Diskussion um weiteren Schuldenschnitt: Wann ist das griechische Gastspiel vorbei?
Noch wird über einen weiteren Schuldenschnitt für das bankrottgefährdete Griechenland diskutiert, die Regierung in Athen hält einen solchen Schritt für unnötig und verspricht medienwirksam die Rückzahlung aller Verbindlichkeiten - doch der nächste Schuldenerlass könnte bereits vor der Tür stehen, wie eine Analyse der "Neue Zürcher Zeitung" nahelegt.
Die schweizerische Qualitätszeitung stellt klar, dass die Überschuldung Griechenlands ohne einen umfassenden Schuldenschnitt nicht beseitigt werden könne. Auch der spanische Haushalt werde ohne einen Schnitt dauerhaft nicht bestehen können. Die NZZ stellt der europäischen Krisenpolitik ein vernichtendes Zeugnis aus:
"Den Rettungsprogrammen liegt der Glaube zugrunde, dass durch die Geldpolitik, durch Strukturreformen und Austerität die hohe Verschuldung wieder tragbar werde", erklärt die Zeitung und macht deutlich, dass dieser Glaube auf keinerlei realistischer Grundlage beruhe.
Die "Neue Zürcher Zeitung" führt für ihre These gleich mehrere Belege ins Feld und erinnert beispielsweise daran, dass es wenig sinnvoll sei, verschuldeten Ländern neues Geld zu leihen, damit sie die Kredite bedienen. Die Schulden steigen bei dieser vermeintlichen Krisenlösung also immer weiter an. Auch bezüglich der langfristigen Prognosen für die Eurozone zeigen sich die Schweizer Journalisten skeptisch: Einem Austritt Griechenlands würden schnell Portugal und möglicherweise Irland, Italien sowie Spanien folgen.
Derzeit ist zu beobachten, dass sich immer mehr Experten deutlich zu einem "Grexit", also dem Ausscheiden der Griechen aus der Eurozone, äußern. Gerade erst hat Thomas Mayer, früherer Chefvolkswirt und heutiger Top-Berater der Deutschen Bank, ein baldiges Ende des griechischen Gastspiels beim gemeinsamen Geld prognostiziert. Auch die Bundesregierung hat laut einem Bericht der Financial Times Deutschland ihre Euro-Rettungsstrategie mit einem doppelten Boden ausgestattet: Dem Bericht zufolge soll ein Expertengremium des Finanzministeriums an Szenarien für einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion arbeiten und insbesondere eine Strategie entwickelt, um mögliche Domino-Effekte für andere Eurostaaten zu verhindern.
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