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Fiat Money – was ist das?

Dr. Michael Grandt

Regierungen werfen mit Millionen, Milliarden und sogar Billionenbeträgen nur so um sich. Sicherlich haben Sie auch den Eindruck, dass immer mehr Geld entsteht. Gleichzeitig wissen Sie aber auch, dass die Währungen nicht mehr durch Gold gedeckt sind. Was steckt also hinter dem Begriff »Fiat Money«?

Bei »Fiat Money« handelt es sich um »stoffwertloses« Geld, bei dem eine Deckung durch reale Vermögenswerte fehlt. Es ist also Geld aus dem »Nichts«, das nur aufgrund von Beschlüssen von gesetzgebenden Organen entsteht. Seine Akzeptanz wird durch gesetzliche Vorschriften sichergestellt.

Hier eine kurze Geschichte des Fiat Money:

  • 1294: Das erste »Fiatgeld« entsteht in Persien.
  • 1793: Im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) wird Fiatgeld von der Nationalversammlung »geschaffen«. 1803 wird es von Napoleon wieder abgeschafft, als er den »Franc« als Währung einführt.
  • 1861: In den Vereinigten Staaten wird Fiatgeld erstmals während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861–1865) in Umlauf gebracht: Aufgrund eines Beschlusses des US-Kongresses ist es nicht mehr möglich, Dollarnoten in Goldmünzen einzutauschen.
  • 1930er Jahre: Franklin D. Roosevelt, der 32. Präsident der USA verfügt, dass die Zentralbank von Bürgern eingereichte US-Dollarnoten nicht mehr in Goldmünzen einlösen muss.
  • 1944: In Bretton Woods (New Hampshire/USA) findet eine Währungs- und Finanzkonferenz der UNO mit 730 Vertretern aus 44 Staaten statt, die Grundlage für eine neue Weltwährungsordnung mit festen Wechselkursen sein wird. Der US-Dollar als Leitwährung steht dabei im Mittelpunkt. Dessen Wert wird gegenüber dem Gold auf 35 US-Dollar je Unze Feingold (1 Unze = 31,104 Gramm) festgelegt. Seitens der US-Zentralbank besteht von nun an die Verpflichtung, Dollar in Gold einzulösen. Die Wechselkurse aller anderen Währungen werden gegenüber dem US-Dollar fixiert und die Zentralbanken der teilnehmenden Länder verpflichtet, durch ihre Geldpolitik die Wechselkurse innerhalb einer Bandbreite von einem Prozent zu stabilisieren. Dadurch sind die USA völlig autonom in Bezug auf ihre Währungs- und Geldpolitik.
Die Amerikaner machten alle Währungen von sich abhängig

 

  • 1969: Charles de Gaulle, der französische Staatspräsident lehnt sich als Erster gegen den »Dollar-Imperialismus« auf und will alle Dollarreserven Frankreichs in Gold einlösen. Doch die Goldreserven der USA reichen nicht einmal aus, um die Forderungen dieses einen Landes zu erfüllen.
  • 1971: Die USA kündigen die Verpflichtung, Dollar in Gold einzulösen, einfach auf.
  • 1973: Das Bretton-Woods-System wird außer Kraft gesetzt und die Wechselkurse wieder freigegeben. Die Schleusen für die Währungsinflation sind geöffnet.
Das Gesamtvolumen der weltweit zirkulierenden Dollars stieg von Ende der 1960er-Jahre bis Ende der 1990er-Jahre exponentiell um rund 2500 Prozent

 

  • Seit 1973: Der Finanzsektor wird von Fiat Money überschwemmt, das Notenbanken zur »Lösung« verschiedener Krisen drucken.
  • 2008/2009: Die USA erhöhen die Geldmenge um über 100 Prozent, die Euroländer um rund 30 Prozent.
  • Bis heute: Vor allem die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank bringen immer mehr Geld in Umlauf.

Fiatgeld erlaubt also Geldschöpfung in »beliebiger« Menge und führt zur Inflation, wenn die Geldmenge stärker als die Produktivität steigt.

Was aber unterscheidet die gegenwärtige Krise von früheren Zuständen? - Es ist die gegenseitige Abhängigkeit von verschuldeten Staaten und Finanzinstituten gleich Siamesischer Zwillinge.

Trennung bedeutet Tod für beide. Weitermachen wie bisher, Siechtum bis zum Exitus. Die Finanzsituation ist vergleichbar mit einem Drogenproblem: Abhängige müssen Dealen zur Finanzierung ihrer Sucht. Die Zahl der Süchtigen steigt ständig. In der Gesellschaft ist der Geldbedarf der Suchtstoff. Es vergiftet am Ende alles durch viel zu hohen Konsum. Trotzdem ist Bescheidenheit und Verzicht kein Ausweg. Ohne Wirtschaftswachstum geht es nicht. Aber es muss ein gesundes, nachhaltiges und ökologisches Wachstum sein.


Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.
Michael Grandt hat über 800 Contents verfasst und bisher 22 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin.
Im GeVestor-Verlag gibt er seinen eigenen Börsenbrief „Unter vier Augen – Wissen, was andere nicht wissen“ heraus, der die Vermögenssicherung fokussiert.
2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.