Die Geld-Tsunami-Welle - Teil I
Dr. Michael Grandt
Die Gefahren des billigen Geldes sind größer als Sie denken!
Alle reden über Zypern. Alle reden über die Enteignung von Sparern. Dabei gibt es bereits eine schleichende Enteignung durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
Die EZB hält in Zusammenarbeit mit den anderen Zentralbanken dieser Welt die Zinsen mit aller Macht auf einem künstlich niedrigen Niveau. Zur Zeit liegt der Leitzins der EZB bei unter einem Prozent, nämlich bei 0,75%.
Das erreicht die EZB dadurch dass sie den Anleihemarkt verzerrt. Will kein großer Investor mehr die dubiosen Staatsanleihen eines unsicheren Schuldners wie Griechenland oder Spanien erwerben, springt die Zentralbank ein und kauft den Staaten die Anleihen ab – zu minimalen Zinsen. So können die Staaten weiterwursteln, ihre Schuldenberge weiter vor sich hertragen - und auch noch höher anhäufen. Aber auch die wackelnden Banken sind froh, wenn sie die billigen Kredite der EZB zur Stabilisierung noch eine Weile zur Verfügung haben.
Große Sause mit billigen Drogen
Diese Geldpolitik ist zur Zeit die einzige schlagkräftige Waffe gegen eine weltweite Kaskade von Staatsbankrotten und Bankenzusammenbrüchen. Würden die Zinsen steigen, müssten die überschuldeten Staaten soviel an Zinsdienst zahlen, dass ihre Haushalte überfordert wären. Den Zentralbanken bleibt also gar nichts anderes übrig, als die Zinsen unter allen Umständen niedrig zu halten. Und so machen die Staaten und Banken einfach so weiter und türmen immer neue Schulden auf.
EZB-Präsident Draghi erntet dafür natürlich Lob von den Regierungen der Länder, die auf Gedeih und Verderb an diesem „Infusionsschlauch“ hängen. Auch in Bankenkreisen freut man sich über eine Billion Euro zum „Fast-Null-Tarif“.
Banken handeln mit Geld und erzeugen es auch. Sie kommen billig an die „Ware“ und müssen keine hohen Zinsen an Anleger ausschütten. Auf der anderen Seite suchen sie sich ihre Kreditnehmer sorgfältig aus.
Die Kehrseite der Medaille
Für Sie als Bankkunde heißt das: Tragen Sie Ihr Geld aufs Sparkonto, bekommen Sie erbärmliche Zinsen dafür. Die Spannbreite beträgt gerade mal zwischen 0,10% und 2% für eine Einlage von 1.000 €.
Dadurch machen Sie schon bei der offiziellen Inflationsrate von um 2% real Verluste. Da die tatsächliche Geldentwertung aber irgendwo zwischen 5% und 7% liegt, sind Geldanlagen mit solchen Zinsen die reinsten „Ersparnis-Vernichtungsprogramme“.
Wollen Sie aber umgekehrt in den Genuss eines billigen Kredites bei der Bank kommen, werden Sie sich wundern. Die Geldhäuser sind übervorsichtig mit der Kreditvergabe. Ein Darlehen erhalten Sie nur, wenn Sie eine erstklassige Bonität und gute Sicherheiten bieten. Auf gut Deutsch: Wenn Sie den Kredit eigentlich gar nicht brauchen.
Das ist aus Bankersicht logisch: In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten, sinkender Löhne und immer mehr faulen Krediten hat keine Bank Interesse, für ein paar lausige Prozent an Rendite das Risiko einzugehen, den Kredit später abschreiben zu müssen.
Viele Nachteile für Sie als Verbraucher
Für Sie als sparsamer Bürger, der sich ein Vermögen aufgebaut hat, ist diese Politik des billigen Geldes pures Gift:
- Ist der Leitzins niedrig verdienen die Banken daran – nicht Sie. Sie als Sparer verlieren, denn die Renditen liegen unter der Inflationsmarke.
- Die kleinen Unternehmer und Häuslebauer bekommen Probleme, denn der Kreditmarkt trocknet aus. Es ist schwer, an Darlehen zu kommen. Für Hypothekenkunden, die umschulden müssen oder einen Anschlussdarlehen brauchen, wird es eng. Dadurch kann die gesamte Hausfinanzierung gefährdet werden.
- Seit vielen Jahren wird Ihnen gepredigt, sich privat für Ihr Alter abzusichern. Versicherungskonzerne schickten Scharen von Vertretern und Beratern aus, um Kapital-Lebensversicherungen und Riester-Renten zu verkaufen. Die vollmundigen Versprechungen, man werde weit über dem Garantiesatz von 4% Rendite landen, sind längst Geschichte. Der Garantiezins ist auf 1,75% gesunken. Sie als Versicherter sparen sich jeden Monat die Beiträge ab, und können nicht einmal die Inflationsrate damit ausgleichen.
- Die Bundesregierung ebnet mit einer neuerlichen Gesetzesnovelle den Weg für noch weitere Kürzungen der Versicherungsleistungen. Ich habe zuletzt in meinem aktuellen Buch „Vorsicht Lebensversicherung!“ vor dem Geldvernichtungsinstrument Lebensversicherung gewarnt, weil ich diese Entwicklung habe kommen sehen. Nun tritt genau das ein.
- Heute gibt es mehr Lebensversicherungsverträge als Bundesbürger. Wie viele haben Sie? Was bedeutet es für Sie, wenn sich die großen Versprechungen auf üppige Überschussbeteiligungen als wertlos herausstellen? Und wenn Ihre Auszahlung sogar noch unter der Summe Ihrer Einzahlungen liegt? Antworten auf diese Fragen erfahren Sie in meinem Buch.
- Auch die Versicherungswirtschaft leidet unter den historisch niedrigen Zinsen. Um überhaupt noch eine einigermaßen brauchbare Rendite zu erwirtschaften, investieren die Gesellschaften auch in riskante Staatsanleihen. Die Krisenländer müssen – trotz EZB – auf dem freien Markt hohe Renditen bieten. Darauf hoffen die Versicherer, müssen aber mit dem Risiko leben, dass bei einem Staatsschuldenschnitt (so geschehen bei Griechenland) ein Teilausfall (bei Griechenland etwa 50% Verlust) droht. Den Verlust tragen aber Sie als Versicherter. Sie verlieren Ihr Geld!
Dabei ist ein Totalverlust Ihrer Geldanlage durch weitere Risiken wie Euro-Crash, Hyperinflation oder Währungsreform noch gar nicht berücksichtigt.
Letztendlich führt die Niedrigzinspolitik der EZB zu einer schleichenden Enteignung der Bürger. Ihre ganz persönliche Lebensversicherung wird zum Verlustgeschäft, Ihre private Altersversorgung schmilzt dahin. Denn auch die Rentenfonds und Pensionskassen können in diesem niedrigen Zinsumfeld keine guten Renditen erwirtschaften – oder auch sie müssen mit hohem Risiko „zocken“. Durch Kaufkraftentwertung wird auch Ihr Bargeld immer wertloser. Nicht umsonst rate ich immer und immer wieder zu Sachwertanlagen.
Sie lernen aus der Situation: Anlagen in Edelmetalle „rentieren“ sich mehr und sind darüber hinaus auch noch krisen- und inflationssicher.
Lesen Sie im 2. Teil wie billiges Geld eine Immobilienkrise oder eine Hyperinflation auslösen kann.
Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.
Michael Grandt hat über 1.000 Contents verfasst und bisher 24 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Vorsicht Lebensversicherung!“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.
Im GeVestor-Verlag gibt er seit kurzem seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus https://www.gevestor.de/shop/details/unter4augen.html , der die Vermögenssicherung fokussiert.
2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.