Notenbanken und ihr Verhältnis zu Gold
Die Notenbanken spielen bei Gold in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle – als „Wärter an der Geldschleuse“, als Halter enormer Goldreserven und als eifrige Nettokäufer der Krisenwährung.
Mehr Geld als Gold am Markt
In einem Punkt sind sich die meisten Volkswirte, Vermögensverwalter, Anlageexperten und Investoren einig: Drohende Kernschmelzen der globalen Finanzsysteme wurden ausschließlich durch die in den vergangenen Jahrzehnten in die Finanzmärkte geschleuste immense Geldflut und Rettungspakete der Notenbanken und Regierungen verhindert. Nur zur Erinnerung: Nachdem die USA im September 2007 innerhalb von 15 Monaten eine rasante Reduktion der Leitzinsen von 5,25 Prozent auf 0,13 Prozent auf den Weg brachten, die nicht den erhofften Konjunkturschub auslöste, mussten andere Waffen her. Das Zauberwort hieß „Quantitative Easing“ und wurde von der Fed seither dreimal verkündet. 2013 kaufte die US-Notenbank in der Spitze pro Monat für 85 Milliarden Dollar Anleihen. Im Dezember 2013 wurde eine sukzessive Senkung des Volumens beschlossen, bevor im Oktober 2014 die Aktion beendet wurde. Doch damit scheint die Zeit quantitativer Lockerungsmaßnahmen keineswegs beendet zu sein. Am 25. Januar kündigte nämlich die Europäische Zentralbank ihrerseits an, pro Monat Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro kaufen zu wollen. EZB-Chef Mario Draghi stellte in Aussicht, von März 2015 bis September 2016 die Finanzmärkte zu stützen. Damit will er eine Deflation verhindern, die Teuerungsrate in Richtung zwei Prozent hieven und die europäische Wirtschaft ankurbeln.
Globale Abwertungsspirale voll in Gang
Europa, Japan, China – die Liste der Länder, die an einer schwachen eigenen Währung interessiert sind, ist lang. Unter Berücksichtigung von Staatsschulden und der Notenbankpolitik mag man ihren Kursverfall durchaus als gerechtfertigt ansehen. Der logische Umkehrschluss müsste aber eigentlich lauten: Angesichts der explodierenden Geldmengen sollten Sachwerte wie Gold in der Gunst der Anleger und damit auch im Preis deutlich steigen. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Goldpreis zwar vervielfacht, weil das Vertrauen in die „schützenden Hände der Notenbanken“ aber immer noch relativ ausgeprägt ist, notiert das gelbe Edelmetall weit unter seinem im September 2011 bei mehr als 1.920 Dollar markierten Rekordhoch. Sollten die Akteure an den Finanzmärkten jedoch zu der Ansicht kommen, dass die „Geldhüter“ die zweifellos existierenden Probleme weder beherrschen geschweige denn lösen können, dürfte es bei der Wertschätzung von Gold zu einem Comeback kommen. Als Besitzer enormer Goldreserven würden die Notenbanken von einer zu erwartenden Preissteigerung zwar profitieren, echte Freude dürfte bezüglich ihres Goldschatzes aber eher nicht aufkommen.
Notenbanken sind Nettokäufer von Gold
Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Bevor der Goldpreis richtig Fahrt aufgenommen hatte, fielen viele Notenbanken in erster Linie durch ihre massiven Goldverkäufe auf. Um einen unkontrollierten Verfall der Goldreserven zu verhindern, verpflichteten sich die meisten von ihnen im Rahmen internationaler Abkommen in der Zeit von 1999 bis 2004 (CBGA I), nicht mehr als 2.000 Tonnen Gold (400 Tonnen p.a.) und von 2004 bis 2009 (CBGA II) nicht mehr als 2.500 Tonnen (500 Tonnen p.a.) zu verkaufen. Innerhalb dieses Zeitraums trennten sich die „Währungshüter“ von insgesamt 3.884 Tonnen. Im Nachhinein betrachtet erwies sich dies als kein gutes Geschäft, schließlich kletterte der Goldpreis allein während dieser Zeit von 300 auf 415 Dollar und notiert heute sogar um ein Vielfaches darüber. Heute generieren die Notenbanken absolut keinen Verkaufsdruck – im Gegenteil.
Sorgen hinsichtlich der Stabilität von Dollar, Euro und Yen haben nämlich bei zahlreichen Notenbanken, insbesondere in Schwellenländern, zu einem Umdenken geführt und ein erhebliches Nachfrageinteresse generiert. So berichtete der World Gold Council im Februar, dass die Notenbanken 2014 ihre Nettokäufe gegenüber dem Vorjahr von 409 auf 477,2 Tonnen (+16,7 Prozent) gesteigert haben. An vorderster Front ist hier die russische Notenbank zu nennen, die ihre Goldreserven innerhalb eines Jahres trotz der Wirtschaftssanktionen der westlichen Industrienationen um 173 Tonnen aufgestockt hat und damit hinter mehr als 36 Prozent der Notenbankkäufe stand. Den zweitstärksten Goldhunger verspürten 2014 die Zentralbanken Kasachstans und Iraks, die beide jeweils 48 Tonnen nachgefragt haben. Nennenswerte Abgaben gab es lediglich von der ukrainischen Notenbank zu berichten, die sich im Zuge des Bürgerkriegs in der Ostukraine zum Verkauf von 19 Tonnen der Krisenwährung genötigt sah. Dabei dürfte es sich aber eher um einen Notverkauf des „Tafelsilbers“ als um eine unter Abwägung sämtlicher Argumente getroffene strategische Entscheidung gehandelt haben.
Problem: Goldlagerung in den USA
Neben dem Trend, dass viel Gold aus den westlichen Industrienationen in Richtung Asien fließt, kann man derzeit noch einen anderen Trend feststellen: Notenbanken ziehen Goldreserven aus den USA und Großbritannien ab, um sie im eigenen Land zu lagern.
Sehen Sie hier die Statements von Dirk Müller, Folker Hellmeyer, Uwe Bergold, Robert Hartmann und Mirko Schmidt in einem aktuellen Beitrag: |
Belgien plant die Heimholung von 200 Tonnen Gold aus London und die Niederlande meldeten im November die Rückkehr von 122 Tonnen aus New York.
Die Bundesbank, die mit Goldreserven von 3.384,2 Tonnen über die weltweit zweithöchsten Goldbestände verfügt, war 2014 zwar nicht untätig, hat aber diesbezüglich noch viel vor. Im vergangenen Jahr brachte sie aus New York 85 Tonnen und aus Paris 35 Tonnen nach Hause. Bis 2020 sollen die Hälfte der im Ausland verwahrten Goldreserven in Deutschland gelagert werden. Demzufolge müssen noch mehr als 500 Tonnen auf die Reise geschickt werden. Von offizieller Seite fällt zwar nie das Wort „Misstrauen“, echtes Vertrauen scheint aber auch nicht mehr zu existieren.
Was für große Goldbesitzer wie Notenbanken gilt, sollten auch Privatanleger beherzigen. Bei pro aurum genießt die sichere Lagerung der Edelmetalle in Schließfächern oder Edelmetalldepots einen hohen Stellenwert. |
Ob man seinen gesamten Goldschatz in einem deutschen Hochsicherheitstresor aufbewahren sollte, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Mit den von pro aurum betriebenen Zollfreilagern in der Schweiz und in Hongkong können auf Sicherheit bedachte Investoren das grundsätzlich vorhandene Lagerrisiko regional diversifizieren.
Auf Twitter folgen: @proaurum folgen |
pro aurum TV abonnieren: |