzins, werden die Vermögen der Anleger entwertet, der Staat allerdings entschuldet sich auf deren Kosten.
Weitere Instrumente der »finanziellen Repression« sind Verbote, im Ausland Werte zu kaufen oder dort Geld zu leihen. Für die heimischen Banken gibt es somit keine internationale Konkurrenz.
Diese kollektive Monopolstellung kann wiederum ein Nachteil für die Kunden sein, da es quasi keinen Wettbewerb unter den Kreditinstituten mehr gibt. Doch auch das Geschäftsgebaren der Banken ist reglementiert. Sie dürfen nur in bestimmte, vorgeschriebene Projekte investieren. Strenge Kapital- und Liquiditätsvorschriften binden viel Kapital in Staatsanleihen und Rücklagen bei der Zentralbank.
Häufig müssen die Kreditinstitute ihr Geld nur jenen Branchen verleihen, die von der Regierung bevorzugt werden und das oft zu Zinsen, die unter dem marktüblichen Durchschnitt liegen.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich in einer prekären Situation. Einerseits muss sie durch Zinserhöhungen die finanzielle Stabilität wahren, um so die anziehende Inflation in den Griff zu bekommen, andererseits sind steigende Zinsen eine hohe Belastung für die schon vor der Zahlungsunfähigkeit stehenden EU-Länder wie Griechenland, Portugal und Irland. Deshalb hält sich die EZB (noch) mit Zinssteigerungen zurück.
Sie erkennen darin ein Dilemma, das sich nicht lösen lassen wird: Die einheitliche Geldpolitik der EZB kann nicht auf alle so ökonomisch unterschiedlichen Mitgliedsländer angewendet werden.
Eine hohe Inflation hilft andererseits den Staaten ihre Schulden abzubauen, wenn die Zinsen niedriger sind als die Preissteigerungsrate.
In den letzten 30 Jahren war es üblich, dass der Leitzins um 1 Prozent höher lag als die Inflationsrate. Zukünftig müssen sich Investoren wohl an einen Leitzins gewöhnen, der ein bis zwei Prozent unter der Inflationsrate liegt.
Negativer Realzins als indirekte Zusatzsteuer
Für Anleger ist dieser »negative Realzins« der reinste Horror, denn so wird ihnen skrupellos in die Tasche gegriffen. Dazu ein Beispiel:
Kauft ein Anleger eine 10-jährige Bundesanleihe zu einem Zinssatz von rund 1,6 Prozent und berücksichtigt man die Inflationsrate von rund 2,5 Prozent, sowie die Kapitalertragssteuer von 25 Prozent ergibt sich ein negativer Realzins.
Wer also Deutschland Geld borgt, muss mit deutlichen Kaufkraftverlusten rechnen. Dies ist eigentlich eine Umverteilung von den Anlegern zum Staat, oder anders ausgedrückt: eine zusätzliche Steuer auf Ersparnisse. Der Staat hingegen erspart sich viele Milliarden durch niedrigere Zinszahlungen.
Vorbild USA?
Denken Sie ja nicht, das bisher Geschriebene sei graue Theorie. Das System der »finanziellen« Repression gab es schon einmal in den USA und zwar am Ende des Zweiten Weltkrieges. Dies galt sogar bis in die 1980er Jahre hinein. Damals lag die Verschuldung bei 180 Prozent des BIP (heute rund 100 Prozent).
Die US-Regierung zwang Banken, Versicherungen und Investmentfonds daraufhin zum Kauf von Staatsanleihen durch einen einfachen Trick:
- US-Finanzinstitutionen wurde das Halten von amerikanischen Bonds aus »Sicherheits- und Liquiditätsgründen« zur Pflicht gemacht.
- Zinsobergrenzen für Bankeinlagen wurden eingeführt.
- Es wurde ein Geldtransferverbot ins Ausland erlassen.
Durch diese Maßnahmen wurden Anleger zum Kauf von US-Staatsanleihen gezwungen. Das hätte unter normalen Umständen zu einer Erhöhung der Zinsen geführt, da der Staat dies aber unterband, lag der Durchschnittszins unter der Inflationsrate.
Anleger machten mit den aufgezwungenen Bonds also Realverluste, da die Teuerung die Erträge quasi auffraß. Doch die hohe Inflation entwertete die Schulden der Regierung. Das war das eigentliche Ziel gewesen.
Da sich die EZB schon längst vom Status einer »unabhängigen Institution« verabschiedet hat und immer mehr zum Handlanger europäischer Politiker wird, ist die Möglichkeit einer erneuten finanziellen Repression, dieses Mal jedoch in ganz Europa, durch die Regulierung der Zinsmärkte zur Schuldentilgung nicht von der Hand zu weisen. Mit einer Anlage in Edelmetalle entgehen Sie diesem Szenario.
Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.
Michael Grandt hat über 800 Contents verfasst und bisher 22 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin.
Im GeVestor-Verlag gibt er seit kurzem seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus https://www.gevestor.de/shop/details/unter4augen.html , der die Vermögenssicherung fokussiert.
2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.