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50 Jahre Krügerrand: Sammler und Anleger jagen Jubiläumsprodukte aus Südafrika

Sie stürmten von allen Seiten heran, drückten und drängelten sich aneinander vorbei, gelegentlich kamen auch Ellenbogen zum Einsatz – als am Morgen des 3. Februar 2017 die World Money Fair in Berlin ihre Tore öffnete, hatten viele Messebesucher nur ein Ziel: Südafrika. Das Land war als Ehrengast auf der Messe vertreten und hatte gleich zwei Stände vorbereitet. Bei der „South African Mint“ gab es eine ganzseitige Liste an Messe-Angeboten aus dem Numismatik-Programm zu kaufen, darunter den goldenen Jubiläums-Krügerrand mit einem Gegenstempel („Privy Mark“). Und die „Rand Refinery“ hatte alle Bullion-Jahrgänge des Krügerrand seit 1967 ausgestellt, die Besucher konnten ihren Geburtsjahrgang suchen und erfahren, was in diesem Jahr auf der Welt passiert ist.

 

Dirk Müller gratuliert Krügerrand zum 50. Geburtstag - Gold, Jubiläum

 

Der Run auf die Krügerrand-Präsentation in Berlin verdeutlicht eindrucksvoll einen Trend, der seit dem Anfang dieses Jahrtausends anhält: Der Krügerrand ist das Symbol schlechthin für das Investment in edle Metalle. Egal, ob es sich um eingefleischte Gold-Bullion-Fans handelt oder um Zeitgenossen, die sich eigentlich nicht für Münzen interessieren – bei Goldmünzen denken viele Menschen zuerst an den grazilen Springbock aus Südafrika, der auf dem Krügerrand zu sehen ist. Manche haben ihn zur Konfirmation oder zur Hochzeit bekommen, andere legten auf der Suche nach dem passenden Investment mit dieser besonderen Goldmünze den Grundstein für ihren persönlichen Edelmetallschatz: Der Krügerrand ist seit nunmehr 50 Jahren der Inbegriff der Gold-Bullion-Münze.

Eine wechselhafte Geschichte

Die Investment-Prägung der Rand Refinery kam erstmals im Jahr 1967 auf den Markt, hat seitdem eine wechselhafte Geschichte hinter sich und zählt heute zu den Standardprodukten eines jeden Edelmetallhändlers auf der ganzen Welt. Auf der Münze sind ein afrikanischer Springbock und der frühere Präsident der Südafrikanischen Republik, Paul Kruger (1825–1904), zu sehen – die Münze heißt korrekt also „Krugerrand“, in Deutschland wird das „u“ aber meist durch ein „ü“ ersetzt. Zum 50. Geburtstag gibt es viele Überraschungen für Sammler und Anleger: Sonderprägungen mit einem Jubiläums-Stempel („Privy Mark“), edel verpackte Münzsätze und die ersten Krügerrand-Münzen in Silber und Platin. Der Geburtstag sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit – im Internetauktionshaus eBay hat eine regelrechte Jagd auf die Sonderprägungen eingesetzt.

Dass eine Münze aus Südafrika zu einem Investment-Klassiker wird, war im Jahr 1967 allerdings noch nicht absehbar. Das sogenannte Bretton-Woods-System legte nicht nur weltweit einheitliche Wechselkurse für die wichtigsten Handelswährungen fest, sondern auch einen Fixpreis für Gold: 35 US-Dollar kostete eine Feinunze. Einheitliche Münzen zum Investment in Gold gab es nicht, viele Prägestätten, wie beispielsweise die Münze Österreich, behalfen sich mit Neuprägungen von historischen Goldmünzen. An einen breit angelegten Handel mit Bullion-Münzen war damals noch nicht zu denken.

Die Rand Refinery ging daher besonders vorsichtig vor und gab die ersten drei Jahrgänge des Krügerrand mit jeweils niedrigen fünfstelligen Auflagenzahlen heraus – sie sind heute gesuchte Raritäten mit hohen Sammlerwert-Zuwächsen. Erst nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1973 wurden Millionen-Auflagen erreicht und der Krügerrand trat seinen Siegeszug an.

Dieser wurde 1986 allerdings jäh ausgebremst, als die weltweite Staatengemeinschaft südafrikanische Waren infolge der drastischen Apartheid-Politik boykottierte. Auch nach dem Ende des Waren-Embargos im Jahr 1999 blieben die Auflagen des Krügerrand bis 2006 im fünfstelligen Bereich, seitdem wird der Krügerrand jährlich mit Auflagen unterhalb von einer Million Stück geprägt.
Ausgerechnet in die Zeit des Handelsembargos fiel die Einführung eines besonderen Sammlerproduktes, welches heutzutage zu den seltensten Schätzen im Edelmetallbereich zählt: Das sogenannte „Prestige Set“ vereint vier Goldmünzen mit dem Krügerrand-Motiv zu einer ganzen und halben sowie einer Viertel- und Zehntelunze in der feinsten Prägequalität „Polierte Platte“ in einer edlen Holzkassette. Die Auflagenzahlen lagen in den Jahrgängen 1986 bis 1995 jeweils unterhalb der Marke von 1.000 Stück. Erst seit 1997 werden die Prestige Sets systematisch für den internationalen Export hergestellt. Die vergangenen Jahrgänge sind größtenteils in Südafrika verblieben und auf dem Markt so gut wie nicht mehr zu bekommen.


Krügerrand-Festspiele in Berlin

In diesem Jahr glich die World Money Fair eher einem Krügerrand-Festspiel anlässlich des 50. Geburtstags. Überall im Estrel Convention Center war der grazile Springbock zu erblicken. Der Andrang beim Verkaufsstand der South African Mint, welche die numismatischen Produkte wie beispielsweise die Proof-Prägungen des Krügerrand verkauft, sowie dem Pavillon der zweiten südafrikanischen Präge-Institution, der Rand Refinery mit Schwerpunkt auf dem Bullion-Bereich, war gewaltig. Ständig posierten Gäste mit ihrem Krügerrand-Geburtsjahrgang, machten Erinnerungsfotos und ließen sich, begleitet durch den Krügerrand, in die wechselhafte Weltgeschichte der vergangenen fünfzig Jahre entführen. Denn während im zurückliegenden halben Jahrhundert viel passiert ist, hat sich an der Zusammensetzung und dem Design des Krügerrand nichts geändert – diese Tradition ist nach Einschätzung von Richard Collocott einer der Gründe für die große Beliebtheit des Krügerrand und das große Vertrauen der Investoren in die Münze aus Südafrika.

Geprägte Schätze aus Südafrika werden von zwei Unternehmen hergestellt: Die Rand Refinery ist seit 1920 für die Verarbeitung des südafrikanischen Goldes verantwortlich und hat bisher mehr als 50.000 Tonnen Gold raffiniert, also etwa ein Drittel der gesamten Goldmenge, die jemals in der Menschheitsgeschichte gefördert wurde. Heutzutage sind die Produkte der Rand Refinery überall auf der Welt an den Edelmetallmärkten anerkannt. Die Rand Refinery bezieht neben dem Gold aus dem eigenen Land auch etwa 25 Prozent des gesamten Goldes, welches auf dem afrikanischen Kontinent gefördert wird. Aus der Rand Refinery kommen auch die Ronden für die Krügerrand-Bullion-Münzen.

Heutzutage wird die Investment-Münze im Rahmen eines Joint-Ventures zwischen der Rand Refinery und der South African Mint, also der Münzprägestätte des südafrikanischen Staates, hergestellt – mit kuriosen Auswirkungen: Die Münzronden werden per Helikopter von der Rand Refinery zur South African Mint geflogen, in Pretoria erfolgt die Herstellung. Danach werden die fertigen Münzen ebenfalls per Helikopter nach Germiston zurückgeflogen, wo die Rand Refinery ihren Sitz hat.

Während Sammler und Anleger die Jubiläumsprodukte der South African Mint jagen, die primär für Numismatik-Fans gestaltet wurden, bereitet die Rand Refinery eine weitere Sensation vor: Ab dem Herbst soll der Krügerrand als reguläre Bullion-Münze in Millionenauflage nah am reinen Silberpreis verkauft werden. Die Südafrikaner treten somit in direkte Konkurrenz zu Silber-Klassikern wie dem Wiener Philharmoniker, Maple Leaf oder American Silver Eagle. Bisher gab es aus Südafrika kein Silberprodukt zur Edelmetallanlage. Dies soll sich künftig ändern – und der Run auf die Sammlerausgaben des Silber-Krügerrands könnte der Anfang einer neuen Ära in der Erfolgsgeschichte des Krügerrand sein.