Gold vor dem Comeback
Die Korrekturphase ist vorbei – Sparer sollten die Chancen nutzen und Inflationsschutz betreiben
Gold steht vor seinem Comeback. Für Marktbeobachter stehen die Zeichen gut, dass die dreijährige Korrekturphase beendet und Gold vor seinem Preissprung über das Allzeithoch von 1.900 USD steht. Alle Frühindikatoren verweisen zudem auf einen bevorstehenden Inflationszyklus. Sparer sollten sich mit Goldanteilen wappnen. Ein Interview mit dem Buchautoren, Goldexperten und Fondsadvisor, Uwe Bergold.
Politische Krise in der Ukraine, Wachstumsrückgang in China, ungelöste Staatsschulden in Europa. Und Edelmetalle führen nun schon seit vielen Monaten ein Schattendasein. Hat Gold als Krisenindikator ausgedient?
Uwe Bergold: Nein. Gold hat – wie auch alle anderen Rohstoffe – eine zyklische Korrektur erlebt, die im Jahr 2013 mit einer „Investoren-Kapitulation“ endete. Von 2011 bis 2013 floss das – aufgrund von mittelfristig positiven Konjunkturdaten – neu geschaffene Kreditgeld vorrangig in den Aktien- und Immobiliensektor. Da beide jedoch bereits wieder historisch überbewertet sind, wie zuletzt 2007 inklusive des Anleihe-Marktes, sehen wir seit Jahresanfang das Kapital zunehmend in Richtung des Rohstoff- und Goldsektors fließen. Diese Tendenz wird sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen.
Die Medien verkünden allgemeine Entwarnung, die Menschen sind so zuversichtlich wie lange nicht mehr. Wie stellen sich für Sie die großen ökonomischen Zusammenhänge dar?
Uwe Bergold: Die aktuelle Situation erinnert doch sehr an die Jahre 2000 oder 2007. Auch damals gab es am jeweiligen Top eine extreme Zuversicht beim allgemeinen Publikum. Nur sehr wenige hatten in ihrer Zuversicht die darauffolgende Wirtschaftsrezession auf dem Radar. Im Jahr 2000 belächelte man uns noch, als wir nur die beiden Wörter Aktienbaisse und Edelmetallhausse – bei einem damaligen Goldpreis von 260 USD – in den Mund nahmen. Seit dem Millenniumswechsel befindet sich die Weltwirtschaft jedoch weiterhin in einer übergeordnet säkularen Kontraktionsphase - nominales Wirtschaftswachstum wird erkauft durch kaufkraftbereinigten Substanzverlust - die nur durch reale, also inflationsbereinigte Bertachtung sichtbar wird. Seit nun mehr als 13 Jahren bewegt sich der MSCI World- Aktienindex, in Unzen Gold bewertet, strategisch abwärts. Innerhalb dieser säkularen Kontraktion kam und kommt es immer wieder zu zyklischen Aufwärtsbewegungen, wie von 2003 bis 2007 oder zuletzt von 2009 bis 2013. Aktuell erleben wir gerade den nächsten zyklischen Trendwechsel von Aktien und Immobilien hin zu Rohstoffen und Edelmetallen. Die zinstragenden Anlageklassen werden ihren, im Jahr 2000 begonnenen, übergeordneten Abwärtstrend gegenüber Gold wieder aufnehmen. Aktuell ist der S&P 500 als größter und wichtigster Aktienindex fundamental höher bewertet, als 1929 vor dem historischen Börsencrash.
Die Inflationsrate liegt unter einem Prozent. Die Verzinsung noch darunter. Geldvermögen verliert täglich an Wert. Warum nehmen die Menschen das so gelassen?
Uwe Bergold: Der Mensch kann mit Unsicherheit nur sehr schwer leben. Und Volatilität, also die Schwankungsbreite eines Investments, sorgt im Gegensatz zur herkömmlichen nichtschwankenden Sparzinsanlage wie Festgeld und Sparbuch etc. für eine Zunahme dieses emotionalen Problems. Deshalb zieht die Mehrheit der Sparer die vordergründig „sichere“ Anlage trotz ihrer per se real negativen Verzinsung dem „unsicheren“, volatilen, vor Inflation schützenden Investment immer vor. Nur den wenigsten ist bewusst, dass – wenn man sein Vermögen „nur“ real erhalten will – Inflation zur Spekulation zwingt.
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Eine Börsenweisheit lautet: Es gibt kein falsches Investment, nur den falschen Zeitpunkt. Ist jetzt die Zeit für Gold?
Uwe Bergold: Seit dem Millenniumswechsel ist die Zeit für Gold! Es macht keinen Sinn, dauerhaft seinen Schwerpunkt auf Gold oder reziprok auf Standardaktien zu setzen. Wenn die Wirtschaft inflationsbereinigt säkular wächst, wie zuletzt 1980 bis 2000 oder 1948 bis 1966, dann sollte man sein Kapital vorrangig in die Wirtschaft, also in den Aktienmarkt, investieren. Hierdurch partizipiert man bestmöglich am Wirtschaftswachstum. Sobald jedoch die Wirtschaft ein säkulares Top erreicht hat, wie zuletzt im Jahr 2000, sollte man strategisch seinen Investmentschwerpunkt auf Gold, also inflationsgeschütztes Geld, legen, um nicht bei der Wirtschaftskontraktion real Kapital zu verlieren. Seit unserem strategischen Wechsel im März 2000 von Standardaktien- hin zu Edelmetallinvestments, stieg der DAX um knapp 20 und Gold in Euro um über 200 Prozent! Das „barbarische Relikt“ schlug also die in den letzten Jahren hochgepriesenen Aktien um mehr als das Zehnfache seit dem Millenniumswechsel. Und dies trotz der extremen Edelmetallkorrektur der vergangenen drei Jahre!
Viele glauben, die Zeit für Gold sei bereits wieder vorbei …
Uwe Bergold: Erst, wenn die Weltwirtschaft und somit die Bewertung der Weltaktienmärkte im Rahmen der makroökonomischen Zyklik am Boden ist Krisenhoch, generieren Gold und der Rest der Rohstoffe ihr Hoch. Aktuell befinden wir uns an einem zyklischen Aktienhoch innerhalb der säkularen Baisse, die im Jahr 2000 begonnen hat. Die fundamentalen Bewertungskennzahlen der Aktienmärkte müssen vom aktuell historischen Hoch reziprok zu einem extremen Tief wechseln. Erst dann ist die Zeit für Gold vorbei.
Die Unze Feingold stagniert aktuell bei rund 1300 Dollar. Welche Entwicklung erwarten Sie hier?
Uwe Bergold: Gold steht kurz vor Vollendung eines mittelfristigen Bodens, der vor einem Jahr begonnen hat. Die Rohstoffpreise haben ihren neuen zyklischen Aufwärtstrend bereits begonnen. Die Produzentenpreise für Rohmaterialien haben in den USA mittlerweile sogar ihr Hoch von 2011 überschritten. Somit deuten alle Frühindikatoren bereits auf den neu begonnenen Inflationszyklus. Dies ist die fundamentale Basis für den kommenden Goldpreisanstieg über das Allzeithoch von 1.900 USD.
Der richtige Einstiegszeitpunkt ist genauso wichtig, wie der richtige Ausstiegszeitpunkt. Wann sollte man dem Edelmetallmarkt den Rücken kehren?
Uwe Bergold: Ich rechne irgendwann am Ende dieser Dekade mit dem nächsten makroökonomischen Zykluswechsel und somit dem Hoch der Edelmetall-Hausse. Die Bestimmung des genauen Zeitpunktes wird jedoch sehr schwierig werden. Wir versuchen, wie im Jahr 2000, auch den nächsten säkularen Trendwechsel rechtzeitig zu antizipieren. Bis dahin steht der größte Anstieg bei den Edelmetallen inklusive den Edelmetallaktien noch bevor.
In Asien steigt die Nachfrage nach Gold, allen voran decken sich die Chinesen mit Edelmetallen ein. Was bedeutet das für die Investoren hierzulande?
Uwe Bergold: Die Chinesen waren den abendländischen Kulturen in Bezug auf Staats- und Geldwesen immer schon voraus. Während bei uns das Papiergeld durch den Schotten John Law im Jahr 1720 „erfunden“ wurde, experimentierten die Chinesen bereits 400 Jahre früher mit diesem Geldderivat. Die Investoren hierzulande sollten sich ein Beispiel an der Strategie der Chinesen nehmen und ihren Goldanteil, ob in Form von Barren, Münzen oder Aktien, als „Inflationsversicherung“ ebenfalls sukzessive erhöhen.
Gold ist seit 6000 Jahren über alle Kulturen hinweg ein begehrtes Gut. Warum glauben Sie, wird sich daran auch im 21. Jahrhundert nichts ändern?
Uwe Bergold: Weil sich trotz allem Fortschritt die Natur des Menschen nicht ändert und das Leben und die Freiheit weitgehend von Geld bestimmt werden. Der Mensch, besonders der Investor bzw. Sparer, schwankt seit jeher zwischen Gier, siehe Aktien-Hausse in guten Zeiten, und Angst, siehe Gold-Hausse in schlechten Zeiten. Und aktuell steht wieder die Emotion „Angst“ auf der Agenda.
Vielen Dank!
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