Gold-ETFs: Warum das „Papiergold” den Edelmetallpreis diktiert
In den vergangenen Jahren war immer wieder eine kuriose Situation auf dem Edelmetallmarkt zu beobachten: Der Goldpreis rutschte ab, während vor Edelmetallhandlungen in ganz Deutschland lange Schlangen zu beobachten waren. Eigentlich müsste bei einer solchen Nachfrage nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage der Goldpreis steigen – doch die Schwäche wurde nicht auf dem physischen Markt hervorgerufen: Mehrere Großanleger hatten sich von sogenannten „Exchange Traded Funds“ getrennt, die milliardenschweren Mittelabflüsse aus diesen Anlageprodukten erschütterten das Vertrauen nachhaltig.
Doch was steckt hinter diesen Finanzprodukten, die über ihre milliardenschweren Zu- und Abflüsse die Preise der Edelmetalle beeinflussen? Das Investment in Minenwerte ist eine Wissenschaft für sich – kaum ein Privatanleger verfügt über das nötige Detailwissen, um einen idealen Anlagemix zu gestalten und sein Vermögen sicher zu streuen. Diesen Stress können sich Anleger sparen, wenn sie sich für einen Edelmetallfonds entscheiden. Hier wird der Goldpreis in einem Fondsprodukt abgebildet, der Preis des Fonds orientiert sich also an der tatsächlichen Entwicklung des Goldpreises.
Neben dem klassischen außerbörslichen Handel, bei dem der Anbieter des jeweiligen Fonds einen Tageskurs festsetzt und die Anteile von verkaufswilligen Fondsbesitzern zurücknimmt sowie an neue Interessenten verkauft, gewinnen die sogenannten „Exchange Traded Funds“ (ETF) immer mehr an Bedeutung. Diese Fonds werden – wie ganz normale Aktien – während der Börsenzeiten in Echtzeit gehandelt, der Wert des Fonds wird ständig aktualisiert. Der Unterschied zu klassischen Fonds: ETFs werden nicht aktiv gemanagt. Ihre Entwicklung folgt vielmehr dem jeweiligen Index, der dem ETF zugrunde liegt. Es gibt ETFs auf Aktien-Indizes wie den DAX oder Nikkei, für Edelmetallanleger werden auch Gold-ETFs angeboten. Diese bilden den Edelmetallpreis ab, weshalb sie auch als „Papiergold“ bezeichnet werden.
Börsengehandelte Goldprodukte bieten den Investoren einige Vorteile, es sind jedoch auch gewisse Schwächen im Blick zu behalten. Neben den geringen Kosten und einer hohen Marktliquidität ist insbesondere die Eigenschaft als Sondervermögen interessant – bei einer Insolvenz der Investmentgesellschaft bleibt das Fondseigentum für die Anteilseigner erhalten. Auch die elektronische Handelbarkeit und die Möglichkeit einer Währungsabsicherung zählen zu den Vorzügen eines ETF.
Genau hinsehen sollten Anleger allerdings bei der konkreten Gestaltung des ETF: Nicht alle Produkte bilden den aktuellen Goldpreis in ihrem Depot nach, dies ist nur bei physisch besicherten Gold-ETFs der Fall. Diese Gold-ETFs bilden den Kassakurs des Goldes ab und lassen Investoren nahezu ungefiltert an der Entwicklung des Goldpreises teilhaben. Außerdem bieten ETFs, anders als physisches Gold, keine Anonymität. Die Gewinnwahrscheinlichkeit wird bei ETFs durch diverse Gebühren geschmälert – der Ausgabeaufschlag ist eine Verkaufsprovision, die prozentual vom Kaufpreis des Fonds berechnet wird. Die Verwaltungsgebühren für den Fondsmanager werden automatisch vom täglichen Kurswert abgezogen. Zudem fallen jährliche Depotkosten an.
Bei der Auswahl eines passenden ETF fallen besonders die großen Produkte ins Auge – allen voran der SPDR Gold Trust. Dieser wird auch als „Spider“ bezeichnet und gilt als größter ETF weltweit. Aufgelegt wurde der SPDR Gold Trust vom World Gold Council im Jahr 2004. Seit 2006 gibt es den ZKB Gold-ETF der Zürcher Kantonalbank. Wichtig sind auch der iShares Gold Trust oder der Julius Bär Physical Gold Fund. Andere ETFs bilden den AMEX Gold Bugs Index ab, einen Aktienindex mit Goldproduzenten und Bergbauunternehmen. Zu prüfen ist insbesondere, ob der Fonds tatsächlich physisches Gold hält oder mittels eines sogenannten „SWAP“ nur dargestellt wird – ETFs mit physischer Hinterlegung sind grundsätzlich die bessere Wahl.
Wer sich für börsengehandelte Gold-Fonds entscheidet, sollte den gewünschten Fonds vorher detailliert beobachten – der bisherige Kursverlauf ist ein Anhaltspunkt für die Stabilität der Aktienmischung, auch die Zusammensetzung des Fonds sowie das Renommee des verantwortlichen Fondsmanagers sollten geprüft werden. Auch beim Investment in Fonds empfiehlt sich eine Streuung des Vermögens, sodass mehrere Fonds mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausgewählt werden sollten. In jedem Fall gilt allerdings: Gewinne aus ETF-Investments unterliegen der Abgeltungsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls der Kirchensteuer – Wertzuwächse beim Edelmetallinvestment sind dagegen steuerfrei, wenn die Edelmetalle mindestens ein Jahr gehalten werden. Diese Steuererleichterung sorgt dafür, dass physische Edelmetalle für viele Anleger in Deutschland weiterhin die erste Wahl sind.
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