Kontakt

Gold bleibt der beste Schutz vor Bernankes Krisenspirale des leichten Geldes

Gastbeitrag von Claus Vogt  

    Claus Vogt ist Gründer der Vermögensverwaltung Aequitas Capital Partners GmbH, einer auf vermögende Privatanleger und institutionelle Investoren spezialisierten Vermögensverwaltung.

    Der ausgewiesene Anlageprofi besitzt ein fundiertes Fachwissen und hat eine Bilderbuchkarriere im Finanzwesen aufzuweisen. Zusammen mit Börsenexperte Roland Leuschel hat er den Bestseller "Das Greenspan Dossier" geschrieben. Diese schonungslose Abrechnung mit der Geldpolitik des US-Notenbankchefs stand wochenlang auf den Bestsellerlisten und erscheint aktuell in der dritten Auflage. Seit 2005 ist er Chefredakteur des Börsenbriefes "Sicheres Geld".

    Auf www.clausvogt.com erhalten Sie aktuelle Informationen, detaillierte Analysen und wertvolles Hintergrundwissen zu diesen Themen: Eurokrise, Staatsverschuldung, Inflation, Gold, Vermögenschutz. Außerdem können Sie sich auf www.clausvogt.com für den kostenlosen wöchentlichen Marktkommentar von Claus Vogt registrieren.
     

  • Zentralbanker sind wie immer optimistisch
  • Vielleicht, eventuell und unter Umständen
  • Zentralbankbürokraten haben noch nie eine Rezession vorhergesehen
  • US-Frühindikatoren stützen Fed-Optimismus nicht
  • Kein Ende der ultra-expansiven Geldpolitik absehbar
  • Gold bleibt ein Basisinvestment


Im Anschluss an die jüngste Fed-Sitzung vom 19. Juni 2013 kam es bei den Edelmetallen zu einem heftigen Kurseinbruch. Der Goldpreis fiel gut 7%, der Silberpreis sogar rund 11%. Ich sehe in dieser Reaktion der Edelmetallpreise eine hervorragende Kaufgelegenheit. Denn die Kursverluste beruhen auf einer völligen Fehleinschätzung der geld- und staatsschuldenpolitischen Zukunftsaussichten, wie ich Ihnen im Folgenden erläutern werde.

In den Medien wurde die Abwärtsbewegung auf die Äußerungen von Fed-Präsident Ben Bernanke zurückgeführt, mit denen er angeblich eine geldpolitische Trendwende in Aussicht gestellt haben soll. Diese Interpretation der Ausführungen Bernankes kann ich nicht nachvollziehen. Denn grob zusammengefasst hat er etwa Folgendes gesagt: Vielleicht, eventuell und unter Umständen könnte der Umfang des laufenden Quantitative Easing-Programms (zu deutsch also Gelddruck-Programms) möglicherweise etwas verringert werden – vielleicht aber auch nicht.

Letztlich hänge weiterhin alles von der Entwicklung der US-Wirtschaft ab. Da die Zentralbankbürokraten gleichzeitig mitteilten, dass sich ihrer Meinung nach das Risiko eines Abschwungs seit Herbst vergangenen Jahres verringert habe, zogen zahlreiche Marktteilnehmer und Analysten den oben genannten Schluss einer unmittelbar bevorstehenden geldpolitischen Wende – obwohl der Herr der US-Gelddruckmaschine ausdrücklich sagte, dass die Geldpolitik ultra-expansiv bleiben werde. Die Fed werde weiterhin Gas geben, möglicherweise aber etwas weniger als bisher.
 

Bilanzsumme der US-Zentralbank in Mrd. $, 1984 bis 2013
 Das größte geldpolitische Experiment aller Zeiten nimmt weiter seinen Lauf. Quelle: St. Louis Fed

 


Zentralbanker haben noch nie eine Rezession vorhergesehen …
Es gehört schon sehr viel Phantasie dazu, in diese Worte die Absicht einer geldpolitischen Wende hineinzulesen. Außerdem bedarf es eines völlig unangemessenen Glaubens an die Prognosefähigkeit der Zentralbanknomenklatura. Denn bezeichnenderweise ist es dem Heer der Ökonomen, die im Dienste der Zentralbanken stehen, noch nie gelungen eine Rezession vorherzusehen. Das sollte man unbedingt wissen, um die aktuelle Wirtschaftsprognose der Fed richtig einordnen zu können.
Zur Erinnerung: Der Messias der geldpolitischen Planwirtschaft Ben Bernanke trat im Januar 2008 höchstpersönlich mit den ebenso hoffnungsvollen wie bezeichnenden Worten vor die Presse: „Die Fed prognostiziert derzeit keine Rezession.“ Wie wir heute wissen - und wie ich aufgrund der in 2007 invers gewordenen Zinsstruktur vorhergesagt hatte - befand sich die US-Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Rezession. Einige Monate später, im Juni 2008, legte Bernanke sogar noch einmal nach. Jetzt versicherte er seinem Publikum, dass das Rezessionsrisiko inzwischen deutlich kleiner geworden sei.

… und werden dennoch nicht bescheiden

Diese geradezu groteske Fehleinschätzung wäre völlig unbedeutend, wenn dieser Mann und die Seinen sich nicht anmaßen würden, zu wissen, wie hoch die Zinsen oder das Geldmengenwachstum sein sollten. Diese Bürokraten verfügen genauso wenig über dieses Wissen wie Sie und ich. Dennoch manipulieren sie in nie zuvor gesehenem Umfang die Finanzmärkte und hantieren nach Belieben an den Hebeln der Gelddruckmaschine.
Als Wissenschaftler sollte Bernanke eigentlich etwas bescheidener sein. Aber Bescheidenheit ist seine Sache offensichtlich nicht. Auf die Frage eines Journalisten, wie sicher er sich denn sei, alles unter Kontrolle zu haben, gab er die vor Selbstüberschätzung und Ignoranz nur so strotzende Antwort: „Einhundert Prozent.“

Am besten ignorieren

Da die Ökonomenzunft inklusive der Zentralbanknomenklatura hinreichend bewiesen hat, dass sie nicht in der Lage sind, Rezessionen vorherzusehen, macht es natürlich keinen Sinn, ihren Prognosen zu vertrauen. Was nützt Ihnen denn ein Wetterdienst, der ausschließlich Sonnenschein vorhersagt - ganz gleich, aus welchen Gründen? Die makroanalytischen Analysen und Prognosen der Zentralbankbürokraten sind bestenfalls Geschwätz und schlimmstenfalls dreiste Propaganda. Als Anleger sollten sie diese Sirenengesänge einfach ignorieren.

US-Frühindikatoren zeigen hohes Rezessionsrisiko an

In ihrer Gesamtheit deuten die US-Frühindikatoren auf eine Abschwächung der Wirtschaft hin. Beispielsweise fiel der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Mai auf 49,0 Punkte, also relativ deutlich unter die 50-Punkte-Marke, welche die Grenze zwischen Wachstum und Rückgang bildet. Volkswirte gingen im Durchschnitt von einem Wert von 51 Punkten aus. Damit erwarteten sie sogar einen Anstieg von 0,3 Punkten gegenüber dem April-Wert. Noch im Februar befand sich diese wichtige Kennzahl bei 54,2.
Das Tempo, mit dem sich der Einkaufsmanagerindex in den vergangenen Monaten nach unten bewegt hat, verstärkt das auf eine dynamische Verschlechterung der Wirtschaftslage hindeutende Signal.
 

US-Einkaufsmanagerindex, 1948 bis 2013
Dieser Frühindikator zeigt ein deutlich gestiegenes Rezessionsrisiko an. Die grauen Balken kennzeichnen Rezessionen. Quelle: St. Louis Fed

 

Kein Ende der ultra-expansiven Geldpolitik absehbar

Die von Bernanke als Voraussetzung für eine etwas weniger expansive Geldpolitik genannte Verbesserung der wirtschaftlichen Lage lässt sich anhand der Frühindikatoren nicht erkennen. Folglich halte ich ein baldiges Ende der ultra-expansiven Geldpolitik für nahezu ausgeschlossen.

An den künstlich aufgeblasenen und deutlich überbewerteten Aktienmärkten mag eine geringe Reduzierung der von der Fed vorgenommenen Anleihekäufe - oder auch nur die Angst davor - durchaus ausreichen, um die Blase zum Platzen zu bringen. Meine Indikatoren zeigen bereits seit Monaten die höchste Gefahrenstufe für die Aktienmärkte an. In dieser hoch brisanten Lage kann selbst der kleinste Anlass große Auswirkungen haben.

Sobald das geschieht, werden die Planwirtschaftler in den Zentralbanken erneut in Panik geraten und das tun, was sie am besten können: Geld drucken und die nächste Runde der von ihnen geschaffenen Krisenspirale anstoßen.
So bitter und verheerend diese von Greenspan, Bernanke, Draghi und Co. geschaffene Krisenspirale für Wirtschaft und Gesellschaft auch ist, für Edelmetalle ist sie rundum bullish. In diesem fundamentalen Kontext sollte auch die laufende Korrektur des Goldpreises betrachtet werden. Der Preisrutsch der vergangenen Monate mag unangenehm sein, im historischen Rahmen ist er jedoch vollkommen normal. Beispielsweise brach der Goldpreis während der großen Goldhausse von 1971 bis 1981 zwischenzeitlich um knapp 50% ein. In den darauf folgenden fünf Jahren verachtfachte er sich dann in einer spektakulären Aufwärtsbewegung.
 

Goldpreis pro Unze in $, 1972 bis 1979
Auf dem Weg auf in der Spitze 850$ kam es zwischendurch zu dieser nervenaufreibenden Korrektur.  


Historisch gesehen boten Edelmetalle den mit Abstand besten Schutz vor den Folgen einer unseriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik. Freiwillig werden die Verantwortlichen diese Politik nicht beenden. Dazu bedarf es wohl leider einer gewaltigen Finanzsystemkrise, die einen Neustart erzwingt. Bis dahin wird vermutlich noch einige Zeit vergehen - Zeit für die Wiederaufnahme und Fortsetzung der langfristigen Edelmetallhausse.
 

Fazit: Gold bleibt ein Muss in diesen irren Zeiten

Die Voraussetzungen für die Fortsetzung der langfristigen Goldhausse, die um die Jahrtausendwende begann, sind weiterhin in vollem Umfang vorhanden. Dennoch kam es in den vergangenen knapp zwei Jahren zu einer relativ starken Korrektur am Goldmarkt.
Ein Blick in die Finanzmarktgeschichte zeigt, dass dieses Marktverhalten als normal bezeichnet werden muss. Sogar die größten Haussen werden hin und wieder von zyklischen Korrekturen unterbrochen. Solange sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen nichts verändert, sind solche Korrekturen Kaufgelegenheiten.