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Wie eine Inflation „künstlich“ erzeugt werden kann

Dr. Michael Grandt

künstliche Inflation - Dr. Grand für pro aurum Durch Schulden sind Staaten, Unternehmen und Privatleute von den Banken abhängig wie ein Junkie vom Dealer.

Ein „eisernes“ ökonomisches Gesetz sagt, dass Inflation entsteht, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Gütermenge. Dann nämlich treibt die Nachfrage die Preise. Auch höhere Lohnabschlüsse tragen zur Inflationsdynamik bei. Aber Inflation ist nicht nur ein „Produkt“ der Lohn-Preis-Spirale. Sie kann auch durch das Eingreifen einer Notenbank „künstlich“ herbeigeführt werden.

Ein gigantischer Eingriff in das Wirtschaftssystem

Wie die EZB oder eine andere Zentralbank eine solche „künstliche“ Inflation erzeugen können, möchte ich Ihnen an einem hypothetischen Beispiel erläutern. Ich übertreibe absichtlich, damit das Prozedere besser verständlich wird:

Angenommen in der europäischen Währungsunion beträgt die Summe des umlaufenden Geldes 500 Milliarden Euro. Die EZB druckt weitere 1,5 Billionen Euro und vergibt diese über Kredite und Anleihen an die Wirtschaft.

Dies verringert den Wert der anfänglichen 500 Milliarden Euro, die im Umlauf waren. Und zwar aus folgendem Grund: Bevor die Notenbank die Finanzmärkte mit neuem Geld geflutet hat, machten die 500 Milliarden Euro 100 Prozent der Wirtschaft aus. Jetzt sind es aber nur noch 25 Prozent. Des weiteren erhält die EZB jetzt auch die Kontrolle über 75 Prozent des umlaufenden Geldes. Das ist ein gigantischer Eingriff in das Wirtschaftssystem. 

Soweit das hypothetische Beispiel und nun zur Realität: Seit Einführung des Euro wird mehr Geld „gedruckt“, als die Wirtschaftsleistungen der einzelnen Länder das hergibt. Doch nur das Geld, das verglichen mit dem Güterangebot, knapp ist, behält seinen Wert.

Die Geldmenge hat sich von 400 Milliarden Euro im Jahr 1999 auf 1.600 Milliarden Euro bis Ende 2012 erhöht. Aber der gewaltigen Geldmengenausdehnung stehen keine, der Stabilität notwendigen, höheren Wirtschaftsleistungen entgegen. Sie sehen also, die Inflation ist von der EZB bereits angeheizt worden.

Geldjunkies und Gelddealer

Die Geldmengenerweiterung führt zur Inflation. Das heißt, die Ersparnisse der Menschen und die Betriebsvermögen sind weniger wert. Das wiederum bedeutet, dass Privatleute und Unternehmen vermehrt Kredite aufnehmen müssen, um ihren Lebensstandard zu halten oder ihre Firma noch betreiben zu können. Die Gesamtverschuldung steigt.

Jetzt ist der Moment gekommen, indem die Banken ihre Zügel wieder anziehen und sich mit der Kreditvergabe zurückhalten. Aber ohne Kredite gehen viele Unternehmen und Privatleute Bankrott. Denn sie sind vom Geld der Banken abhängig wie ein Junkie von seinem Dealer.

Das ist der Zeitpunkt an dem die Banken zuschlagen: Reale Vermögenswerte wie Firmen und Immobilien gehen für ein paar Euro (beispielsweise nach einer Zwangsversteigerung) in ihren Besitz über.

Der Teufelskreislauf 

Es geht natürlich auch umgekehrt: Denn jede Stockung des Geldumlaufs wirkt sich ebenso verheerend auf die Wirtschaft aus wie die Geldflutung. Krisen können demnach also dadurch ausgelöst werden, dass Geld dem Umlauf entzogen wird. Dann wird auch Kapital von den Staaten abgezogen und diese müssen mehr Schulden machen, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können. Die Summe der Zinszahlungen erhöht sich ebenfalls und noch mehr Kredite müssen aufgenommen werden. Ein Teufelskreislauf. Durch Schuldenmachen liefern sich Staaten, Unternehmen und Privatleute den Banken aus.   

 


Dr. h.c. Michael Grandt, Jahrgang 1963, arbeitet seit 1992 als Publizist, Dozent und Fachberater für die Themenbereiche Wirtschaft, Finanzen und Zeitgeschichte. Er hat an zahlreichen Fernsehreportagen u.a. für BBC, Channel 4, ORF, RTL, SAT 1 und PRO 7 mitgearbeitet und ist in vielen TV-Talkshows als Experte aufgetreten.

Michael Grandt hat über 1.200 Contents verfasst und bisher 24 Bücher publiziert. Seine Werke „Der Crash der Lebensversicherungen“; „Der Staatbankrott kommt!“, „Europa vor dem Crash“ (mit Udo Ulfkotte und Gerhard Spannbauer), „Der Euro-Crash kommt“, in denen er die Euro-Krise schon vor Jahren präzise vorausgesagt hat, waren und sind seit Monaten auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und Manager-Magazin. Sein neues Buch „Die ökologische Lösung der Schuldenkrise“ ist jetzt im Buchhandel erhältlich.

2005 wurde Dr. Grandt die Staufermedaille für besondere Verdienste für das Land Baden-Württemberg und 2011 die Ehrendoktorwürde der staatlichen rumänischen Universität Pitesti verliehen. Er hält erfolgreiche Vorträge zu den Themen Finanzen und Wirtschaft. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.michaelgrandt.de.

 

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