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Dirk Müller: Die schleichende Inflation bedroht unsere Vermögen

pro aurum Info-Talk mit Dirk Müller alias Mister Dax, Uwe Bergold und pro aurum-Geschäftsführer Mirko Schmidt. Alle Experten sind sich einig: Die schleichende Inflation bedroht die Vermögen.


Herr Müller, Sie kritisieren die Politik des billigen Geldes der Notenbanken. Kürzlich haben Sie gar vor einer Stagflation gewarnt. Welche Portfoliostrategie verfolgen Sie vor dem Hintergrund dieser negativen Prognose?

Ich kritisiere nicht prinzipiell die Politik des billigen Geldes, denn das wird das einzige sein, was uns aus der Schuldenproblematik der OECD-Staaten raushelfen wird. An Inflationierung führt kein Weg vorbei. Ich kritisiere aber sehr wohl die falsche Form der Inflationierung: Auf der einen Seite pumpen wir Milliarden in die Finanzsysteme, gleichzeitig wird durch die Sparpakete in Europa die Konjunktur abgewürgt. Das führt langfristig zu einer Verarmung der Gesellschaft und Unternehmenspleiten.

 


Der Begriff „Finanzielle Repression“ macht unter namhaften Finanzexperten die Runde. Gemeint ist damit eine sukzessive Enteignung von Sparern und Anlegern, indem die Zinsen durch Markteingriffe unter die Inflationsrate gedrückt werden. Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario aus Ihrer Sicht?

Ein Teil der Schulden und Guthaben werden gegeneinander neutralisiert, also inflationiert. Eine solche Inflationspolitik machte aber eigentlich nur Sinn, wenn gleichzeitig das zusätzlich geschöpfte Geld auch dazu eingesetzt würde, Konjunkturpakete zu finanzieren und den Arbeitsmarkt zu stimulieren. Daraus könnten dann Wachstumsimpulse entstehen. Wir werden jedoch eine Phase der Inflation sehen, die nicht einhergeht mit steigender Wirtschaftsleistung und weniger Arbeitslosen. Das Gegenteil wird der Fall sein: Wir werden eine Stagflation bekommen, also eine schrumpfende Wirtschaft, zunehmende Arbeitslosigkeit und gleichzeitig steigende Preise. Eine Katastrophe für die Bevölkerung!


Herr Bergold, wie sieht Ihre Analyse aus: Erleben wir derzeit den schleichenden Tod der Papierwährungen, wie es manche Beobachter ausdrücken?

Fakt ist: Wir haben bereits eine schleichende Inflation und zwar in Form der so genannten Asset Price Inflation. Die Überschussliquidität, die ins System gepumpt wird, hat massive Auswirkungen auf den Anleihemarkt – hier haben wir die niedrigsten Zinsen seit Aufzeichnung der Daten. Gleichzeitig sehen wir eine Immobilienblase, da aufgrund der Überschussliquidität vielerorts die Immobilienpreise nach oben getrieben werden.


Welche Faktoren sprechen Ihrer Meinung nach jetzt noch für eine Anlage in Gold?

Es gibt ökonomisch betrachtet eigentlich nur diesen einen Grund: die negative Realverzinsung. Das Krisenargument kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Der Goldpreis befindet sich seit 1999 oder spätestens seit 2001 in einem Bullenmarkt. Zum damaligen Zeitpunkt hat aber niemand über mögliche Staatspleiten oder Bankenkollapse gesprochen. Die Goldpreis-Hausse wurde von Anfang an einzig und allein genährt durch den Inflationseffekt, der sich auf alle zinstragenden Anlageklassen ausgewirkt hat. Anleger haben immer die Wahl zwischen beispielsweise festverzinslichen Wertpapieren, Aktien oder Immobilien. Diese bringen Zinsen, Dividenden oder eben Mietzinsen. Gold hingegen rechnet sich für Anleger nur dann, wenn die zinstragenden Assets trotz der regelmäßigen Ausschüttung real Kapital vernichten. Dies ist derzeit der Fall. Das ist der einzige Grund, warum der Goldpreis aktuell steigt und auch aller Voraussicht nach weiter steigen wird.

 


Herr Müller, welche Begründung haben Sie dafür, dass viele Anleger laut aktuellen Umfragen Gold für die sicherste langfristige Anlage halten – aber selbst noch nicht investieren?

Die Bürger haben schon seit vielen Jahren kein Gold mehr im Bestand. Das hat man ihnen ausgetrieben, indem man die Goldanlage der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Trotz allem ist im Volksgedächtnis erhalten geblieben, dass Edelmetalle doch dauerhaften Werterhalt gewährleisten können. In der jetzigen Krisensituation – der Sorge ums Papiergeld – besinnt man sich dieser alten Werte. Ich selbst empfehle, 10 bis 20 Prozent des liquiden Anlagevermögens in physische Edelmetalle zu investieren – nicht in erster Linie, um die Rendite zu steigern, sondern aus Gründen des Vermögensschutzes.


Herr Schmidt, glauben Sie, dass Gold in den meisten Anleger-Portfolios sein wird, wenn wir nahe an den Höchstkursen sind oder ist Gold allgemein nur etwas für eine bestimmte Gruppe von Anlegern?

Wir gehen davon aus, dass sich künftig immer mehr Anleger für Edelmetalle interessieren werden. Wir haben derzeit in den Portfolios einen Edelmetall-Anteil zwischen drei und fünf Prozent. In den Spitzenzeiten wird sich diese Quote auf über 20 Prozent erhöhen.


Herr Schmidt, pro aurum kooperiert zunehmend mit Banken, die Edelmetalle in ihre Beratung integrieren wollen. Wie profitieren die Kreditinstitute und deren Kunden von dieser Zusammenarbeit? Ist den Banken denn bewusst, dass Sie im Bereich „Edelmetall-Beratung“ Nachholbedarf haben oder müssen Sie Überzeugungsarbeit leisten?

Die Banken stehen hier vor einer epochalen Herausforderung. Denn insbesondere die öffentlich-rechtlichen Institute haben den Auftrag, das Vermögen der Region zu schützen. Die Banken erkennen zunehmend, dass Edelmetalle mit in das Vermögensportfolio aufgenommen werden müssen. Die Banken profitieren von der Kooperation mit pro aurum insofern, als wir das gesamte Dienstleistungsspektrum darstellen können.


Herr Bergold, Sie haben früher selbst in verantwortlicher Position bei Banken gearbeitet. Warum plädieren Sie dafür, dass Kreditinstitute Edelmetalle nicht nur ihren Kunden als Teil des Portfolios empfehlen, sondern auch Gold und Silber in das so genannte Eigendepot aufnehmen?

Wir haben 2001/2002 als eine der ersten Sparkassen Gold ins A-Depot aufgenommen. Zum einen ist hier der Inflationsschutzgedanke wesentlich. Aber auch ein Aspekt aus der Portfoliotheorie ist wichtig: Gold korreliert negativ zum Anleihen- und Aktienmarkt. Investoren haben also einen großen Risiko-Reduktions-Effekt, wenn sie einen gewissen Anteil des Depots in Gold umschichten. Die Banken hätten also eine Absicherung im Eigenbestand, falls die Anleiheblase platzt.