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Volle Breitseite gegen Edelmetalle: Aber abgerechnet wird zum Schluss

Die Entwicklung der Edelmetallpreise bietet wenig Anlass zur Freude. Am 12. und 15.4.2013 kam es zu einem regelrechten Abverkauf. Wir haben schon mehrere solcher „Schwarzen Freitage“ bei Gold und Silber erlebt, diesmal bekamen beide Metalle aber eine volle Breitseite. Auslöser für die massiven Verkäufe von Terminkontrakten im späten New Yorker Handel war ein unseliges Dreigestirn: EZB-Chef Mario Draghi (ex Goldman Sachs) forderte von Zypern den Verkauf der Goldreserven zur Abdeckung der entstandenen Verpflichtungen. Zuvor hatte sich schon der bestens vernetzte Großinvestor George Soros ebenso laut wie abfällig über das gelbe Metall geäußert. Schließlich setzte die berüchtigte Investmentbank Goldman Sachs nach und gab sogar eine Leerverkaufsempfehlung für Gold. Der Mainstream frohlockte über den gelungenen Coup, den er freilich nicht so nannte.
 

Zerstörte Charts
Betrachtet man die Chartbilder der Edelmetalle, dann wurde tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Ein wenig verwunderlich ist das Ganze dennoch: Schließlich denkt man gerade in der EU laut darüber nach, Spareinlagen über 100.000 EUR nicht mehr zu schützen. Eigentlich das Signal, zügig in systemferne Anlageformen umzuschichten. Zudem werden – es ist Vorwahlkampf in Deutschland – alle Formen sichtbaren Reichtums zunehmend unter Generalverdacht gestellt. Die Reichen-Hetze dient der Politik offensichtlich zur Vorbereitung des geplanten „Schröpfungsakts“, also der Heranziehung fremden Geldes zur Lösung der selbst verursachten Probleme. Auch dies eine Entwicklung, die eher für eine tendenziell verschwiegene Anlage in Gold & Co. spricht. Zudem sind Edelmetalle eine natürliche Absicherung gegen die weiter exzessiven Geldmengenausweitungen der Notenbanken.

 

Sinkende Kurse, steigende Attraktivität
Gerade für potenzielle Käufer hat der Preissturz die Attraktivität der Edelmetalle eigentlich erhöht. Edelmetallanleger, die (ausschließlich) zu hohen Preisen gekauft haben, dürften dagegen eher unter Druck sein und sich vielleicht sogar aus ihren Anlagen herausschrecken lassen – langfristig wäre das ein Fehler. Investmentlegende Jim Rogers weist im Interview in Smart Investor 5/2013 darauf hin, dass selbst Goldpreise von 1.200 USD/Feinunze nicht(!) dramatisch wären. Im Gegenteil, eine derartige Korrektur würde nach seiner Ansicht den Markt in wünschenswerter Form bereinigen.

Sukzessiver Aufbau
Bei physischen Edelmetallbeständen sollte man keinesfalls in Panik verfallen. Es gibt keine stichhaltigen Argumente, diese wieder in Papiergeld zurückzutauschen – schon gar nicht zu tiefen Kursen. Stattdessen sollte man diese rare Gelegenheit eher nutzen und Bestände sukzessive aufbauen. Im Moment ist auch noch das umsatzsteuerliche Umfeld attraktiv. Noch werden viele Silbermünzen nur mit dem „kleinen“ Mehrwertsteuersatz von 7% belastet und Anlagegold ist sogar umsatzsteuerfrei. Bei Silber wird sich das ab 2014 ändern und bei Gold muss es nicht so bleiben. Physische Ware kauft man übrigens am besten anonym bei renommierten Händlern vor Ort, etwa bei pro aurum. Wie tief die initiierte Verkaufspanik die Preise letztlich aber treiben wird, weiß niemand.

Dieser Text wurde in der aktuellen Ausgabe von „Smart Investor“ veröffentlicht.