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Anlagenotstand: Wohin mit dem Ersparten?

Wer Geld hat, hat eigentlich kein Problem – doch tatsächlich schlagen sich Sparer und Anleger seit Jahren mit einem besonderen Problem herum: Sie wissen nicht, wohin sie ihr Geld stecken sollen. Denn der sogenannte „Anlagenotstand“ sorgt dafür, dass die üblichen Anlageformen mit derart niedrigen Renditen belegt sind, dass sie für Otto Normalsparer nicht mehr interessant sind. Nur ein Beispiel: Deutsche Staatsanleihen notieren seit Jahren mit nominellen Renditen von praktisch 0 Prozent für eine Laufzeit von einem Jahr. Wer sein Geld für zehn Jahre aus der Hand gibt, bekommt ein mickriges Prozent pro Jahr. Vorbei sind die Zeiten, als deutsches Sparvermögen milliardenweise an Direktbanken in Island oder Irland übertragen und mit vier Prozent oder mehr verzinst wurde.


Seit Jahren ist vom Anlagenotstand die Rede: Viele Alternativen zu Aktien fallen weg, weil sie keine Rendite bringen. Der „Anlagenotstand“ ist das Investment-Phänomen der vergangenen Jahre und beschäftigt die Investoren auch im Jahr 2014. Mangels Alternativen treiben die Anleger den DAX trotz schwieriger wirtschaftlicher und geldpolitischer Rahmenbedingungen auf neue Jahreshochs. Sicherheitsorientierte Anleger dürften damit nicht gerade zufrieden sein, denn sie fürchten die Volatilität der Aktien.


Die meisten Anleger in Deutschland vertrauen weiterhin auf Bankanlagen. Doch das Sparbuch, des Deutschen liebstes Kind, bringt aktuell durchschnittlich etwa 0,5 Prozent Zinsen. Ein Tagesgeldkonto schafft aktuell ein bis höchstens zwei Prozent, ähnlich sieht es beim Festgeld aus. Bei längeren Bindungen sind minimal höhere Zinsen drin, allerdings ist eine lange Zinsbindung in der aktuellen Niedrigzinsphase nicht unbedingt sinnvoll. Und die Zinsen von Sparbuch und Co. werden aktuell fast vollständig von der Inflation aufgefressen. Meist müssen die Anleger sogar mit einem realen Verlust leben.


Abseits der typischen Bankangebote gibt es kaum Produkte, die für sicherheitsbewusste Investoren infrage kommen. Unternehmensanleihen sind bereits seit einiger Zeit bei den Anlegern sehr beliebt, haben jedoch wiederholt mit spektakulären Ausfällen für zweifelhafte Berühmtheit gesorgt. Auch die Renditen dieser Anleihen sind im Vergleich der vergangenen Jahre auf historische Tiefstände gesunken. Auch von Mittelstandsanleihen raten Experten ab, denn das Ausfallrisiko bei manchen Mittelständlern ist ungleich höher als bei etablierten DAX-Größen wie Siemens oder BMW.


Als solide Anlage gelten immer noch Immobilien – doch die Preise sind bereits explodiert. Viele Standorte verfügen über keinerlei Potenzial, andere zeigen Anzeichen einer Blasenbildung. Ähnlich sieht es auf den Aktienmärkten aus. Wer jetzt noch in die Aktienmärkte einsteigt, bewegt sich auf dünnem Eis. Denn die meisten Deutschen dürften, wenn sie jetzt investieren, zum falschen Zeitpunkt in den Aktienmarkt einsteigen, nämlich dann, wenn alle investieren und das Platzen der Blase bevorsteht oder der Markt zumindest aufgeheizt ist. Die Anleger sehen aber derzeit keine Alternativen. Aufgrund der negativen Realzinsen besteht der Anlagenotstand, der die Menschen in Aktien treibt. Die entfesselte Geldpolitik der Notenbanken heizt die Märkte zusätzlich an. Und die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung in den europäischen Peripheriestaaten wird von den meisten Ökonomen angezweifelt. Es ist kein Aufschwung in Sicht. Die Regierungen vieler Volkswirtschaften haben aufgrund der hohen Verschuldung keinen Spielraum für stimulierende Fiskalprogramme. Einige Anleger – besonders aus den Vereinigten Staaten – verlassen sich auf das Mantra von Mario Draghi, dass der Euro um jeden Preis gerettet wird, und investieren in europäische Werte, die im Durchschnitt etwas günstiger sind als US-Aktien. Aber dieses Geld ist schnell wieder weg, wenn die Probleme der Eurokrise wieder ins Scheinwerferlicht gerückt werden.


Der Anlagenotstand richtet das Interesse vieler Anleger auf die Edelmetalle: Anders als die meisten Anlageklassen haben diese im vergangenen Jahr verloren, viele Marktbeobachter gehen von einer gesunden Korrektur und einer Bodenbildung aus. Auch die lockere Geldpolitik der US-Notenbank sowie der FED spricht für das gelbe Metall. Wenn sich die Krise in der Ukraine weiter verschärft – und danach sieht es nach den russischen Drohgebärden durchaus aus – wird der „sichere Hafen“ Gold wieder an Bedeutung gewinnen. Von einer Entspannung ist die Ukraine weit entfernt – die Ost-Ukraine wird von bewaffneten Protesten und Besetzungen von öffentlichen Gebäuden erschüttert. Wladimir Putin denkt inzwischen auch offen über Hilfe nach, westliche Regierungen warnen vor einem Einmarsch in das Nachbarland. Weil die Ukraine eine wichtige Durchgangsstation für Ölexporte in den Westen und Russland einer der größten Energieproduzenten der Welt ist, hat der Konflikt direkte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Gold und Silber dürften sich also insbesondere in der derzeitigen geopolitischen Situation als richtiger Ausweg aus dem Anlagenotstand erweisen.
 

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