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Edelmetalle - Platin wird heißer als Gold

Wie sähe die Welt ohne Platin aus? Gut, Diamanten lassen sich ohne Frage auch in Goldschmuck einfassen. Moderne Autos, Computer oder Flachbildschirme gäbe es dagegen nicht.

Auch wären weite Teile der Öl-, Glas- und Chemieindustrie lahmgelegt. Ebenfalls kommt es in Herzschrittmacher, Gehirnsonden und als Legierung in der Dentaltechnik vor. Alles in allem schätzen die Experten von Heraeus, dass über 90% aller Produkte im Laufe ihres Produktionsprozesses mit Platin in Berührung kommen. Der mit über 1.700 Grad weitaus höhere Schmelzpunkt im Vergleich zu Gold und Silber macht Platin zu einem begehrten Metall in der Forschung wie zum Beispiel bei der Brennstoffzelle.
 

„Silberchen“

Als unverzichtbar galt das edle Metall im Laufe seines bewegten Lebens aber keineswegs. Auch musste es sich sein inzwischen hohes Ansehen erst im Laufe der Jahrhunderte erarbeiten. Dies belegt sein Name „Platina“, welchen die spanischen Eroberer Mitte des 18. Jahrhundert dem „neuen“ Metall bei seiner Entdeckung gaben. „Platina“ ist im Spanischen die Verniedlichungsform von „Plata“ (Silber). Wie auch bei Gold und Silber konnte es „durch kein Feuer geschmolzen werden“. Um Betrügereien und sonstigen Unfug einen Riegel vorzuschieben, Platin wurde zum Verfälschen des fast ebenso dichten Goldes verwendet, ließen es die Beamten in Übersee auf Anordnung aus Madrid sogleich zurück in die Flüsse werfen. Auch als Münze konnte sich das Metall nicht recht durchsetzen. In Russland wurde eine erste Prägung nach nur 17 Dienstjahren im Jahr 1848 bereits wieder eingestellt. Als jedoch im Jahr 1879 Thomas Edison seine erste brauchbare Glühbirne mit Platinelektroden herstellte, begann der endgültige Siegeszug. Während es bis dato den Goldpreis zeitweise um das 8-fache übertraf, setzte im Jahr 1926 mit dem Abbau der südafrikanischen Lagerstätten jedoch ein fortdauernder Preisrückgang ein. Erst mit der Einführung von Katalysatoren für PKW und Nutzfahrzeuge ab den 1990er Jahren übertraf die Notierung von Platin erstmalig wieder jene von Gold.
 

Zwei Drittel vom Kap

Im Jahr 2011 wurden knapp 6,5 Mio. Unzen Platin gefördert. Fast drei Viertel der Produktion stammte aus südafrikanischen Minen. 830.000 Unzen wurden in Russland sowie 900.000 Unzen in Nordamerika abgebaut. Außerdem verließen rund 2 Mio. Unzen Recycling-Anlagen, wobei hier 60% aus Katalysatoren sowie 40% aus Altschmuck gewonnen wurden. Größter Abnehmer der Produktion war mit ca. 3,1 Mio. Unzen die Autoindustrie für die Herstellung von Katalysatoren zur Abgasreinigung. Bei einfachen Systemen wurde tendenziell auch auf das billigere Palladium zurückgegriffen. Über 2 Mio. Unzen benötigte die Industrie vor allem für die Herstellung von LCD Flachbildschirmen. 2,5 Mio. Unzen wurden zu Schmuck verarbeitet. Dabei griffen asiatische Juweliere aufgrund des Preisvorteils gegenüber Gold stärker auf Platin zurück. Ferner kauften Anleger knapp 500.000 Unzen in physischer Form. Alles in allem hatte der Markt in 2011 ein Volumen von lediglich rund 12 Mrd. USD. Der Förderung von gut 200 Tonnen pro Jahr entspricht weniger als ein Zehntel der Goldproduktion. Für die Gewinnung von einem Gramm Platin muss allerdings mindestens dreimal so viel Gestein wie beim gelben Metall abgebaut werden.
 

Interessante Perspektiven

Die angesehenen Edelmetall-Spezialisten von Johnson Matthey erwarten in ihrem aktuellen Platin-Report für die nächsten 6 Monate einen durchschnittlichen Preis von 1.870 USD. Als langfristig sehr interessant stuft Wilhelm Schröder Platin ein. Der Nestor-Fondsberater rechnet langfristig mit einem leichten Rückgang der Platinproduktion. Da es für die südafrikanischen Minen kaum möglich sei Geld zu verdienen, steigende Löhne und Energiekosten fressen den Gewinn auf, investiere folglich auch niemand in den Bereich. Außerhalb Südafrikas sieht Schröder lediglich Unternehmen mit begrenztem Potential, so dass es schwer werden dürfte, die steigende Nachfrage der Industrie zu befriedigen. Die Probleme am Kap der guten Hoffnung nur zu gut kennt Markus Bachmann, Fondsmanager des Precious Metal Fund aus dem Hause Craton Capital mit Sitz in Johannesburg. Bachmann verweist vor allem auf die starken Gewerkschaften, die immer wieder ihre Muskeln spielen lassen und zu Arbeitskämpfen aufrufen. Dazu wirft die Politik den Unternehmen immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Obwohl das Management der vier großen Platinminen (Anglo, Aquarius, Impala und Lonmin sind für 80-90% der Förderung am Kap verantwortlich), durchaus ordentliche Arbeit leisten, befindet sich derzeit kein südafrikanischer Wert in seinem Portfolio. „Platin-Investoren sind deshalb besser in einem ETF aufgehoben“, wenngleich Bachmann die Musik hauptsächlich beim Gold und Silber als im eher „emotionslosen“ Nischenmarkt Platin spielen sieht. Für die aktuelle Schwächephase bei den Edelmetallen sind für den Craton-Fondsmanager auch weniger realwirtschaftliche Gründe verantwortlich. Vielmehr handle es sich seiner Meinung nach um eine Vertrauenskrise der Politik. „Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würde deshalb den Goldpreis schnell beflügeln.“ Da Bachmann aber 95% aller Politiker wirtschaftliche Kompetenz abspricht, dürfte seine Erwartungshaltung nicht allzu hoch sein.
 

Fazit

Platin ist in seinen chemischen Eigenschaften Gold und Silber überlegen. Folglich ist es für industrielle Anwendungen sehr begehrt. Mit einem Gesamtvolumen aus Minenproduktion und Recycling von rund 12 Mrd. USD ist der Markt sehr überschaubar und nicht allzu spektakulär. Brisanz steckt in der Tatsache, dass sowohl 70% der Produktion wie auch der Ressourcen aus Südafrika stammen. Wer an eine starke Weltkonjunktur glaubt, ist bei Platin nicht schlecht aufgehoben.

Claus Brockmann

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