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Claus Vogt: Aktien runter – Gold hoch?

Vogt Claus Liebe Leser, 

Aktien runter, Gold hoch: Geht das überhaupt, werden Sie vielleicht fragen. Können Aktien denn fallen, solange die Zentralbanken Quantitative Easing betreiben, werde ich immer wieder gefragt. Und wenn die Aktienkurse tatsächlich fallen sollten, werden sie dann nicht auch den Goldpreis mit nach unten ziehen, so wie es im Jahr 2008 der Fall gewesen ist? 

Das Finanzgedächtnis der meisten Menschen ist sehr kurz. Selten reicht es mehr als zwei Jahre zurück. Und wenn doch, dann erinnern sich die Anleger gewöhnlich nur noch an die Eigenarten des unmittelbar vorangegangenen Zyklus, nicht jedoch an weiter zurückliegende Episoden. Außerdem bleiben allzu oft lediglich die besonders aufregenden Zeiten im Gedächtnis haften. Und selbst diese werden meist noch verfälscht erinnert, da sich Wahrheit und Dichtung - beziehungsweise Propaganda - im Lauf der Zeit immer mehr vermischen. 

All das sind völlig normale Prozesse. Sie lassen sich auf die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns zurückführen und auf die Tatsache, dass der Mensch ein Herdentier ist. Nicht nur seine Meinungsbildung, sondern auch seine Erinnerung wird mehr oder weniger stark durch soziale Einflüsse geformt. Deshalb ist es gerade an den Finanzmärkten wichtig, mit möglichst objektiven Modellen und Indikatoren zu arbeiten, die es uns ermöglichen, den Tücken des Menschseins ein Schnippchen zu schlagen.

Wir sind schon mittendrin – Spekulationsblase, die Dritte

Die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entstehung einer Spekulationsblase ist überreichliches Geld- und Kreditmengenwachstum. Dank globaler Nullzinspolitik und Quantitative Easing ist diese Bedingung weltweit erfüllt. Und die fundamentale Bewertung des Weltleitindex S&P 500 lässt keinen Zweifel daran, dass an den Aktienmärkten erneut eine Spekulationsblase entstanden ist.

Alle ökonomisch validen und bewährten Kennzahlen wie das Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und die Dividendenrendite kommen unisono zu diesem Ergebnis.

Gestützt wird diese Diagnose von den Sentimentindikatoren. Sie zeigen ein Höchstmaß an Sorglosigkeit und Euphorie. Beispielsweise hat die Summe der US-Wertpapierkredite im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt ein neues Allzeithoch erreicht. Ähnliche Größenordnungen gab es bei dieser wichtigen Spekulationskennzahl lediglich an den Aktientops der Jahre 2000 und 2007.

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Auch die Quantitative Easing-Blase wird wie Ihre Vorgänger platzen

Ein weiteres typisches Merkmal von Spekulationsblasen ist die massenhafte Verblendung, die sich unter den Anlegern breit macht. „Dieses Mal ist alles anders“, ist der charakteristische Schlachtruf, wobei der konkrete Inhalt des Andersseins natürlich variiert. Ende der 90er Jahre sollte die technische Revolution dafür sorgen, dass die Bäume in den Himmel wachsen und ökonomische Gesetze nicht mehr gelten. 2007 glaubten die Euphorisierten an immer weiter steigende Immobilienpreise als dauerhafter Wachstumsmotor.

Und heute? Heute pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die Marktmanipulationen der Zentralbankbürokraten alle bisher geltenden Regeln dauerhaft außer Kraft gesetzt haben sollen. Ausgerechnet.

Ich halte diesen Glauben an die Allmacht eines planwirtschaftlichen Preisfixingkomitees für die mit Abstand absurdeste Story, die jemals eine Spekulationsblase genährt beziehungsweise rationalisiert hat. Rund 25 Jahre nach dem unvermeidlichen Zusammenbruch des Kommunismus erlebt die Idee der Planwirtschaft eine neue Blüte: Zentralbanken statt Zentralkomitees. Was für ein Unsinn.

Wir haben es an den Aktienmärkten eindeutig schon wieder mit einer Spekulationsblase zu tun, der dritten innerhalb von 15 Jahren. Die Finanzmarktgeschichte lehrt, dass alle Blasen platzen. Sobald ihre Zeit gekommen ist, entwickeln sie eine Abwärtsdynamik, die durch nichts und niemanden aufzuhalten ist, auch nicht von Zentralbankbürokraten. Wenn Sie daran glauben, dass es diesmal anders sein wird, dann verhalten sie sich genauso wie es der typische Anleger in allen anderen Spekulationsblasen getan hat. Viel Glück.

Goldpreise und Aktienkurse sind nicht korreliert

Über lange Zeiträume betrachtet ist die Korrelation zwischen Aktien und Gold in etwa null. Die beiden Anlageklassen sind also unkorreliert: Manchmal - wie in 2008 - verhalten sie sich gleichgerichtet und manchmal gegenläufig.

Der folgende Chart zeigt Ihnen ein Beispiel für eine ausgeprägte gegenläufige Entwicklung:

Während sich die Aktienmärkte halbierten, legte der Goldpreis deutlich zu.
Quelle: www.decisionpoint.com

Im oberen Teil der Grafik sehen Sie den Kursverlauf des S&P 500 von 2000 bis 2003, im unteren Teil den des Goldes während desselben Zeitraums.

Deutlicher gegenläufig können sich zwei Anlageklassen kaum verhalten wie in diesem Beispiel. Während sich der S&P 500 halbierte, stieg der Goldpreis deutlich. Diese beeindruckende Episode liegt noch keine 15 Jahre zurück.

Fazit: Der Goldpreis kann steigen, während gleichzeitig die Aktienkurse fallen

Dennoch kann sich kaum ein Anleger daran erinnern, und ich ernte regelmäßig ungläubige Blicke, wenn ich das historisch gesehen Selbstverständliche sage: Der Goldpreis kann steigen, während gleichzeitig die Aktienkurse fallen.

Herzliche Grüße,

Ihr  

Claus Vogt

 

Zum Autor:

Claus Vogt ist Buchautor (Das Greenspan Dossier, Die Inflationsfalle, The Global Debt Trap, jeweils gemeinsam mit Roland Leuschel).

Claus Vogt hat den Beginn einer langfristigen Goldhausse bereits 2001 exakt beim Tiefstkurs von 255$ vorhergesagt und gemeinsam mit Roland Leuschel im Jahr 2000 und 2006 rechtzeitig vor dem Platzen der Spekulationsblasen an den weltweiten Aktien- und Immobilienmärkten gewarnt.

Ab sofort übernimmt er zusammen mit Roland Leuschel die Chefredaktion des Börsenbriefes „Krisensicher Investieren“. Weitere Informationen zum Börsenbrief erhalten Sie unter: www.krisensicherinvestieren.com 

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