Gold als Inflationsschutz
Im vergangenen Jahr tauchte es wieder in den Schlagzeilen der Wirtschaftspresse auf und geriet ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit: Das Deflationsgespenst geht um in Europa. Seit Monaten kämpft die Europäische Zentralbank gegen eine zunehmende Deflationsgefahr. Doch die Teuerungsrate sinkt auf immer neue Rekordtiefs – und die Preisflaute lastet auf der Wirtschaft, denn wenn die Preise nicht steigen, warten viele Unternehmen und Verbraucher mit Investitionen. Und eigentlich halten sie sich auch beim Goldkauf zurück.
Doch obwohl sich die Inflation in der Eurozone immer weiter vom EZB-Zielwert, der bei 2 Prozent liegt, wegbewegt, ist Gold als Inflationsschutz gefragt. Die Gründe hierfür liegen – trotz des gegenläufigen Trends bei der Preisentwicklung – auf der Hand: Die EZB versucht, die Inflation mit Leitzinssenkungen zu entfachen, und will nun auch mit breit angelegten Staatsanleihekäufen gegensteuern. In den USA hat die Inflation nach entsprechenden Eingriffen bereits an Fahrt aufgenommen.
Und die ersten Auswirkungen der Billiggeldpolitik sind auch bei der Inflation in Europa angekommen: Trotz der stark fallenden Energiekosten ist die Inflation zuletzt nicht mehr so stark gesunken wie angenommen. Im Euro-Raum ist die Teuerung zuletzt auf minus 0,3 Prozent angestiegen, im Januar waren es noch minus 0,6 Prozent. Und viele Ökonomen glauben, dass der Effekt der niedrigen Energiepreise auf die Inflation überschätzt wird, zumal die Ölpreise zuletzt wieder stark zugelegt haben.
So ist die lockere Geldpolitik der EZB in Verbindung mit den mittelfristig wieder steigenden Energiepreisen eine regelrechte Wertversicherung für Gold – Inflationsrisiken lassen Otto Normalverbraucher üblicherweise in Sachwerte flüchten. Insbesondere im Zeitalter des sogenannten „Anlagenotstandes“, also fehlender Investment-Alternativen zu sicheren Anlageformen wie dem Sparbuch, ist Gold praktisch alternativlos als Inflationsschutz geeignet: Sogar bei simplen Sparplänen oder sicheren Staatsanleihen ist kaum Hoffnung auf Wohlstand im Alter angebracht – die Inflation frisst die Mini-Zinsen auf und sorgt sogar für einen Wertverlust.
Sehen Sie hier die Statements von Dirk Müller, Folker Hellmeyer, Uwe Bergold, Robert Hartmann und Mirko Schmidt in einem aktuellen Beitrag: |
Die relative Stärke der Edelmetalle ist insbesondere im aktuellen Umfeld der Niedrig-Inflation sichtbar: Eigentlich müssten geringe Teuerungsraten den Goldpreis schwächen. Doch in der Realität geht es Gold gar nicht so schlecht. So mancher Ökonom wird davon auch nicht überrascht. Ronald-Peter Stöferle, gebürtiger Österreicher, liefert einen alternativen Blick auf die aktuelle Debatte um Inflation und Deflation – als Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomie hält er eine Preisdeflation grundsätzlich für einen gesunden Prozess. Er versteht die Deflation als gutes Umfeld für den Goldpreis. Allerdings wird eine richtige Deflation nicht zugelassen, weil sonst die Kreditpyramide zu bröckeln beginnt: „Unser Geldsystem beruht auf permanenter Inflationierung, eine Geldmengenreduktion kann systemisch nicht zugelassen werden.“
In den kommenden Monaten dürfte vor allem die bevorstehende Leitzinsentscheidung der US-Notenbank den Goldpreis treiben. Und selbst wenn die Federal Reserve die Zinsen anhebt, sollte der Goldpreis weiter nach oben drehen – viele Ökonomen erwarten, dass die Leitzinserhöhung mit steigenden Verbraucherpreisen einhergehen wird. Und wenn die Preise steigen, flüchten die Menschen in Gold, um ihr Geld vor der zunehmenden Entwertung zu schützen.
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