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ZEHN JAHRE PRO AURUM IN BERLIN:

„Mit einem Schlag waren Edelmetalle eine gefragte Anlageform“: Ein Interview mit dem Geschäftsführer der pro aurum Berlin GmbH & Co. KG, Heiko Ganß:

 

10 Jahre pro aurum Berlin In den vergangenen zehn Jahren ist auf dem Goldmarkt viel passiert, auf eine langjährige Hausse folgte eine Schwächephase bei Gold. Gibt es zum zehnjährigen Jubiläum von pro aurum in Berlin für Sie als Geschäftsführer der Hauptstadt-Niederlassung trotzdem Grund zu feiern?

Heiko Ganß: Nach sieben Jahren mit steigenden Notierungen war es auch mal wieder Zeit für fallende Kurse. Bei der Gründung von pro aurum Berlin im Mai 2005 kostete das Kilo Gold knapp 10.850 Euro. In der Spitze bezahlte man dann im September 2012 knapp 44.750 Euro und aktuell wird es für 35.250 Euro gehandelt. Aber das Preisniveau spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle, habe ich doch hier Kunden, die kaufen und verkaufen wollen und dementsprechend unterschiedliche Maßstäbe an das Kursniveau legen. Für mich ist es viel wichtiger, dass derzeit täglich zwischen 80 und 100 Kunden den Weg hierher zu pro aurum in die Hardenbergstraße finden, um sich bei uns zum Thema Edelmetalle beraten zu lassen, zum Kauf, zum Verkauf oder auch zur Einlagerung von Gold und Silber.

Wie hat sich der Edelmetallhandel in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Ganß: Im Jahr 2005 waren Edelmetallinvestoren noch wenige Spezialisten, die negative Erfahrungen mit dem Geldsystem aus der Vergangenheit in die Zukunft projizierten. Spätestens seit 2008 mit dem Fall der US-Investmentbank Lehman Brothers wurden Edelmetalle dann eine Art Volksinvestment: Mit einem Schlag waren Gold und Silber eine gefragte Anlageform – Schlangen bildeten sich vor unserem Laden schon vor der Öffnungszeit, es gab täglich mehrere Interviewanfragen, Kamerateams rückten an und wir waren plötzlich gefragte Gesprächspartner in Wirtschaftssendungen. Zudem konnte man mit einem Mal mit dem Kauf und Verkauf von Gold und Silber Geld verdienen – nicht wenige Kunden nutzten den rasanten Kursanstieg von 2008 bis 2012 und verkauften gewinnbringend ihre kurz zuvor bei uns gekaufte Ware wieder. Auch wenn die Kurse Ende 2012 wieder nachgaben – geblieben ist der Fakt, dass ein Investment in Edelmetalle wieder eine ganz „normale“ Geldanlage geworden ist. Gold und Silber haben sich wieder zu liquiden Anlageformen entwickelt, die man jederzeit und überall kaufen und verkaufen kann.

Heiko Ganß
Geschäftsführer pro aurum Berlin GmbH & Co. KG

Und wie sieht die Nachfrage nach Edelmetallen aktuell aus?

Ganß: Klar, nach über zwei Jahren ausschließlich fallender Notierungen ist die Stimmung am Markt schlecht. Manche sehen die explodierenden Aktienkurse und fragen sich, ob sie nicht vielleicht besser etwas weniger Gold im Depot haben sollten. Die Medien berichten nur sehr verhalten über Gold und wenn, dann immer mit Bezug auf die fallenden Preise. Nicht wenige verlieren die Geduld und verkaufen. Alles in allem also Zeichen einer baldigen Trendumkehr, denn je schlechter die Stimmung am Markt, desto näher rückt das Ende der derzeitigen Preiskorrektur. Da wir uns bei pro aurum sowohl auf den Verkauf als  auch auf den Ankauf von Edelmetallen spezialisiert haben, können wir von beiden Entwicklungen profitieren.

Welche Artikel sind am Standort von pro aurum in Berlin aktuell stark gefragt?

Ganß: Wir haben vor Kurzem intern eine Untersuchung durchgeführt und festgestellt: Das Interesse an bestimmten Artikeln aus unserem Sortiment ist über alle deutschen Niederlassungen nahezu gleich. Beliebteste Münze ist und war der südafrikanische Krügerrand. Vielleicht nicht unbedingt die schönste, dafür aber die älteste und am weitesten verbreitete Anlagemünze. Zudem ist sie durch ihre Legierung besonders unempfindlich gegenüber Beschädigungen. Soll es etwas mehr Gold fürs Geld sein, dann greifen unsere Kunden gerne zu Barren in den Größen 100 und 250 Gramm, denn je größer die Einheit Gold, desto geringer der Grammpreis. Diese Bestseller-Liste hat sich in den letzten zehn Jahren praktisch nicht verändert. 

Und wie sieht es bei Silber aus?

Ganß: Hier haben unsere Kunden in den ersten Jahren unseres Bestehens vor allem große Barreneinheiten à 1, 5 oder 31 Kilo gekauft, um möglichst viel Silber für ihr Geld  zu bekommen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir auf unserem kleinen Hinterhof an unserem ersten Standort in der Berliner Torstraße die Kofferräume unserer Kunden mit Silberbarren vollgeladen haben. Manche Autos kamen anschließend kaum über die Verankerung der Toreinfahrt drüber. Durch die Erhöhung der Umsatzsteuer auf Silberbarren 2007 von 16 Prozent auf 19 Prozent sowie durch gleichzeitig anziehende Silbernotierungen rechneten sich für die Anleger dann aber immer mehr die Silbermünzen wie der Wiener Philharmoniker oder der Maple Leaf aus Kanada. 

Berlin ist Standort mehrerer renommierter Münzenmessen sowie Auktionen. Welche Rolle spielt die Numismatik bei pro aurum in Berlin?

Ganß: Einen Krügerrand oder eine Pfundmünze aus den 60er-Jahren fachgerecht zu bewerten, ist die eine Sache. Numismatik eine ganz andere. Hier ist ein enorm großes Fachwissen, gepaart mit langjähriger Erfahrung und guter Vernetzung notwendig, um erfolgreich zu sein. Wir bündeln bei pro aurum dieses Know-how an unserem Hauptfirmensitz in München. Das heißt aber nicht, dass hier in Berlin für Numismatik-Kunden die Tür verschlossen bleibt. Im Gegenteil: Durch hochauflösende Kameras sind wir jederzeit in der Lage, uns angebotene numismatische Stücke in Echtzeit von unseren Experten in München bewerten zu lassen und den Ankauf in den meisten Fällen dann sofort hier vor Ort abwickeln zu können. Auch veranstalten wir hier regelmäßig für unsere Kunden sogenannte Numismatik-Tage. An solchen Tagen ist ein Experte aus München hier vor Ort und bewertet komplette Sammlungen. Es geht aber auch andersherum. Möchte ein Berliner Kunde numismatische Kostbarkeiten erwerben, so schicken die Münchner Kollegen das gewünschte Stück zur Ansicht in unsere Geschäftsstelle. 

Und welche Produkte abseits von physischen Edelmetallen erfreuen sich besonderer Beliebtheit?

Ganß: Ganz klar – unsere Schließfächer. Seit unserem Umzug 2009 in die Hardenbergstraße haben wir die Möglichkeit, unseren Kunden Schließfächer hier in der Geschäftsstelle anzubieten. Schon nach kurzer Zeit waren alle Fächer belegt, sodass wir uns genötigt sahen, unsere Kapazitäten aufzustocken. Nun haben wir knapp 200 Fächer – auch diese komplett vermietet. Ein zweites Highlight neben den Schließfächern ist unser Altgoldankauf. In den ersten Jahren haben wir Kunden mit alten Ringen, Ketten und Zahngold noch weggeschickt. Für uns zählten nur Krügerrand und Co. Gerade aber nach den enormen Kurssteigerungen ab 2008 kamen immer mehr Kunden mit dem Wunsch, neben den klassischen Edelmetallprodukten auch sogenanntes Altgold bei uns handeln zu können. Unsere geschulten Experten bedienen sich heute eines modernen Röntgenfluoreszenzmessgerätes, das präzise Messergebnisse liefert. Mit dieser Analysemethode, die ursprünglich aus der Materialforschung stammt und sich im Edelmetallhandel seit einigen Jahren mehr und mehr etabliert, erhalten wir genaueste Hinweise auf den Feingehalt von Gold, Silber, Platin oder Palladium. Bei Legierungen kann so beispielsweise exakt die prozentuale Verteilung der einzelnen Edelmetalle bestimmt werden. Wir sind nun auch ein kompetenter und vor allem fairer Ansprechpartner, wenn es um die Bewertung von altem Schmuck geht. 

Wie geht es mit Gold im Jahr 2015 weiter?

Ganß: Es gibt Analysen, Charts, Marktberichte – alle versuchen, eine Orientierung zu geben, wie viele Dollar oder Euro das Gold zu irgendeinem Zeitpunkt kosten wird. Eines haben alle diese Prognosen gemein: Niemand kann in die Zukunft schauen. Aber das ist es auch gar nicht, was das Investment in Gold so einzigartig macht. Wer in Gold investiert, möchte doch sein erarbeitetes Vermögen konservieren, es gegen die Risiken an den Finanzmärkten schützen, sodass er es eines Tages weitervererben oder selbst verleben kann. Fast über die gesamten zehn Jahre hier in Berlin begleite ich einen Kunden, der den größten Teil seines Lebensabends auf Kuba verbringt. Er genießt dort das stressfreie Leben, das sich noch auf das Wesentliche konzentriert, abseits von jeglichem Konsumrausch. Finanzieren tut er das Ganze mit Gold, welches er vor vielen Jahren gekauft hat und nun ein- bis zweimal im Jahr verkauft, um den nächsten Flug nach Kuba und den Aufenthalt dort zu bezahlen. Die Diskussionen hier in Europa, ob der Euro nun auf- oder abwertet oder vielleicht gänzlich scheitert, kann er ganz entspannt verfolgen oder gleich abschalten. Er hat in die älteste Währung der Welt investiert, die bisher viele Papierwährungen, Finanz- und Wirtschaftskrisen hat kommen und gehen sehen und es über alle Jahrhunderte hinweg geschafft hat, Vermögen zu erhalten.

 


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