Dirk Müller, Prof. Max Otte, Folker Hellmeyer: Jetzt wird Gold steigen
Es ist schon zu einer kleinen Tradition geworden: Jedes Jahr, wenn es draußen kalt wird, treffen sich Edelmetall-Enthusiasten im MVG Museum in München, um auf das zu Ende gehende Investmentjahr zurückzublicken und eine Prognose für das neue Jahr abzugeben. Auf der diesjährigen Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse gab es allerhand Grund zum Feiern: Der Goldpreis hat sich im Jahr 2016 prächtig entwickelt.
pro aurum TV nutzte die Gelegenheit und bat die wichtigsten Experten der deutschsprachigen Edelmetall-Szene zum Interview. Dirk Müller, auch bekannt als „Mister Dax“, stellt den Edelmetallen ein exzellentes Zeugnis aus – er sieht eine gute Gelegenheit zum Kauf: „Die Wellentechnik sagt spannende Monate voraus“, bekräftigt Müller. Der Goldpreis könnte nach seiner Einschätzung um 1.200 Euro einen guten Boden gefunden haben. „Ich bin nach wie vor ein Freund der Edelmetalle“, stellt Müller klar und weist darauf hin, dass selbst die Notenbanken massenweise Gold kaufen. „Die wissen schon, warum“, stellt Müller augenzwinkernd fest.
Der Zickzackkurs der Notenbanken ist schädlich
Viele Anlagestrategen gehen im Gespräch mit pro aurum TV mit den Notenbanken hart ins Gericht – ihr Zickzackkurs ist nach Einschätzung von Dirk Müller schädlich: „Die Märkte lieben Genauigkeit und Klarheit, das hat man mit der Fed nicht“, unterstreicht Müller. Er erinnert daran, dass für 2016 eigentlich vier Zinserhöhungen angekündigt waren – nun kommt es, wenn überhaupt, zu einem zaghaften Schrittchen im Dezember. Mirko Schmidt, Geschäftsführer von pro aurum, geht nicht davon aus, dass die Zinsen spürbar angehoben werden. Und selbst wenn die Fed doch an der Zinsschraube dreht, ist dies aus Sicht von Mirko Schmidt gut für den Goldpreis: „Steigende Zinsen waren historisch immer verbunden mit steigenden Edelmetallpreisen. Denn wenn die Zinsen steigen, wurde dies meist durch ein inflationäres Szenario begleitet, und dadurch werden die Edelmetallpreise befeuert.“
Eine energische Zinswende wäre also gut für Gold, für andere Asset-Klassen jedoch brandgefährlich: „Steigende US-Zinsen wären eine gefährliche Entwicklung für die Schwellenländer, eigentlich können es sich die Amerikaner selbst nicht leisten“, erklärt Dirk Müller. Auch Max Otte, Wirtschaftsprofessor und Fondsmanager, kritisiert die Politik der Notenbanken scharf: „Egal, ob die Zinsen steigen oder nicht, Privatanleger werden schleichend enteignet. Wir befinden uns in einer Endspielsituation. Die Geldpolitik ist an ihre Grenzen gekommen“, stellt Max Otte klar. Sein Resümee: „Da kann alles Mögliche passieren, wenn zu viel Druck im Kessel ist.“
Wir werden schon bald stark steigende Inflationsraten sehen
Auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse standen deshalb nachhaltige Portfoliostrategien im Fokus der Besucher. Und davon gibt es kaum noch tragfähige Varianten: „Privatanleger kaufen wie verrückt offene Immobilienfonds, die werden eine Enttäuschung erleben. Die Fonds werden mit Geld zugeschüttet und können nur noch teure Immobilien kaufen, da ist wenig Rendite möglich“, erklärt Max Otte. Er plädiert weiter für Edelmetalle und rät dazu, den Anteil der Edelmetalle am Gesamtportfolio zu erhöhen. Die Experten auf der Messe müssen nicht lange überlegen, um gute Gründe für Gold zu nennen: „Wir werden schon bald stark steigende Inflationsraten sehen. Den USA steht früher oder später eine Rezession ins Haus, vermutlich schon 2017“, vermutet der Rohstoffanalyst Ronald-Peter Stöferle. Er beobachtet zudem einen massiven Vertrauensverlust in das Bankensystem, die Medien und die Politik – dies werde Gold guttun. Stöferle stellt klar: „Gold ist zurück im Bullenmarkt, den Bullen müssen wir reiten.“
Im aktuellen Jahr standen Edelmetalle in jeder denkbaren Form im Fokus der Anleger – nicht nur als Barren und Münzen – der Fonds „pro aurum valueflex“ zählte zu den Renditebringern des Jahres. Fondsmanager Uwe Bergold erwartet, dass das Interesse an Fondsprodukten aus dem Edelmetallbereich im neuen Jahr noch weiter zulegen wird: „Praktisch alle gängigen Anlageklassen sind gesättigt – Aktien, Immobilien, es hat sich eine nie dagewesene Anleiheblase entwickelt.“ Thorsten Schulte, auch bekannt als der „Silberjunge“, erinnert daran, dass es in der Eurozone bereits Staatsanleihen im Wert von über 4.000 Milliarden Euro gibt, die eine negative Verzinsung aufweisen. Süffisant erinnert Schulte an das altbekannte Argument „Gold und Silber werfen keine Zinsen ab“. Heute entgegnet er selbstbewusst: „Glücklicherweise kosten Gold und Silber keine Zinsen.“
Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, dass eine neue große Edelmetallhausse begonnen hat
Die Besucher und Experten der Edelmetall- und Rohstoffmesse blicken also hoffnungsvoll in die Zukunft. Der Fachautor Claus Vogt geht von einem glänzenden Gold-Jahr 2017 aus: „Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, dass eine neue große Edelmetallhausse begonnen hat. Deshalb ist jede Korrektur auch eine Kaufgelegenheit für unsere Anleger“, stellt Vogt klar. Auch für Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, sind die Aussichten für Gold gut: „Wir haben eine sehr lange Korrektur hinter uns, sind jetzt voll in den Aufwärtstrend gegangen, haben die ersten 250 Dollar gemacht, diese gesund konsolidiert.“ Nach Einschätzung von Folker Hellmeyer stimmt bei Gold die Perspektive. Er geht davon aus, dass die Hausse für mindestens zwei Jahre weitergehen und mindestens die Höchstkurse erreichen wird. Als Hintergrund nennt Hellmeyer die starke Nachfrage nach Gold – smarte Zentralbanken kaufen Gold, beispielsweise China, Russland und Indien.
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